Ich war von Januar - April 2006 auf der C8. Es war ein schöner Aufenthalt. Aber mehr auch nicht.
Ich habe es als sehr oberflächlich erlebt, durchsetzt von einer unglaublichen Gleichgültigkeit.
Ich hatte 7 Monate um den Platz gekämpft und kam nach 5 Monaten Wartezeit hochmotiviert dorthin. Aber irgendwie lief diese Motivation ins Leere. Es war chaotisch, improvisiert und ohne System. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, daß die eine adäquate Antwort auf mich hatten. Ein Therapiekonzept gab es nicht. Und ich glaube, darüber hatte auch keiner nachgedacht.
Man wird durch ein Standardprogramm geschleust. Eine Art Häppchentherapie nach dem Gießkannenprinzip.
Mir unverständlich und wenig förderlich für die Eingewöhnung war der Umstand, daß ich in der ersten Woche noch nicht an der Gruppentherapie teilnehmen sollte. Ärgerlicherweise habe ich dadurch eine Familienaufstellung verpaßt.
Die Gruppe war groß und hatte zwei verschiedene Therapeuten (Gruppe 2). Ständig kam jemand dazu oder wurde entlassen. Die spärlichen Gruppenzeiten (2x pro Woche) wurden durch die Verabschiedungs- und Begrüßungsrituale zusätzlich knapp. Dadurch bekam die Kleingruppe (1x pro Woche) ein zu großes Gewicht. Nicht immer hat man das Glück, in einer Gruppe zu landen, wo eine konkrete Arbeit ansteht. Ich hatte insgesamt 4 Kleingruppen, aber nur in der letzten wurden "Häuser" vorbereitet.
Die Arbeit an einem "Haus" mitzuerleben, ist oft einfach wichtig, um es auch selber machen zu können.
Einzeltherapie gab es 1x pro Woche. Dort hatte ich drei Therapeuten: 4 Termine bei der ersten, 2 Termine beim zweiten, 6 Termine beim dritten. Nie ging es in die Tiefe, immer war die Zeit knapp.
Die erste war fast weg, als ich kam. Der zweite war bloß eine Zwischenlösung; das war für beide Seiten schwierig und ziemlich sinnlos. Als der dritte Therapeut kam, dachte ich, jetzt würde es endlich mit der Therapie losgehen. Stattdessen wurde meine Entlassung eingeläutet.
Unter diesen Bedingungen war es schwierig, Vertrauen zu Therapeuten und zu Mitpatienten zu entwickeln. Mir ist das nur im Ansatz gelungen. Nichts von dem, was mein Leben belastet, kam bei diesem Aufenthalt zur Bearbeitung.
Manchmal hatte ich den Eindruck, daß es in erster Linie darum ging, daß das Protokoll gestimmt hat.
Eins meiner Probleme ist, daß ich ständig das Gefühl habe, keine Zeit zu haben. Daß dann auch in der Klinik ständig die Zeit knapp war, das war absurd und kontraproduktiv.
Außerhalb der Veranstaltungen blieb man sich selbst überlassen. Es gab zwar das Angebot, daß man sich jederzeit ans Pflegepersonal wenden könne, aber das Angebot zu haben und es auch wahrzunehmen, sind zwei verschiedene Sachen.
Für mich war es der erste Klinikaufenthalt, und es hat mich ziemlich unter Streß gesetzt, den Alltag mit anderen zu verbringen. Auch der Umgang mit dem Pflegepersonal. Ich bin es nicht gewohnt, andere an meinem Leben teilhaben zu lassen. Allein der Umstand, daß nachts das Zimmer kontrolliert wird, hat bei mir Schlafstörungen verursacht.
Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich in der Lage war, die Möglichkeiten der Station für mich zu nutzen. Rückblickend muß ich sagen: zu lange. Das Gefühl, angekommen zu sein, hatte ich da bis zum Schluß nicht.
Ich denke, mit einer intensiven Betreuung wäre das anders gelaufen.
Was ich heute anders machen würde:
Bei mir war alles auf Therapie ausgerichtet. Dadurch habe ich mich abhängig gemacht. In Zukunft würde ich den Schwerpunkt anders setzen.
(Was nützt einem die Motivation, wenn die andere Seite nicht genauso motiviert ist.)
Nicht nachvollziehbar war mir, daß sich niemand dafür interessiert hat, was man gut fand und was man schlecht fand und warum. Immerhin war man 3 1/2 Monate vor Ort! Es gab keinen Fragebogen, es gab keine Nachsorge. Man wurde entlassen und das war's, und der Nächste bitte.
Sinnvoll wäre auch gewesen, nach Halbzeit (oder nach 4 Wochen oder bei einem der Therapeutenwechsel) eine Art Zwischencheck zu machen, welche Veranstaltungen Sinn machen und welche nicht, und den Stundenplan entsprechend zu entrümpeln. Es gab zuviele Pflichtveranstaltungen, ohne daß nach dem persönlichen Nutzen gefragt wurde. Dadurch wurde viel Zeit verschenkt.
