Da ich diese Seite heute erst entdeckt habe, schildere ich einen Fall, der ein paar Jahre zurueckliegt, in seiner Dramatik aber nichts verloren hat:
Mein Vater war bei einem Usinger Urologen wegen seiner Prostatakrebs-Erkrankung in Behandlung. Dieser Urologe mit Belegbetten im Krankenhaus kam zur Annahme, mittels einer Schälung dem Krebs bzw. seinen Auswirkungen entgegenwirken zu können und wies meinen Vater zur OP ein.
Soweit ich mich erinnere, waren es noch zwei Tage bis zur OP, als mein Vater nachts aus seinem bett aufstand und zur im Zimmer befindlichen Toilette wollte. Dabei fiel er -wie sich später herausstellte- auf dem Weg zum Bad in der Dunkelheit hin und schlug mit dem Kopf gegen den Metallrahmen der Badezimmertüre.
Wie sein Mitpatient im Zimmer (der auch inzwischen verstorben ist) mir später mitteilte, wurde mein Vater anschliessend vom Pflegepersonal wieder ins Bett gelegt.
Sein Zustand zu diesem Zeitpunkt ist mir nicht bekannt, eine eingehende Untersuchung des Patienten erfolgte nachweislich nicht.
Als ich ihn -nichtsahnend- am Nachmittag des nächsten Tages besuchte, erkannte er -der vorher geistig vollauf rege war- mich nicht mehr, wusste auf Befragen weder den Namen meiner Mutter, noch sein eigenes Geburtsdatum, konnte sich an nichts erinnern, war völlig verstört und desorientiert. Der Mitpatient sagte auf Befragen, dass dies seit dem frühen Morgen der Fall sei und wies mich auf den nächtlichen Sturz hin, den er auch dem behandelnden Arzt anlässlich der Visite mitgeteilt hatte und ebenso auf das völlig veränderte Verhalten meines Vaters aufmerksam gemacht hatte.
Mein Vater hatte zum Zeitpunkt meines Besuches ein ausgeprägtes Brillenhämatom, das weder das Pflegepersonal, noch die Ärzte bei der Visite bemerkt hatten. Ebenso war ihnen angeblich die während des ganzen Tages andauernde absolute Desortientierung meines Vaters nicht aufgefallen, obwohl er weder ass, noch trank. Ebenso war ihnen nicht aufgefallen, dass er sich völlig verquert angezogen hatte und auf Fragen nicht mehr korrekt antworten konnte, nur noch stammelte und lallte.
Ich als ausgebildeter Rettungssanitäter liess nach meiner Feststellung der akuten Situation sofort den Stationsarzt herbeitelefonieren und rief ebenso den in seiner Praxis befindlichen Belegarzt an, der ebenfalls bei der Visite nichts bemerkt zu haben, vorgab. Anfänglich versuchte man, abzuwiegeln, bestritt die Notwendigkeit einer weitergehenden Untersuchung. Ich blieb hartnäckig und erreichte durch meine Kontakte zur Rettungsdienstleitstelle, dass ein Fahrzeug kam, um meinen Vater in eine neurologische Klinik zum Zwecke eines CT verlegen zu lassen.
Unter Sondersignal wurde er in die Neurologische Spezialklinik nach Bad Salzhausen verbracht, wo er -es war inzwischen etwa 22.00 Uhr, also ca. 18 Stunden nach dem Unfall- sofort untersucht wurde. Festgestellt wurde eine dramatische, akute Hirnblutung. Unter Notarztbegleitung verlegte man ihn in lebensbedrohlichem Zusatnd dann in die Neurochirurgie nach Giessen und dort wurde in einer schnellen Aktion gegen 01.00 Uhr nachts im Rahmen einer Not-OP der Schädel eröffnet, wobei sich der lebensbedrohliche Zustand bestätigte.
Der die OP durchführende Arzt meinte nach dem Eingriff, mein Vater hätte nur noch wenige Stunden des Überlebens gehabt.
Die Auswirkungen dieser Hirnblutung waren letztendlich, dass er anschliessend weder lesen, noch schreiben oder sprechen konnte. Wir mussten ihm dies in langem Bemühen wieder antrainieren.
Der Belegarzt bekniete uns flehentlich, keine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu erstatten, die Dienstaufsichtsbeschwerde beim zuständigen Landratsamt verlief zwar mit Eingeständnis der Schuld, aber ansonsten im Sande.
Die extrem anspruchsvolle Zeit nach dem Unfall, die zeitlich intensive Hinwendung zu meinem Vater liess uns leider keine Zeit, den Vorgang strafrechtlich und zivilrechtlich weiterzuverfolgen. Zudem wollten wir unter allen Umständen vermeiden, dass mein seitdem schwer kranker Vater dem gerichtlichen Stress unterworfen wird.
Fazit: nie wieder Kreiskrankenhaus Usingen, nie wieder dieser Urologe.
1 Kommentar
Der Verweis auf die Klinik in Bad Homburg lag wahrscheinlich daran, dass in Usingen ab 16 Uhr keine Operationen mehr durchgeführt werden können, in Bad Homburg aber schon. Und bei einer akuten Appendizitis ist dann eine OP evl. notwendig.
Also nicht immer nur meckern, sondern auch mal Hintergründe erfragen!