Ich bin seit einer Woche wieder von meiner Reha-Kur aus Berggießhübel zurück. Nach den vielen Negativkritiken hatte ich keine großen Erwartungen, aber ich habe mir im Vorfeld Gedanken gemacht was ich in den 6 Wochen erreichen will. Zuerst einmal brauchte ich Ruhe, denn als Arbeitnehmerin im 3-Schicht-System in der Altenpflege, Hausfrau, Mutter und Ehefrau bleibt einem wenig Zeit für sich. Diese Ruhe habe ich dort gefunden und Zeit zum Nachdenken.Beruflich war ich am Ende, Burn out, Depressionen und Zukunftsängste, was sich natürlich auch negativ auf die Familie auswirkte.
Die ersten Tage brauchte ich um "Anzukommen" und als ich meinen Terminplaner in den Händen hielt, war ich enttauscht, keine Massagen oder anderweitige Anwendungen.Trotzdem ließ ich mich auf alle Therapien ein und stellte nach kurzer Zeit fest, dass es wichtig ist an sich selbst zu arbeiten, anstelle sich nur durch Anwendungen verwöhnen zu lassen. Denn mal ehrlich, wer wird außerhalb der Klinik schon in Watte gepackt. Das Leben mit psychischen Erkrankungen ist in der Regel für die Außenwelt unvorstellbar und für uns Betroffene ein ewiger Kampf.Die Median-Klinik ist wie eine Käseglocke, dort geht es den meisten Menschen wie einem selbst, man fühlt sich verstanden ohne viel erklären zu müssen. In den Gruppentherapien spürt man oft, das eigenes Leid nicht so schwer ist, wie das eines anderen Gruppenmitgliedes.Das Konzept der Klinik richtet sich viel auf Hilfe zur Selbsthilfe aus,leider verstehen das viele Patienten nicht. Das Wunder kommt aus einem selbst, aber das ist harte Arbeit. Veränderungen tun nun mal weh und wenn man wie ich Probleme lösen will, muß man sich täglich neu fragen: Will ich nur Therapie oder Veränderung?! Ich habe viel erreicht, habe aber auch Phasen gehabt, wo ich dachte mir bringt die Reha nichts.Ganz wichtig ist es auch den seelischen Schmerz zuzulassen und zu bewältigen. Probleme erkennen - aussprechen - Krankheit annehmen - Veränderung wollen und dadurch Hoffnung schöpfen.
Viele haben mir auf diesem Weg dahin geholfen. Ein großer Dank geht an Herrn Sonntag, Frau Göbel, Frau Heidrich, Frau Winkler, Herr Feuchtner, OA Dr. Roth und den anderen Therapeuten, die mir Sportmuffel gezeigt haben, dass Sport bei angeknackster Psyche gut ist. Gehe jetzt übrigens im Heimatort zu Pilates, betreibe Seidenmalerei und hab ein gutes Selbstwertgefühl. Die meisten Therapeuten sind sehr bemüht um die Patienten, leider sind einige Psychotherapeuten zu jung und haben wenig Erfahrungen, nur Fachbuchwissen, was bei älteren Patienten eine Schwierigkeit darstellt.
Enorme Wertigkeit hat der Erfahrungsaustausch mit Mitbetroffenen und Mitpatienten. Wer es schafft sich ein wenig dem Gegenüber zu öffnen, wird feststellen, dass jeder eine andere Sichtweise der Dinge hat und einen anderen Lösungsansatz für gleiche Probleme.Ich habe viel Gutes in Gesprächen erfahren und einen "AHA-Effekt" erzielt.
Die Ärzte, tja das ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist wirklich nicht einfach Sprachbarrieren (tschechisch, bulgarisch etc.) zu überwinden.Sicher steckt fachliche Kompetenz dahinter, aber verstanden fühlt man sich nicht unbedingt. Dr. Beste trägt übrigens seinen Namen zu Recht.
Der Chefarzt wird hier immer kritisiert, zum Teil mit Recht. Seine etwas rauhe Art schlägt einem an schlechten Tagen aufs Gemüt, aber es forderte mich auch heraus. Bei ihm muss man wissen was man will. Eigen Wünsche und Bedürfnisse äußern und seinen Standpunkt klarlegen, vielliecht ist das auch ein bißchen seine Taktik.Schließlich geht man nicht umsonst zum sozialen Kompetenztraining.Also bitte nicht gleich nach der ersten Begegnung ins Boxhorn jagen lassen, er ist auch nur ein Mensch.
Super zu erwähnen wäre vor allem die Zimmermädchen und Putzfrauen, alles war bei mir in Ordnung. Aller 14 Tagen Bettwäschewechsel, einmal pro Woche frische Handtücher, stets um Sauberkeit bemüht und immer freundlich.
Die Küche und das Essen ist auch meist so ein leidiges Thema. Gut nach 6 Wochen kannste das Buffett mit immer der selben Wurst, dem selben Käse und Salaten nicht mehr sehen. Aber wer hat schon zu Hause immer Abwechslung und so ein tolles Salatbuffett abends?! Also auch hier sollten die ewigen Nörgler mal nachdenken. Kocht mal für 200 Leute, das ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Das einzige was ich bis zuletzt bemängelt habe sind die steinharten Brötchen, die eher zu Pflastersteinen taugen, als zum genüsslichen Verzehr.Im Plenum wollte davon leider keiner mehr etwas davon wissen, soviel Beschwerden hat es darüber gegeben. Falls sich da mal was ändert, hätte ich gern eine Rückmeldung.
Die allabendlichen Angebote sind auch ein Lob wert, für jeden was dabei.
Der Ort selbst ist klein, sieht verschneit wundervoll aus. Was weniger wundervoll ist sind die Gastwirte, unfreundlich, frech und voll die Abzocke. Cafe Kühn verraucht, schmutzig und die Wirtin nicht Kundenfreundlich, hat uns Silvester total gelinkt, also vorsichtig.Für Frauen zu empfehlen ist das Kosmetikstudio "Vital" neben dem Gasthof "Grüne Tanne", die Inhaberin sehr nett und fachlich gut.
4 Kommentare
Ich bin demnächst Patient in dieser Rehaklinik.
Ich hoffe für alle Beteiligten, dass Ihre sehr negative Bewertung
so nicht (ganz) stimmen kann. Dies wäre für mich der absolute Super Gau.