Ich war letztes Jahr für 4 Monate in dieser Klinik. Zuerst lief es gut und ich war ganz positiv angetan von dem Therapieangebot, habe viel gute Erfahrungen und Erlebnisse gehabt und mich gut mit einigen Dingen auseinandersetzen können. Dann wurde es sehr heftig für mich in der Therapie und als ich da Unterstützung dringend gebraucht habe, hab ich mich völlig im Stich gelassen gefühlt. Ich hatte total zu kämpfen und es ging mir immer schlechter, viel schlechter als vor der Klinik. Fast keiner wollte darauf eingehen, ich wurde total hängen gelassen und abgewiesen, Einzeltherapeut, Oberarzt und Chefarzt waren alle verschiedener Meinung und ich hab mich vergeblich darum bemüht, daß ich Hilfe bekomm, hab ganz schreckliche Erfahrungen gemacht, war völlig fertig und hatte schon die Psychiatrie vor Augen...! Dann hab ich versucht, mich ganz auf mich zu konzentrieren und mit Hilfe einzelner Begleit-Therapien bin ich grad so wieder auf die Beine gekommen und dann völlig unfertig ins Nichts entlassen worden, das war denen egal, keiner hat sich darum geschert, wies mir geht oder wie es bei mir weitergeht. Danach gings mir immer schlechter bis hin zu heftigsten Krisen mit Suizidgedanken etc. wegen der schlimmen Erlebnisse in der Klinik. Ich hab mehrmals wöchentlich psychiatrische und therapeutische Hilfe benötigt, um damit klar zu kommen, was ich in der Klinik erlebt habe. Irgendwann hab ich auch angefangen Medikamente zu nehmen, die ich zuvor nicht gebraucht hatte, aber ich war so fertig mit den Nerven, daß es nicht mehr anders ging.
Ich hab seit der Klinik massiv Psychotherapie und bin immer noch nicht drüber weg, die Ereignisse verfolgen mich und quälen mich immer noch (fast ein Jahr danach).
Also, ich komm mit den letzen Berichten (s.u.) nicht ganz klar. Klar, ich hab in der Klinik ganz viele intensive und wertvolle Erfahrungen gemacht mit z.B. Lauftherapie oder Ergo, Feldenkrais und Ausdrucksmalen oder auch Musiktherapie. Und am Ende hat mich die Tanztherapie und v.a. Tongruppe und Arbeit am Tonfeld(!) sozusagen "gerettet". Und die Gegend ist sehr schön, der Wald, das Schwimmbad. Alles ganz toll. Aber trotzdem gings mir während der Klinik seitdem beschissener als je zuvor. Gerade in der "Psychotherapie", die ja das wichtigste ist, liefs garnicht gut und ich hab garnicht die Erfahrung gemacht, daß "die wissen, wovon sie reden". Der Chefarzt redet zugegebenermaßen sehr viel, hält jede Woche einen Vortrag, wo er zuerst ganz tolle Sachen erzählt, dann macht er das Diktiergerät aus und sagt grinsend "so, und jetzt reden wir Klartext": dann zieht er über Patienten her, reißt Sprüche wie Harald Schmitt und grinst dabei breit und gefällt sich in der Rolle des Provokateurs. Eine üble Show, wo man danach nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, aber das schlimmste sind eben seine abfälligen Kommentare und Parodien von Patienten und ihren Anliegen und Bedürfnissen. Auch an anderer Stelle (z.B. Visite) macht er abfällige Bemerkungen, kann einmal noch total nett sein, dann (auch ganz plötzlich) voll entwürdigend. Wie ein Wolf im Schafspelz...
