Mein erster Eindruck:
Ach du scheiße....
Im Aufnahmebrief stand zwar etwas von Umbauarbeiten, aber die Fassade hätte dringend ne Sanierung nötig...Es wirkte mit all den Balkon und Baugittern wie ein Gefängnis....
Na gut, also ab durch die Tür...Ab dem Moment fühlte ich mich sofort wohl.
Die Klinik
Das Haus war früher ein Hotel und hat auch noch die entsprechende Atmosphäre.Es ist sehr freundlich eingerichtet...alles in orange/gelbtönen, der Speisesaal wirkt wie ein Hotel....
Platz ist ings. für 156 Patienten.
Die Stimmung unter den Patienten war die ersten Wochen sehr familiär und vertraut. Später kamen sehr viele Neue und es wurde chaotisch..
Man grüßte sich, es wurde viel gelacht....insgesamt waren alle viel positiver und aktiver.....als in den Kliniken die ich bisher von Innen gesehen habe....
Die Zimmer und Stationen
Es gibt 1-3Bettzimmer und 3Stationen (a-b)
Ich hab zum Glück ein 2Bettzimmer bekommen.
Die Räume selbst sind sehr klein....
jedes Zimmer hat nen eigenen Balkon.
Sehr schön (=
Die 'Aufteilung' ist anders als in Bad Bramstedt.
Hier werden Patienten einfach irgendwie zusammengewürfelt.
Mir gefällt dass so sehr viel besser. Da fühlt man sich nicht so ‚wegsortiert’
Meine erste Zimmernachbarin war wegen Angststörungen da. Wir haben uns supergut verstanden.
Nach 6Wochen ging sie...mit meiner neuen Zimmernachbarin ging es absolut gar nicht. Ich hab dann im Wintergarten geschlafen, bis ich das Zimmer tauschen durfte. Eine durchaus interessante Erfahrung, aber noch mal dort schlafen möchte ich nicht unbedingt *g*. Es wird früh hell und spät dunkel. Man fühlt sich wie mitten in der Natur^^.
Die Umgebung
ist ein Traum....
Ich war hier schonmal 2003....als 'der ganze Stress' anfing....Es ist total komisch und ich weiß gar nicht wie ich es erklären soll, aber ich hatte das Gefühl, dass jetzt alles sein Ende nimmt, wo es begonnen hat ...
Ich wusste es gar nicht, als ich hierher kam....ich wusste ja eh nichts, weil ich innerhalb von 6Tagen als Notfall aufgenommen wurde und noch kein Vorgespräch hatte....
es tat einerseits weh...denn die Erinnerungen waren so präsent....andererseits war es heilsam.
Die Therapie
Das klinische Konzept ist tiefenpsychologisch ausgerichtet.
Je nach Patient werden dann noch körpertherapeutische/ verhaltenstherapeutische oder/ und traumatherapeutische Schwerpunkte gesetzt.
Bei mir wurde erst nach 6Wochen mit Therapiegruppen begonnen, weil ich vorher zu instabil war....
Mit der Körpertherapiegruppe konnte ich allerdings nicht wirklich etwas anfangen. Es war mir zu viel Gerede...dass wusste ich alles schon....
Die Anorexiegruppe fand erst am Ende statt, die fand ich super interessant, aber leider konnte ich halt nur 1x daran teilnehmen....
Ansonsten gab es natürlich Einzeltherapie (2xdie Woche 30min)
Meine Therapeutin mochte ich sehr gerne, allerdings haben wir erst im Abschlussgespräch mit einer dritten Therapeutin(zu der ich oft gehen musste, wenn meine Dienstfrei hatte) herausgefunden, weshalb wir solche Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit hatten, obwohl wir uns beide menschlich mochten. Ich hab übertragen....sie ist meiner Mutter sehr ähnlich...
Schade irgendwie um die Zeit, denn inhaltlich hab ich nach den 8Wochen nicht wirklich dass Gefühl vorangekommen zu sein. Aber das ist nur das Gefühl. Mein Verstand weiß, dass ich super viel geschafft habe....
