Meine Entlassung liegt jetzt fast genau ein Jahr zurück. Als ich ankam, war ich am Boden und hatte Zweifel, dass ich jemals wieder ein "normales" Leben führen könnte. Ich war arbeitslos, meine Familie war verunsichert, ich wusste, dass ich mich mit dem Alk reichlich geschädigt hatte, zuhause tuschelten die Nachbarn über mich.
12 Wochen Klinik: viele Erkenntnisse, sehr viel Bewegung, Abstand, Ruhe, neue Freunde, interessante Menschen, viel Spaß.
Gute Therapie-Gruppen (z.B. Frauengruppe, Raucher-Entwöhnung), Ärzte mit Zeit, sehr offene und hilfreiche Einzelgespräche mit dem Bezugstherapeuten, dazu täglich Gruppentherapie, viele Anregungen und Ideen für die Zeit danach. Vermittlung in die nahtlos anschließende ambulante Nachsorge (22 Termine + Verlängerung für weitere 22 Termine).
Heute: abstinent, neuer Job, zuversichtlich und jeden Tag wieder froh, dass ich in Lindow war und dort so eine gute Zeit hatte.
Es geht nicht von allein, es ist viel Arbeit an sich selbst, und auch die Zeit danach ist nicht ohne. Die Klinik löst keine Probleme. Aber sie zeigt Möglichkeiten und hilft, einen eigenen Weg zu finden.
Praktisches:
Essen: super! Café auch, Preise eher günstig.
Handy und Internet: Vodafone geht, je nach Lage sogar Internet im Zimmer, sonst WLAN Zugang kaufen und ins Cafe gehen. Allerdings denke ich persönlich, die wertvolle Zeit da lieber nicht mit Surfen verplempern...
Mobilität: Leihfahhrader vorhanden, und selbst der Fußweg nach Lindow zum Discounter oder in das sensationelle Eis-Cafe ist machbar (3km etwa). Bahnhof ist auch in der Nähe.
Besuchsregeln waren sehr liberal, Besuch geht immer, wenn nicht gerade Therapien oder Behandlungen sind. Übernachtungsmöglichkeiten in Lindow, falls Besuch übers Wochenende kommt oder eine lange Anreise hat.
Waschen: ja, manchmal muss man warten, bis eine Maschine frei ist. Wie im Waschsalon eben.
2 Kommentare
Die Zweierzimmer-Misere für Suchtpatienten sollte deutlich auf der Internetseite kommuniziert werden. Ich bin bei meiner Ankunft aus allen Wolken gefallen und wäre fast sofort wieder abgereist, als ich das erfuhr. Habe es bloß nicht getan, weil der Weg nach Hause abartig weit war.