Nicht nachvollziehbar war mir ebenfalls, daß man nicht über Diagnosen informiert wurde. Ich hatte mich als zwangsgestört vorgestellt, wurde aber nicht als zwangsgestört eingestuft. Mitgeteilt wurde mir das nicht; ich habe es durch Zufall erfahren.
Heute wünsche ich mir, dieser Aufenthalt ließe sich rückgängig machen. Der Preis war zu hoch.
Für mich war es eine gigantische Fehlinvestition. Motivierter, als ich es war, kann man kaum sein, und mehr Hoffnung haben kann man auch nicht. Das, was ich da vorgefunden habe, wurde dem nicht annähernd gerecht.
Wenn man bedenkt, daß es ein ganzes Jahr Vorlaufzeit gab, bis ich den Platz endlich hatte, dann war das alles ein verdammt schlechter Witz.
Der sich allerdings früh ankündigte, nämlich am Aufnahmetag, als die Ärztin mich begrüßte mit der Aussage, sinngemäß: sie würde die Klinik bald verlassen, und wenn ich wollte, könnte ich wieder gehen.
Rückblickend muß ich sagen: Da war die Marschrichtung bereits vorgegeben.
Der Aufenthalt hat mich runtergezogen - sowohl seelisch als auch körperlich.
Das Problem ist: Je mehr man investiert, umso mehr kann auch kaputtgehen. Zur Zeit bin ich weit davon entfernt, mich nochmal auf irgendwas oder irgendwen einzulassen. Irgendwie ist die Luft raus.
Und Sport war seitdem auch nicht mehr drin.
Als ich auf die C8 kam, konnte ich mich mit einiger Berechtigung als topfit bezeichnen (6x pro Woche Sport). Bei der Entlassung konnte ich das nicht mehr. Und das war erst der Anfang.
Medizinisch sollte man sich auf nichts einlassen, was man nicht selber ambulant hat checken lassen.
Ich habe durch eine unangemessene Medikation massive Herzrhythmusstörungen bekommen, die später einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten, der sogar lebensbedrohlich wurde.
Das wäre vermeidbar gewesen. Ein Telefonat mit der ambulanten Internistin hätte gereicht!
Das Problem ist: die ambulanten Ärzte werden nicht gefragt. Und die Klinikärzte wissen, wie ich erfahren mußte, eben nicht alles.
Zur Zeit geht es für mich darum, das Vertrauen in den eigenen Puls zurückzukriegen.
(Ein ausführlicher Bericht meinerseits an den Bezugstherapeuten von der C8 blieb ohne Reaktion.)
Eine unangenehme Massenabfertigung waren die Blutentnahmen. Man sollte darauf achten, daß Handschuhe benutzt werden. Ich habe mehrfach erlebt, daß das nicht der Fall war.
Ohnehin hätte ich mir dort manchesmal weniger Hektik gewünscht. Es sind nicht die besten Bedingungen, wenn 1 Meter weiter ein Kommen und Gehen herrscht. Und eine falsch gesetzte Nadel kann schmerzhaft sein.
Stichwort Arbeitstherapie.
Ein Thema für sich. Zur Wahl stehen 6 Bereiche. Ich habe eine schlechte Wahl getroffen.
Ich hatte ein Problem und habe das Gespräch gesucht, und das war alles andere als konstruktiv. Es gibt Regeln für einen fairen Umgang miteinander. Nicht jeder Therapeut hält sich dran.
Das ist leider Fakt und war absolut indiskutabel. Mein fachliches Interesse blieb davon unberührt, dennoch habe ich mich dann entschieden, diese Abteilung zu verlassen.
Ich denke, ein Mindestmaß an Sachlichkeit sollte man erwarten können, wenn man sich mit einem Anliegen an einen Therapeuten wendet. Gleiches gilt für einen vernünftigen Umgangston. Für mich war es inakzeptabel, mich behandeln zu lassen wie einen Minderjährigen.
Ich halte es für sinnvoll, darauf hinzuweisen, daß so etwas vorkommen kann.
Im Umgang mit einem Therapeuten rechnet man für gewöhnlich nicht damit. Als Patient kann man da ziemlich hilflos sein. Und der Bezugstherapeut hilft auch nicht immer.
Natürlich gab es auch Dinge, die mir gutgetan haben. Die Ausstattung von Klinik und Station, zum Beispiel. Die Lage, die Ruhe, der Schnee. Das geniale Zimmer. Die Möglichkeit, Musik zu machen. Erwähnenswert ist auch, daß man viele Freiheiten hat, auch, was die Mahlzeiten betrifft. Und organisatorisch ist es ein immenser Vorteil, daß man die Möglichkeit hat, jedes Wochenende wegzufahren.
Ich hatte da eine Wohnqualität und eine Lebensqualität, die ich normalerweise nicht habe.
Ich denke heute, ich hätte diesen Aufenthalt besser nutzen können, wenn ich nicht für Therapie dorthin gegangen wäre, sondern einfach, um eine schöne Zeit zu haben.
Als Hotelaufenthalt ist es absolut empfehlenswert. Als Therapieaufenthalt war es ein Schlag ins Gesicht. Und medizinisch war es eine Katastrophe.
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Frage wie läuft ein Erstkontakt Gespräch ap wenn Mann jemand besuchen will