Ich war von März bis Mai 2009 wegen Depressionen und Burn-out in der Hohenfeld-Klinik.
Mir hat es zwar gut gefallen, weil die Atmosphäre unter den Patienten sehr angenehm ist, andererseits geht es mir nach dem Klinikaufenthalt aber nicht besser als vorher.
Bad Camberg ist ein sehr kleiner Ort, wo wirklich nicht viel los ist. Die Klinik ist am Stadtrand direkt am Kurpark gelegen, man ist aber in ungefähr fünf Minuten zu Fuß in der Innenstadt.
In der Klinik hat jeder Patient ein Einzelzimmer mit Bad. Jedes Zimmer verfügt über einen Balkon und einen Fernseher. Telefon kann man mieten. Die Zimmer sind nicht sehr groß, aber man hat dort alles was man braucht. In der Woche werden die Zimmer vom Zimmermädchen gereinigt, am Wochenende muss man das selber machen.
Das Alter der Patienten ist durchschnittlich zwischen 30 und 50 in der Psychosomatik. In der Orthopädie sind sehr viel ältere Menschen. Insgesamt sind in der Klinik mehr Frauen als Männer.
Zum Essen geht man in den Speisesaal. Das Mittagessen kann man aus drei Angeboten am Tag zuvor auswählen, und es war in den sechs Wochen immer sehr gut. Außerdem hat die Klinik eine Cafeteria, die in der Woche bis 21.30 Uhr geöffnet hat, am Wochenende leider nur bis 17.30 Uhr.
Außerdem gibt es ein Schwimmbad, das man morgens und abends benutzen kann, einen Fitnessraum, eine Sauna, Solarium, Kegelbahn, zwei Sporthallen, Tischtennisplatten und im Garten eine Liegewiese mit Liegestühlen. Insgesamt ist alles da, um sich wohl zu fühlen.
Sehr gut ist auch das Freizeitprogramm. Da wird wirklich sehr viel angeboten.
Jeden Abend und am Wochenende gibt es Veranstaltungen, die man freiwillig mitmachen kann, z. B. Malen, Schmuck herstellen, Serviettentechnik, Singen, Tanzen, Theater spielen, Badminton, Tischtennis, Kegeln, Boule, Nordic Walking, Radtouren, Wanderungen oder Busfahrten. Dafür gibt es eine Teilnahmeliste, in die man sich eintragen kann. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht.
Tagsüber hat man verschiedene Anwendungen, z.B. Massagen, Fango, Vollbäder, Gymnastik, Wassergymnastik, Gerätetraining, Walking, Progressive-Muskelentspannung, Atemgymnastik, Vorträge, Gruppentherapie und Einzeltherapie.
Hier hängt der Erfolg aber sehr davon ab, ob man einen guten Therapeuten hat oder nicht. Diesen kann man sich aber nicht aussuchen, man wird am ersten Tag einem Therapeuten zugeteilt und auch in verschiedene Therapiegruppen eingeteilt. Es gibt z.B. eine Berufsbezogene Therapiegruppe, eine Kontaktgruppe, eine Körpererfahrungsgruppe, eine Adipositasgruppe, eine Suchtgruppe usw. Außerdem gibt es noch Gestaltungstherapie und Musiktherapie. Jede Gruppe besteht ungefähr aus zehn Leuten. Auch hier kommt es wieder sehr auf den Therapeuten an. Oftmals war es so, dass sich die Therapeutin nur um eine Person in der Gruppe gekümmert hat, und die anderen saßen wie Zuschauer dabei. Das war nicht so gut. Trotzdem sind die Gruppen eigentlich nicht schlecht, weil man dort sofort Leute kennenlernt, die die gleichen Probleme haben wie man selbst.
Schwieriger ist die Einzeltherapie, die einmal in der Woche für eine Stunde stattfindet. Da hat man oftmals das Gefühl, dass alles nach einem 08/15-Prinzip abläuft, und nicht wirklich auf den einzelnen Patienten abgestimmt ist. Ich war dort wegen Depressionen nach jahrelangem Mobbing an der Arbeit. Aber meine Therapeutin wollte dauernd nur über meine Kindheit sprechen. Sie meinte immer wieder, alle Ursachen lägen in der Kindheit. Dass meine Probleme erst im Berufsleben entstanden sind, hat sie irgendwie nicht wirklich interessiert.
Am Ende der Therapie bekam ich die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“. Da war ich doch sehr verwundert. Und trotz andauender Depressionen, ständigen Weinkrämpfen, Angst- und Panikattacken und dauernden Schlafstörungen wurde ich nach sechs Wochen als gesund und arbeitsfähig entlassen.
Abschließend kann ich sagen, dass mir die Reha nicht sehr viel gebracht hat. Behandelt wurde ich eigentlich nur mit Tabletten. Gegen Depressionen bekam ich Antidepressiva, gegen Migräne Kopfschmerztabletten, und gegen Schlafstörungen Schlaftabletten. Und dann bekam ich gesagt, jetzt wäre ich gesund. Da hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet.
Das Beste in der Klinik waren für mich die anderen Patienten, die ich dort kennengelernt habe. Dabei sind Freundschaften entstanden, die sicher auch nach dem Klinikaufenthalt andauern werden.
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1 Kommentar
Sehr geehrte/r Rehabilitand/in,
wir bedauern zutiefst, dass Sie so negative Erfahrungen in unserem Haus gemacht haben und nehmen Ihre Kritik sehr ernst. Für uns ist die therapeutische Betreuung und Begleitung unserer Patienten von höchster Bedeutung und wir werden im Rahmen unserer internen Qualitätsmanagementmaßnahmen prüfen, wie wir nachhaltig Verbesserungen einleiten.
Wir freuen uns, dass es Ihnen inzwischen besser geht und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute für Ihre Gesundheit!