Ansonsten gibt es noch
Therapie/Pflegekurzkontakte
Jede/r hat hier einen zugeteilten Betreuer. Geht es einem nicht gut, kann man jederzeit einen therapeutischen Kurzkontakt fordern.
Ich hatte viele Krisen und eine der therapeutischen Maßnahmen sind verordnete Kurzkontakte. Nimmt man diese nicht war, wird man in die Psychiatrie überwiesen. Mich hat dass sehr genervt. Im Nachhinein bin ich froh über die harten Regeln, denn es gab Phasen wo ich mich allem sehr entzogen habe und durch die Unterversorgung hat mein Gehirn ausgeschaltet, so dass ich nicht mehr klar denken konnte. Gefährliche Momente die dort zum Glück wahrgenommen wurden, da man zwar optisch nicht kontrolliert wird, aber in der ganzen Stadt sind Leute verteilt, die einen sehen, wenn man sich rumtreibt..klingt schrecklich, ist aber lebensrettend.
Ansonsten gab es Autogenes Training/ PM, Stationsgruppe, Sozialberatung ( meine Betreuerin hat sich total super gekümmert und auch nach der Klinik noch Kontakt gehalten. Dass war so angenehm, endlich mal Verantwortung abgeben zu können und mich nicht mit den Ämtern rumärgern zu müssen....sie hat es geschafft, dass mein Antrag fürs Amidon durchging (= ).
Die Ernährungsberatung war irgendwie enttäuschend....ich hab nicht wirklich Hilfe bekommen, sondern sollte selbst herausfinden wie viel ich essen muss, um zuzunehmen/ mein Gewicht zu halten. Ich hätte mir da einen Ess-Plan gewünscht...
Außerdem gibt es zu all diesen Angeboten noch physiotherapeutische Angebote wie Kneippen, Massagen, Fango, Wärme, Atemgym, Ölbäder..... sehr nett
Und dazu gibt es noch ‚offene Angebote’ wie Ergo, Sport, Qi-Gong, Walking, Gesundheitsvorträge, Tanzen uvm.
Es gab so viel dass man es gar nicht schaffen konnte.
An den Sportangeboten durfte man als Essgestörte nur unter bestimmten Umständen teilnehmen.Es lief mit 'punkten'. Rot bedeutet, man darf alles an 'Land' machen. 'Blau' alles im Wasser. Ich hatte sie zu Anfang. Nachdem ich weiter abnahm wurden sie mir genommen^_^. Es hat mich nicht gestört. Ich hab es eh nicht genutzt, sondern meine Bewegung außerhalb gemacht.
Für Esler gab es ein spezielles Programm....ich selbst hab es bis zum Ende nicht wirklich durchschauen können, was mich echt geärgert hat, weil man somit immer wieder überrascht wurde, wenn man sich ‚falsch’ verhalten hat und dass nicht planbar war. Ich hab aber immer alles mitgemacht wie es verlangt wurde...
In der ersten Woche wird einem Zeit gegeben das Eingangsgewicht zu halten ( gewogen wird nicht am Aufnahmetag, sondern am nächsten morgen um 6h).
Schafft man es nicht, muss man für 1-2Wochen an den Essbegleittisch. da sitzen dann mittags und abends jeweils 1-2Personen vom Personal und notieren nach dem Essen, was man gegessen hat. Manche sprechen einen auf seltsame Gewohnheiten an, ansonsten bleibt dass was man tut eher unkommentiert. (außer es ist deutlich zu wenig..)
Nimmt man weiter ab, bekommt man hochkalorische Shakes verordnet Es geht meistens stufenweise weiter 'runter'. Dann kommt Ausgehverbot ( sonst muss man sich hier nicht abmelden....kann kommen und gehen wann man will. Die Türen sind von 5.45-22-30h offen, es gibt kein Besuchsverbot.) . Dann Zimmeraufenthalt....und als letzte Maßnahme ne Nasensonde. Geht es dann immernoch nicht, muss man die Klinik verlassen und wird in die geschlossene zwangseingewiesen. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg(dachte ich). Bei mir war nämlich schon nach den 2Shakes und Essbegleittisch die letzte Stufe mit der Überweisung erreicht. Dass wird individuell entschieden...
