Ich habe in der Kaiserswerther Diakonie 2007 mein zweites Kind zur Welt gebracht. Hier mein persönlicher Erfahungsbericht!
Der Kreisssaal:
Die Kreisssaalbetreuung war, trotz massiver Überbelegung in dieser Nacht, durchweg gut (ich kam nur eine sage und schreibe 1/2 Stunde in den "Genuss" mich im eigentlichen Kreisssaal aufhalten zu dürfen). Den Rest der Zeit hatte ich mein "Abstell"-Einzelzimmer, in dem ich mich aber sehr wohl gefühlt habe.
Man merkt, daß in der Diakonie viele Kinder geboren werden, dementsprechend routiniert ist auch der gesamte Ablauf des Geburtsgeschehens. Alles geht zack zack und jeder Handgriff sitzt. Aber da liegt vielleicht auch für manch werdende Mutter der Knackpunkt, es geht halt zu wie am Fließband und viel menschliche Zuwendung bekommt man daher nicht (wegen Zeitmangel der Beteiligten!)
Für mich persönlich war es aber ok, da ich es ohnehin nicht gerne habe, wenn ständig Leute während der Geburt um mich herumwuseln. Was für mich zählte war das Endresultat: Nämlich ein gesundes Baby und eine gesunde Mutter! Und das ist in der Kaiserwerther Diakonie wirklich gegeben, die Ärzte und Hebammen verstehen durch das "Training" der vielen Geburten halt ihr Handwerk!
Die Unterbringung (für Kassenpatienten):
Die Zimmer für Kassenpatienten haben immer 3 Betten und sind im großen und ganzen aber recht geräumig, extra Raum mit Dusche und Toilette befindet sich mit im Zimmer und hat üblichen Standard, nichts besonderes aber es reicht. Dort liegen auch genug Einmal-Slips (sehr bequem übrigens) sowie Binden bereit.
Gegen Zuzahlung sind auch sog. Familienzimmer bzw. Einzelzimmer zu bekommen, ich habe das aber nicht in Anspruch genommen. Die Verpflegung besteht aus einem Frühstück- und Abendbuffet, welches auch gehobeneren Ansprüchen gerecht wird.
Das Mittagessen wird auf´s Zimmer gebracht (normale Kost, nichts besonderes, aber wir sind ja auch nicht in einem 5 * Restaurant). Man kann immer zwischen 3 Gerichten wählen (Normalkost, Vollwert, Leichtkost soweit ich mich noch erinnern kann).
Sehr positiv finde ich, daß man sich zwischen den Mahlzeiten immer mit warmen Getränken und super-leckeren Fruchtjoghurts gratis bedienen kann. Auch stehen vom Frühstücksbuffet immer noch Brötchen und Obst bereit. Zudem kann man sich in diesem Buffet-Raum auch sehr gut aufhalten, wenn man mal was anderes sehen will, als das karge Zimmer.
Allgemein:
Ich kann jetzt zwar nur für mich persönlich sprechen, denn jeder macht ja doch etwas andere Erfahrungen, deswegen ist es auch so schwer, Kliniken korrekt zu beschreiben, aber:
Eine blanke Katastrophe war für mich die "Betreuung" durch die dortigen Krankenschwestern sowie Ärzte. Unfreundlichkeit und Desinteresse ist noch das wenigste, was man denen vorwerfen kann. Wie man solche Personen auf grade frisch entbundene Mütter loslassen kann, ist mir ein großes Rätsel. Es werden unfreundliche Kommentare am laufenden Band losgelassen (Beispiel: Ich klingelte am 2. Tag nach der Geburt nach der Schwester wegen eines Schmerzmittels und als diese dann erschien, durfte ich mir folgenden süß-sauren Kommentar anhören: "Das nächste Mal können Sie aber auch GERNE selber ins Schwesternzimmer kommen, um sich ihre Medikamente abzuholen" (Original-Zitat) Ich fand das mehr als unpassend und eine bodenlose Frechheit noch dazu!
Babyutensilien wurden nur schlampig nachgefüllt und obwohl ich diese sog. Krankenschwestern daran erinnert habe, fehlten uns hinterher so wichtige Sachen wie Windeln und Kleidung für die Kleinen. Ich habe mir diese dann persönlich abgeholt, sonst würde ich wahrscheinlich heute noch warten. Ebenso wie die nötigen Schmerzmittel, auch diese habe ich mir persönlich im Schwesternzimmer abholen MÜSSEN, um mir nicht noch mehr "Unmut" von den feinen Damen zuzuziehen (den die waren ja mit anderen Sachen "beschäftigt" z. B. genüßlich ein Eis schlecken im Schwesternzimmer...)
Auch von seiten der Ärzte wird man nach überstandener Geburt "links liegen" gelassen. Es hat sich kaum mal eine Ärztin blicken lassen, selbst die Hebamme, die bei meiner Entbindung anwesend war, hat durch Abwesenheit geglänzt und das, obwohl sie noch extra noch zu mir sagte, ich komme dann mal auf Station vorbei und sehe nach ihnen.
Auch eine bei mir entstandene Blasenentzündung wurde lediglich mit 1 (!) Tasse Tee "behandelt", es wurde weder der Urin kontrolliert geschweige denn ggfs. Antibiotika bzw. literweise Tee verabreicht. Das habe ich dann zuhause mit meiner Nachsorgehebamme (die allerdings nicht von der Diakonie war!) auskuriert. Medizinisch gesehen wurde ich (nach der Geburt) vollkommen unzureichend betreut, ob das auch an der Überbelastung gelegen hat, kann ich so genau nicht sagen. Vermutlich hat beides eine Rolle gespielt: Überbelastung und Desinteresse!
