Nach den niederschmetternden Kommentaren über das Klinikum Aschaffenburg die bis Dato hier veröffentlicht wurden möchte ich den Lesern mal eine andere Perspektive offenbaren.
Ich möchte mich zunächst vorstellen im Bezug zum Klinikum. Mit einer Apendektomie hat mein Weg dort begonnen in jungen Jahren. Keine besonders komplizierte OP, damals noch offen, heute laparoskopisch. Es ging über die Notaufnahme zum sono und nach 6 Stunden Wartezeit zum OP. Eine müder Anästesist machte noch Scherze um mich abzulenken. Danach in der Kinderklinik aufgewacht. 4 Tage nichts essen, direkt danach nach Hause.
Des Weiteren verstarben nach langer Krankheitsgeschichte mehrere meiner Verwanten im besagten Krankenhaus. Wer ist Schuld?
Zu guter letzt arbeitete ich selbst dort einige Zeit und kann so eine relativ gute Übersicht über die Ansicht des Patienten und die des Personals geben. Ein Hauptkritikpunkt bspw. der erwähnt wurde war die Notaufnahme. Lange Wartezeiten, schlechte Betreuung und ungenügendes Engagement des Personals.
Wie soll aber ein Zimmer frei werden bei einem Krankenhaus das knapp 700 Betten hat, wo aber 780 im Durchschnitt stationär aufgenommen werden?
Ich gebe zu, dass das Personal manchmal einen etwas uninterissierten Eindruck macht, aber glauben Sie denn wirklich das sind Sadisten? Die wollten den Job nur machen um Sie zu ärgern? Vergessen Sie nie, das es sich um Menschen handelt, welche auch Fehler machen, die nicht immer nur lächeln können, auch wenn es angebracht wäre und die auch manchmal, wenn ein Patient stirbt in eine Ecke gehen und weinen.
Ein Krankenhaus ist ein Unternehmen in berufsethischer Hinsicht. Die Angestellten lästern in der gestaffelten Mittagspause über Kollegen. Sie brauchen morgens oder in der Nachtschicht ihren Kaffee und Sie haben private Probleme. Wie wohl in jedem anderen Betrieb auch!
Der Unterschied besteht darin, dass hier keine Maschinen produziert, Akten bearbeitet oder Fälle überprüft werden.
In der Hinsicht ist es wirklich etwas Anderes, denn hier liegen Menschen, denen geholfen werden soll. Und glauben Sie mir bitte, wenn ich meine, dass die Angestellten das auch wollen und nicht darauf aus sind, Ihnen ihre Leiden nicht nehmen zu wollen oder sogar noch zu verschlimmern.
Ich kann durchaus verstehen, wenn Patienten mit einer Behandlung unzufrieden sind oder mit dem Umgang. Aber bitte berücksichtigen Sie, dass wirklich fast alle Mitarbeiter in allen Kliniken, ihren Beruf ergriffen haben um Ihnen zu helfen.
Was ist schon ein ausländischer Akzent bei einem Arzt? Es gibt wenige und die jüngeren müssen eben noch lernen wie es funktioniert.
Oberste Priorität hat das wohl des Patienten. Dies ist der Leitspruch des Klinikums. Der Patient ist König. Allerdings nur das gesundheidliche Wohl. Denn es gibt Leute die einen Aufenthalt hier mit einem Hotelbesuch verwechseln. Ob man nicht kurz Zigaretten holen könne oder einen Friseurtermin machen kann? Schließlich sieht man heute mit den Haaren scheußlich aus.
Das aber im Gegenzug das Personal ununterbrochen Fortbildungen besuchen muss, wie bspw. die Fachärzte, die sogar die Verpflichtung dafür von der Fachschaft haben. Einzig und allein um Ihnen die Bestmögliche Versorgung zu ermöglichen.
Das kann aber leider nicht immer der Fall sein. Auch ein Privatpatient muss vor dem CT warten, wenn der Helikopter landet. Eine OP muss verschoben werden, wenn die Chirugische Klinik 2 nur noch schwere Frakturen behandeln muss. Und ein Patient muss auf der Notaufnahme warten, wenn kein Zimmer frei ist, oder der Untersuchungsraum besetzt ist.
Das entscheidende Wort hierfür ist TRIAGE, Vorrang für den schwersten Fall.
Es läuft nicht alles geschmiert wenn Menschen zusammen arbeiten. Überlastetes Personal, kaum Platz auf Intensivstationen, andere Kliniken, die sich weigern Pflegeaufwendige Patienten aufzunehmen und das ewig leidige Thema des Geldes. Kosteneinsparung wo es sein muss. Und auch wenn es ein junger Arzt als angehender Idealist nicht wollte, so muss er doch Privatpatienten bei Routineuntersuchungen vorziehen, um nach seiner 70 Stundenwoche wenigstens ein bisschen Geld auf dem Konto zu haben.
Andererseits wurde eine Palliativstation eingerichtet, welche bisher noch niemand kommentiert hat. 8 Plätze mit Vollzeitversorgung, jedes mit Küche und wirklich rührende Ausstattung. 8 Betten..., die immer belegt sind und das Klinikum viel Geld kosten, aber die DA sind.
Ein immer besetzte Notaufnahme, sowie Radiologie und NotfallOP-Bereitschaft. Glauben Sie mir wenn ich sage, das die Bereitschaft keinen Spaß macht und viele (nicht alle) doch immernoch ein Lächeln für Sie übrig haben.
Als Fazit möchte ich nicht das gesamt Personal eines Krankenhauses in Schutz nehmen. Es gibt schlechte Tage, aber das berechtigt niemanden, es an den Patienten auszulassen. Mir ging es Einzig und Allein um die Perspektive.
Vielen Dank
1 Kommentar
Typisch Schlachthof am Hasenkopf. Alleine in meinem Bekanntenkreis dieses Jahr 5 Personen mit postoperativen Abszessen und langwierigen Behandlungen mit hoch dosierter Antibiose. Die bekommen die Kontamination einfach nicht in den Griff. Eine, im Klinikum AB akquirierte Infektion, hat mehrere Leben gekostet...