Gewogen wird spontan. Esler werden um ca 6h morgens angerufen, irgendwann...immer an nem anderen Tag. Dann muss man innerhalb von ner bestimmten Zeit unten sein, sonst gibt es total Ärger. Als ich in einer Woche mal zu viel zugenommen hatte wurde ich am nächsten morgen um 5 aus dem Bett geholt und noch mal gewogen. Sehr fies...aber klug gemacht.
Essbegleittisch/ das Essen
hat nen extra Punkt verdient...
Morgens und Abends ist Buffet (schreibt man dass so?) .Mittags kann man wählen zwischen vegetarisch und vollkost....Dann wird einem das Essen an den Tisch geliefert....
Jeden 2ten Tag gibt es Salat. Morgens und Abends ist kein Problem, da kann man wählen zwischen allem was es an Buffets eben so gibt...
aber mittags war zu Anfang super schwer für mich. Ich will mich gesund ernähren, aber dass war dort nahezu unmöglich. Es wurde alles frittiert und gefettet was nur irgendwie ging....Selbst 'Normalessende' fanden das Mittag nicht grade prickelnd.....
Na ja, jdf müssen 'wir' danach immer einschätzen wie viel wir von einer Portion geschafft haben ( es gibt 1/4,1
2,3/4 und ne ganze...)Ich bin immer stolz wenn ich möglichst viel schaffe....aber das hielt nur an, solange ich in der Gruppe bin...da muss ich noch einiges lernen....
Ich hab statt 2Wochen Essbegleittisch 4Wochen bekommen, weil es mir half essen zu können. Danach hatte ich Meldepflicht (bis Ende). Da musste ich immer Unterschriften holen, dass ich beim essen war.
Die Aufenthaltsdauer
beträgt durchschnittlich 6Wochen.
Es wird in Etappen gearbeitet.Vielleicht ist deshalb auch die Stimmung so positiv, weil viele sich schon kennen und 'gelernt' haben; also nicht mehr am Anfang stehen....
Ich plane im Herbst noch mal für 6Wochen dorthin zu gehen.
Ich bin so froh, dass ich den 'Sprung ins kalte Wasser' gewagt habe, denn ich wusste ja nur vom hören-sagen, dass die Klinik 'gut' sein soll^^....
Ich hab mich in der Curtiusklinik super gut aufgehoben und 'sicher' gefühlt.
Und ich hab das Gefühl bekommen endlich auf dem 'richtigen' Weg zu sein...alles ebnet sich jetzt...klärt sich auf.
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Das zweite Mal wurde ich wegen Depressionen behandelt. Auch hier ist ein gutes therapeutisches Konzept vorhanden. Der Ablauf war gewohnt, man lernt mit der Zeit wofür man sich engagieren sollte und was man lieber nicht tun sollte.
Mittlerweile wurde das Essen auf Bufet umgestellt, die Umbauarbeiten werden weniger
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Das dritte Mal wurde traumatherapeutisch gearbeitet, und es lief total aus dem Ruder. Ich musste wegen mangelnder Stabilität mehrfach in die Geschlossene verlegt werden und dann wurde von Seiten der Klinik die Therapie abgebrochen...
Ich stand ziemlich allein da, denn ich hatte mich total mit meinen traumatischen Erlebnissen geöffnet und fallen gelassen....
was Ptbs angeht ist die Curtius nicht geeignet.
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Ansonsten kann ich die Klinik aber sehr empfehlen
für alle die bereit sind eigenverantwortung zu übernehmen und wirklich etwas zu ändern
1 Kommentar
Sehr geehrte(r) Ignoranz2,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Ihre Kritikpunkte nehmen wir zur Kenntnis und werden diese an die betreffenden Abteilungen weiterleiten.
Wir wünschen Ihnen für Ihren weiteren Gesundungsprozess alles Gute.
Herzlichst
Ihr Team der Curtius Klinik