Ich habe seit 10 Jahren Anorexie, mit diversen Auf und Abs. Mein Problem ist nicht, dass ich gar nichts esse, oder mir Lebensmittel verbiete, sondern die Tagesstruktur. Ich hatte es mit ambulanter Therapie geschafft, da etwas herauszukommen, und wollte das in der Klinik effektiver angehen.
Im Eingangsgespräch wurde mir vom Therapeuten gesagt, dass solch ein Aufenthalt i.d.R. weitere nach sich zieht.
- Ob er das Schreiben meiner ambulanten Therapeutin, die von einer ergänzenden Behandlung schrieb, überhaupt gelesen hatte?
Ich finde, dass man überhaupt nicht frei war. Offiziell ist es einem selbst überlassen, was man wann wie isst. Aber für den Therapieerfolg muss der Plan eins zu eins eingehalten werden. Persönliche Ziele spielen keine Rolle.
- Ich hatte die Vorstellung, dort Unterstützung zu bekommen und mir eine Strategie für den Alltag aufbauen zu können.
Das Konzept war aber ganz auf Patienten ausgerichtet, die sich aufgrund der Krankheit, bestimmte Lebensmittel "verboten" hatten. D.h., alle Patienten wurden mit Süßspeisen noch und noch konfrontiert. Es gab Snickers etc. als Zwischenmahlzeiten - das einzige nicht süße waren Erdnüsse. Jeden Tag Nachtisch. Wenn man morgens nicht auch noch Nutella essen wollte, gab es nur Käse (Vegetarier).
- Also habe ich tägl. 100g Erdnüsse gegessen. Morgens 4 Scheiben Käse, Mittags auch noch 2-3. Das sprengt selbst die DGfE Empfehlungen, und ist kein Konzept für den Alltag.
Ich habe das mitgemacht, weil ich dachte, die Therapeuten hätten Erfahrung und könnten mir helfen. Aber da ich ohne großes Verweigern und Rumgeheule aß und zunahm, schien es mir, war mein Fall abgehakt. Ich blieb, weil ich hoffte, wenn ich schon nicht für den Alltag Unterstützung fand, so könnte ich an den eigentlichen, hinter der Krankheit steckenden Problemen arbeiten. Aber mit 1h Therapie/Wo. war das nicht möglich.
Das Restprogramm bestand aus Sport (Mischung aus Seniorensport und Schulsport) und Gruppen. In Letzteren wurden Grundlagen zu den Krankheiten wiederholt mit denen sich jeder eigentlich schon längst hätte selbst auseinandersetzen können. Und in der Ernährungstherapie lernte man so etwas wie, dass Kohlenhydrate nicht "böse" sind.
Mein Fazit ist, dass ich mich dort 2 Monate lang andauernd zu Sachen, die ich eigentlich nicht wollte, überwunden und viel gelangweilt habe, aber im Gegenzug keine Unterstützung im Hinblick auf meine Ziele erfahren habe. Das hat mich sehr enttäuscht.
1 Kommentar
Ich lese mich gerade durch die Erfahrungsberichte.
Und du hast geschrieben, dass du dann in einer anderen Klinik warst und diese dir sehr geholfen hat.
Darf ich fragen, welche das war?
Liebe Grüße!