Ich bin dann 2 Tage nach der Geburt auf eigene Verantwortung nach Hause gegangen, da diese ganze Situation für mich unerträglich war. Mit dazu beigetragen hat natürlich auch der Schlafentzug, da man sein Baby von Anfang selber versorgen mußte. Nur die erste Nacht nach der Geburt "durfte" man sein Baby auf die Säuglingsstation bringen. Gesagt wurde einem das bei der Klinikbesichtigung allerdings nicht, da hieß es auf meine extra diesbezüglich gestellte Frage, es ist jederzeit möglich sein Baby über Nacht betreuen zu lassen.
Hätte ich normalerweise auch sehr gerne selber gemacht, aber ich habe vor der Geburt schon 48 Stunden kaum geschlafen und danach ebenso und war natürlich dementsprechend erschöpft. Aber das scheint in der heutigen Zeit wohl so zu sein, daß man bereit sein muß (egal wie anstrengend die Geburt und die Zeit davor und danach war), sein Baby direkt, ohne sich richtig zu erholen, selber zu versorgen.
Aber wie gesagt, daß wird einem natürlich bei der Klinikbesichtigung nicht offen gesagt (für mich neben der Neugeborenen-Intensivstation auf der selben Etage einer der Hauptgründe warum ich mich für diese Klinik entschieden hatte).
Ich habe dort Erst-Mütter gesehen, die so fertig mit der Welt waren (Schlafentzug, unfreundliche Behandlung durch diese unfähigen Krankenschwestern)! Denen wurde noch nicht mal gezeigt, wie sie richtig wickeln und ihr Baby baden sollen.
Deswegen kann ich diese Klinik lediglich als ambulante Geburtsklinik empfehlen (oder man nimmt gleich ein Familienzimmer, da kann dann wenigstens der Mann unterstützend wirken).
Anmerken möchte ich noch, daß es evtl. auch anders sein kann, wenn man diese Klinik als Privatpatient aufsucht (die meisten Mütter, die dort entbinden, gehören nämlich einer gehobeneren Schicht an), ich glaube ganz fest daran, daß man gerade dann dort weit aus besser behandelt und selbstredend auch untergebracht wird.
Eine Zwei-Klassen-Medizin läßt sich halt in der heutigen Zeit absolut nicht mehr leugnen!!! Da haben die Großverdiener schon eindeutig die besseren Karten.
Ansonsten kann man abschließend dazu nur noch sagen, daß diese Klinik es versteht auf "Beutefang" unter den werdenden Mütter zu gehen. Die Klinikbesichtigung war eine der besten, die ich je besucht habe (extra hergerichteter Raum mit div. Getränken und leckerem Gebäck nebst super-freundlichen "Vorzeige-Schwestern", die bei meinem Klinikaufenthalte wohl durch Abwesenheit geglänzt haben, und einem ober-coolen Gyn, der es versteht, die Massen für sich zu begeistern). Dazu noch die schönen Räumlichkeiten der Säuglingsstation und natürlich besonders zu erwähnen die wirklich sehr schön gestalteten Kreisssäle, die keine Wünsche mehr offen lassen. Auch an die Zielgruppe, die es wirklich braucht und nutzen kann, wurde in dieser Klinik gedacht. Es gibt vor den Kreissssälen einen wirklich schön gestalteten Vorraum mit einem super-bequemen Ledersofa sowie Breitbild-TV nebst kostenloser Heißgetränke-Versorgung , die den werdenden Papi´s die Zeit des Wartens ein wenig"versüßt".
Meiner Meinung nach endlich mal eine Einrichtung, die endlich mal eine Zielgruppe erreicht, die sowas WIRKLICH nutzen können, nämlich die MÄNNER!
Wir Frauen haben zu der Zeit echt andere Sorgen und keine Augen für mega-schön gestaltete Räumlichkeiten nebst allem Komfort!
Erwähnen sollte ich auch noch die hauseigene Cafeteria, welche sehr großzügig und schön gestaltet ist. Sitzen kann man dort sehr gut, aber das Essen wird leider nicht dem gerecht, was man bei dieser Ausstattung erwartet.
Aber immerhin ist sie ein idealer Aufenthaltsort VOR der Geburt (wenn die Wehen das noch zulassen) und eine willkommene Abwechslung (außerdem kann Papa da endlich mal offiziell seinem Laster frönen: Dem Rauchen).
NACH der Geburt kann man sich dort leider nicht so ohne weiteres aufhalten, da man da ja sein Baby auf die Säuglingsstation bringen müßte und das mit einigen "Schwierigkeiten" verbunden ist, die ich oben bereits erwähnt habe (ich weiß echt nicht, welche Sprüche man sich dann anhören müßte, wenn man TAGSÜBER sein Baby mal ne halbe Stunde betreuen lassen wollte. Denk ich lieber erst garnicht drüber nach...)
1 Kommentar
Hallo Malou57,
Bin vorhin auf deine Bewertung gestoßen und muss dir leider in Puncto Tavor und Benzodiazepine Recht geben. Auch auf der Station P1 werden Benzodiazepine leider viel zu oft und meist unnötig gegeben. Ich habe den Eindruck, dass die Pfleger auf der P1 mit uns Patienten überfordert sind und uns deshalb mit Benzodiazepinen ruhig stellen wollen.