Mein Gott, wo soll ich anfangen? Am Besten von Anfang an, obwohl das dann ein langer Bericht wird. Meine Frau hatte zu Beginn 2009 eine Hirnblutung und 2 kleinere Hirnschläge und wurde nach 2 Wochen Intensivstation ruckartig nach Bad König zur Reha verlegt. Weil alles so schnell ging rief ich morgens aufgeregt in der Schlossbergklinik an und wurde von einer Schwester sehr freundlich beruhigt und darauf hingewiesen, dass ich so nach der Mittagszeit nochmal anrufen soll, dann wissen sie schon mehr. Ich rief dann nachmittags an und man sagte mir, dass meine Frau gerade angekommen sei und ich sie jederzeit besuchen kann. Der erste Eindruck war also durchaus positiv.
Ich machte mich dann auf den Weg und war so gegen 18:00Uhr in Bad König (einen Parkplatz bringt man am besten mit, weil vorort gibt es keinen) und habe mir an der Zentrale den Weg zu meiner Frau erklären lassen. Eine Schwester brachte mich dann zu meiner Frau, durch einen engen Gang, der voll mit Rollstühlen stand, zu ihrem Zimmer.
Ich glaube nicht, dass es 10m² hatte, dafür ein Bad mit Toilette, das mit dem Nachbarzimmer gemeinsam zu nutzen war, wenn es nicht abgeschlossen gewesen wäre. Auf meine Frage hin, warum das Bad zu sei, wurde mir gesagt, dass auf dem ganzen Flur nur eine Toilette offen ist, auf den anderen wäre ein Keim. Na gut, ich dachte mir nichts dabei, ich hatte ja zuvor noch nichts von MRSA gehört. Das hatte natürlich zur Folge, dass die armen Patienten entweder eine Windel bekamen oder die Pfanne oder auf die eine mögliche Toilette begleitet werden mussten, was natürlich das Personal von ganzen 2 Personen pro Schicht total überforderte. Was mich dann am ersten Abend noch wunderte war, dass ich keine Notfallklingel am Bett sah. Sie wurde halt vergessen aber nachher noch gebracht, hieß es. Das war dann auch so, nur was ich am nächstenTag sah, dass die Klingel so angebracht wurde, dass meine Frau die nie hätte erreichen können. Diese Art der Anbringung war hausmeistertechnisch so verordnet, weil die Patienten die Klingel immer irgendwie rausreißen und dann der Hausmeister mit der Reparatur nicht nachkommt.
Am 2. oder 3. Tag kam ich am späteren Nachmittag und wunderte mich schon auf der Treppe über Musik, die, je näher ich an das Zimmer meiner Frau kam, immer lauter wurde. Die Zimmertür meiner Frau war offen, die vom Zimmer gegenüber auch. Aus diesem Zimmer gegenüber schalte wirklich laute Musik, die diesem Patient vielleicht therapeutisch gut tat aber meiner Frau, mit Sicherheit, nicht. Vielleicht sollte die Musik auch über die Einsamkeit der Patienten hinweg helfen. In meiner 2 stündigen Anwesenheit war es mir nicht möglich eine Schwester aufzutreiben und nach dem Grund zu fragen, ich habe dann die Tür von diesem Zimmer einfach geschlossen, dass hat aber auch keiner bemerkt. Zur Rettung der Schwestern muss ich aber sagen, das von den vielen wechselnden Damen nur eine etwas muffig war alle anderen waren sehr bemüht, wenn man sie mal traf. Die Schwestern waren sowieso die einzige Informationsquelle, die ich hatte. Der leitende Arzt hatte Urlaub, die Vertetung traf ich nie an, konnten sie aber mal telefonisch erreichen, war aber nach meinem Eindruck nicht unbedingt gut über meine Frau informiert. Diesen Eindruck hatte ich später dann allerdings auch als der leitende Arzt wieder vom Urlaub zurück war. Das lästige am hilflosen Patienten ist der wissbegierige Angehörige, der sich Sorgen macht. Nach dem 1. Wochenende begannen dann die ersten Therapien bei meiner Frau und über jede positve Rückmeldung einer Schwester hätte ich sie umarmen können. Meine Frau begann dann mit leichten Gehübungen und berichtete mir nach ein paar Tage, dass sie als hirnoperierte hatte Trambolin springen müssen. Die werden schon wissen was sie tun sagte ich ihr. Zumal ja nichts passiert war und ich mich nicht auch noch über Dinge, die gut gegangen sind, aufregen wollte. Allerdings klagte meine Frau über einen Schmerz im rechten Sprunggelenk. Die Schwester meinte das sei eine kleine Überlastung nach der langen Liegezeit, so eine Art Muskelkater, und dass leuchtete mir durchaus ein, zumal es am nächsten Tag wieder besser war. Dafür kam am nächsten Tag eine Blasenentzündung, die meine Frau wieder eine Woche ans Bett fesselte und mit Antibiotika behandelt wurde.