Auch meine Oberarzt hat regelmäßig Bedürfnisse von Patienten abgewertet und lächerlich gemacht, wenn diese nicht "erwachsen" genug waren. er wollte immer, daß man alle Probleme "symbolisch" löst, echte Konfliktlösungen waren nie Thema, seine Kommentare wurden der Sache oft garnicht gerecht. Auch wenn ein Patient einen Konflikt mit ihm bekam, wurde er nur noch abgelehnt. Ebenso im Schwersternzimmer: da waren sie immer ganz froh über nette Patienten, schwierigere wollten die nicht haben, haben ihre Abneigung auch nicht professionell lösen können d.h. der Patient hat es abbekommen. Kluge Ratschläge gabs da meistens, ob die helfen, war eine andere Frage. Insbesondere wenn es einem Patient wirklich schlecht ging und er Hilfe brauchte, haben die in der Klinik abgeblockt. Ich habe bei einigen Patienten mitbekommen, daß wenn es schwierig wurde oder es Konflikte mit der Klinik gab, daß es nur Ablehnung gab. Mehrere sind gegangen (abgebrochen), was ich nicht geschafft habe. Manche waren 3 Monate dort, ohne gescheit behandelt worden zu sein. Es hieß dann "die wollen halt nicht" (so wie es in der einen Bewertung ja auch geschrieben wurde...). Das ist ganz schlimm, wenn man Schwierigkeiten in der Therapie auf den Patienten schiebt und sich nicht drum kümmert!
Ich hatte den Eindruck, daß die in der Klinik bis auf Ausnahmen sich eh nicht um Menschen kümmern wollen - nicht einmal um Probleme, die durch ihr Zutun entstehen, das weisen sie total von sich. In meinem Fall gab es u.a. deshalb Schwierigkeiten, weil an mehreren Stellen Fehler passiert sind, keiner dazu stehen und sie korrigieren wollte, sie sich nicht abgesprochen haben und dann jeder in ner anderen Richtung an mir rumgepfuscht hat. Meine dringende Bitte, sich abzusprechen und mir zu sagen, was eigentlich los ist damit ich weiß woran ich bin und ob ich da richtig bin, wurde nicht ernst genommen und mir wurde gesagt, sie seien weiterhin verschiedener Meinung und das werde auch so bleiben... Insbesondere der OA fand es nicht nötig, mir zu helfen, sondern hat mich noch ständig auflaufen lassen, unverständliche Sachen in der Visite gesagt und meinem Einzeltherapeuten reingepfuscht. Mein Gruppentherapeut hat nur zugeguckt wie schlecht es mir ging und mich einmal fast angeschrien, daß es meine Schuld sei. Ich weiß nicht, was das alles sollte, aber es hat mich echt ruiniert und seitdem versuch ich mühsam, mich mit viel professioneller Hilfe wieder aufzubauen.
Tut mir leid, vielleicht wissen die irgendwie wovon sie reden, aber nicht was sie tun! Und das die so toll sind - ich hab deutlich erlebt, daß sie sich für grandios halten. So reden sie und so treten sie auf. Die scheinen sich für Götter zu halten, was sie in ihrer Klinik-Welt wohl auch sind. Die sind so selbstherrlich und selbstgefällig, ich hab das Gefühl bei (nicht nur) denen geht es in erster Linie um sie selbst und die Bestätigung ihrer Selbstherrlichkeit, nicht um den Patienten. Und wer ihnen Quer kommt oder stört oder mit ihren Regeln, die sie inkonsequent und mit autoritärer Willkür handhaben, in Konflikt kommt, der hat verloren... Wer echt Schwierigkeiten hat, die mit ner lauwarmen Standard-Behandlung nicht zu regeln sind, wer mehr als ne Kur braucht mit Unterhaltungs- und Erholungsprogramm, der kann vielleicht Glück haben wie manche der vorherigen Berichterstatter, er kann aber auch ganz übel unter die Räder kommen und da kümmert sich dann keiner mehr drum (zumindest nicht oben in der Hierarchie).