Als das überstanden war ging es mit Bewegung weiter und wieder meldete sich das Sprunggelenk allerdings etwas intensiver als zuvor. Meine Frau ist wirklich kein wehleidiges Wesen aber das tat ihr schon richtig weh. Anfänglich wurde ein Verband zur Ruhigstellung gemacht, das Bein erhöht gelagert und beobachtet. Gegen die Schmerzen gab es Schmerztabletten, die wir ja schon von der Blasenentzündung her kannten. Schmerzen wurden mehr, der Fuß wurde nicht mehr verbunden, jetzt wurde er getapt und es gab wieder Schmerztabletten. Parallel wurde sie im Rollstuhl zu anderen Therapien gefahren, die mit Bewegung nichts zu tun hatten aber z. Bsp. ihre Hände trainierten. Ebenso fanden Therapien statt, die ihr Denkvermögen und ihre Reaktionfähigkeiten testeten. Nichts desto trotz, die Schmerzen am Fuß wurden immer schlimmer. Nach über einer Woche Schmerzen wurde sie dann mal zum Röntgen in ein anderes Krankenhaus gefahren. Jetzt kann ich nur meine Frau zitieren über die Aussage der Ärzte. Mir selbst ist es nie gelungen dies-bezüglich einen Arzt zu erreichen. Das Röntgenbild zeigte im Sprunggelenk eine Verkapselung, die man nicht operieren könne. Irgendwann führt das zur Steifheit des Gelenks und dann wären auch die Schmerzen vorbei. Jetzt gab es erstmal wieder Antibiotika. Der Fuß wurde immer dicker aber meine Frau musste (und wollte mittlerweile auch) die Klinik verlassen in der Hoffnung, dass die nächste Rehaklinik mehr gegen die Schmerzen unternehmen kann. Nebenbei sei erwähnt, dass in der Folgeklinik nach 4 Tagen die Schmerzen so groß wurden, dass meine Frau fast aus dem Fenster springen wollte, nur damit die Schmerzen endlich vorbei sind. Da wurde dann von Depressionen gefaselt, die nach der Hirnblutung entstanden sind. Da ist mir dann der Kragen geplatzt und da kam dann ein richtiger Prof. der Orthopädie, hat Ultraschall am Fuss gemacht, den Kopf geschüttelt und 4 Stunden später lag meine Frau auf dem OP-Tisch. Lange wäre es nicht mehr gut gegangen, dann hätte der total vereiterete Fuß ab müssen. Nach dieser OP wurde dann festgestellt, dass meine Frau den MRSA-Keim in sich trägt und wo sie den her hatte ist für mich auch klar. Aber zurück nach Bad König.
Ärtze: lasse ich lieber unkommentiert.
Schwestern: Nett, bemüht aber total überlastet.
Therapeuten: laut meiner Frau sehr gut
Essen: absolut toll
Anwesen: Zimmer und Gänge sehr beengt, wirkt irgendwie deprimierend. Aussenanlage gleich null. Wenn der Patient rollstuhlfähig ist kann man eigentlich nur auf die Terasse, was aber auch langweilig wird. Ein kleiner Park täte dem am Hang liegenden Anwesen gut ist aber nicht möglich.
Ich habe mir für diesen Kommentar absichtlich ein paar Monate Zeit gelassen, hätte ich ihn gleich nach der Reha geschrieben, er wäre doch zu negativ und böse für Bad König ausgefallen. Im Laufe der Monate habe ich mehr Abstand gefunden und auch die Erfahrung gesammelt, dass es noch schlimmer geht.
Inkompetenz oder ist es die Unlust auf Kassenpatienten, hat nichts mit Bad König zu tun, dass zieht sich durch alle von mir erlebten Krankenhäuser. Der hilflose Patient ist die Ware, mit der vorrangig erstmal die Bettenauslastung erfüllt wird und dann schaun mer mal ob wir günstigst etwas für ihn tun können.
Wer als hilfloser Patient in die Fänge unseres Gesungheitswesens gerät, hat ein Problem. Natürlich gibt es Länder mit wesentlich schlechteren oder gar keinen Gesundheitswesen aber ich lebe hier, ich zahle für unser Gesundheitswesen und das nicht wenig und habe dann auch eine Erwartung, die absolut nicht erfüllt wurde. Wäre mir Ulla Schmidt damals begegnet, ich glaube nicht, dass sie mich in guter Erinnerung behalten hätte.
Eine der schlimmsten Erfahrungen für mich war, dass ich total hilflos war. Wie gerne hätte ich mal einen Arzt oder eine Schwester angebrüllt, dass sie endlich mal zu Potte kommen sollen und ihre Pflicht erfüllen aber die Angst davor, dass meine hilflose Frau das zu spüren bekommt, wenn ich weg bin, hat mich dann doch zurück gehalten. Aber auch das ist nicht nur auf Bad König gemünzt, sondern gilt für alle erlebten Krankenhäuser. (übrigens Pralinen und Kaffee als kleine Bestecherlies hilfen auch nicht)
1 Kommentar
Hallo Hamster21 meine Tochter ist ebenso in Dieser Reha Direkt von der Uniklinik verlegt worden.
Um Erfahrungen auszutauschen würde ich gerne mit ihnen ein kontakt aufnehmen. [email protected]