Wer in der Klinik gut gefahren ist und immer wieder kommen würde bzw. es auch schon getan hat - schön, aber dafür ist so eine Klinik nicht da. Leider kenn ich mehrere Leute, die nach St.Georg in andere Kliniken mußten bis hin zur Psychiatrie oder zumindest nach kurzer Zeit genauso schlecht da standen wie davor und ohne Therapie garnicht klarkommen. Das sollte nach mehrmonatiger Behandlung in einer Klinik anders sein, oder? Ich weiß nicht, wovon es abhängt, daß manche so voll des (pauschalen) Lobes sind, andere völlig am Arsch nach dieser Klinik? Ich hab vieles erlebt und miterlebt, was in keiner Weise professionell war oder von therapeutischer Kompetenz zeugt. Schmerz- und Bulimiepatienten, die im Prinzip garnicht behandelt wurden oder zum Therapieabbruch gebracht wurden, vernachlässigendes Verhalten das in einem Fall dazu geführt hat, daß eine Patientin der es körperlich ganz schlecht ging aus dem Schwesternzimmer geschickt wurde, vor dem sie dann kollabierte und der Notarzt per Rettungshubschrauber kommen mußte, eine Eßgruppe, die völlig in die Hose ging und abgebrochen werden mußt, weil bei fast allen sich die Eßstörung verschlimmerte, eine Patientin die heftigen Zuständen einfach sitzen gelassen wurde (will ja nur Aufmerksamkeit) ... Patienten die sich selbstverletzt haben und ignoriert oder abgewertet wurden, statt daß auf die Gründe dafür eingegangen wurde - also wer Fürsorge oder Aufmerksamkeit brauchte oder irgendwie bedürftig war, der stand dort vor verschlossenen Türen. Allerdings wurde auch nicht vermittelt warum, oder erklärt, was das Problem denn sei. Als ob jemand gesund wird, wenn man ihn nur konsequent allein läßt? Und ihm stattdesen aber auch nichts anderes, verstehbares, greifbares gibt? Mein Alltag wurde dort übrigens garnicht wirklich aufgegriffen, meine Beziehung ist während der Klinik den Bach runter gegangen, da kümmerte sich auch keiner drum - wo gehobelt wird da Fallen Späne sozusagen.Ich versteh es nicht, das was ich erlebt habe macht mich aber immer noch fertig. Das ist das Ergebnis meiner "Therapie" dort.
Ich sag nicht, daß dort alles schelcht war, manches war sehr schön. Manches schwierig. Und manches ganz schrecklich. Das ist für mich gerade das Schlimme, womit ich nicht klar komme! Das ist wie bei Mißbrauch die Vermischung von Positivem und Mißhandlung, so komm ich mir vor. Auch daß ich nicht daraus fliehen konnte. Und ich hab es angesprochen wo ich konnte und keiner hat mich ernst genommen... zum Glück hab ich es überlebt.
Tja, andere findens dort ganz toll und die sind ja soo toll und professionell und kompetent und bewundernswert und wissen was sie sagen und und ... nur wie paßt das dann alles? Bin ich dann selber schuld, daß ich 4 Monate dort war und es mir so schlecht ging und noch geht? Ist das nicht deren Verantwortung, wenn ich hoch motiviert und engagiert dort mitarbeite, dann dafür Sorge zu tragen, daß ich nicht geschädigt dort rausgehe? Statt es zu ignorieren? Was kann ich als Patient mehr tun? Für die Behandlung der Probleme, die ich vielleicht habe und mitbringe und die ich selbst nicht kontrollieren kann, sind dann doch die Therapeuten zuständig, oder für was sonst - ein Animationsprogramm? (Vielleicht kommt daher der Begriff "Kurpfuscher"...)
Das wars, schlauer bin ich noch nicht, hoffe es geht nicht all zu vielen so oder wie einigen Mitpatienten... ich hätt gern auch das Positive erlebt ohne den Horror dabei und danach.
2 Kommentare
Schön zu lesen, dass Du bei der Lösung Deines Problems vorangekommen bist. Das freut mich.
Dem war bei mir aber leider nicht so.
Das liegt sicher daran, dass es defacto zwei Kliniken unter einem Dach gibt.
Ich hatte gute Kontakte zu einigen Patienten im Premium Bereich. Da wurde der Unterschied in den Gesprächen schnell klar.
Während für mich wichtige Anwendungen - aufgrund Therapeutenmangels - gar nicht erst stattfanden und in der Urlaubszeit vorhandene Anwendungen nochmals gekürzt wurden, gab es im Premium Bereich keine Ausfälle zu beklagen.
Es macht auch einen großen Unterschied, ob man 2 Einzelgespräche pro Woche hat oder nur eines.
Auch die Behandlungszeiträume im Premium Bereich wurden häufig bereitwillig verlängert.
Bei mir hieß es. "Es gibt keine Grundlage für eine Verlängerung. Sie können aber gerne in drei Wochen wieder kommen."
Leider steht nichts darüber im Grundgesetz, dass niemand wegen seiner Krankenkasse benachteiligt werden darf.
Gleichwertigkeit sieht leider anders aus.