Also, ich war zweimal in der Tagesklinik dort.
Beim ersten Mal ist mir wirklich sehr gut geholfen worden, ich hatte eine SUPER-Einzeltherapeutin, die mir damals (und das ist keineswegs übertrieben) vermutlich meinen Hals gerettet hat, und auch die anderen vom Personal zeigten sich mir gegenüber engagiert und immer offen. Einmal die Woche kochte jede Gruppe für die ganze Klinik, das war auch immer sehr interessant. Wir waren eine SUPER-Patientengemeinschaft, von der auch die Gruppentherapien sehr profitierten.
Das einzige, was mir damals schon tierisch auf den Wecker fiel, war die stundenlange Ergotherapie, die darin bestand, dass da eine Gruppe von Leuten um einen großen Tisch sitzt, Bildchen malt, Blubberwasser redet und die Zeit totschlägt. Und daß das Essen nicht unbedingt genießbar war und teilweise schon fast kalt, wenn es erst mal vom Haupthaus in die Tagesklinik gelangt war (damals wurde noch dort gemeinsam gegessen).
Auch finde ich es ziemlich krass, dass der Ruheraum (3 Betten) nicht nach Geschlechtern getrennt war, es für Männlein und Weiblein nur je eine Toilette gab (die natürlich immer dann besetzt war oder so infernalisch stank, dass man rückwärts wieder zur Tür rausfiel, wenn man dringend hin wollte) und draußen vor den Toiletten ein einziges Becken zum Händewaschen (wo das Schlangestehen natürlich besser war als zuzugucken, wie manche Patienten sich einfach ohne Händewaschen verdrückten). Auf der Herrentoilette (wo ich einmal aus Not hinging) hängen übrigens 2 Schilder, damit die Herren sich auch hinsetzen und später das Abspülen nicht vergessen - als ob alle Männer Schweine wären.
Als ich das letzte Mal dort war, hatte sich einiges verändert. Das Essen war vom feinsten (insbesondere leckere Sachen für Vegetarier), aber es wurde jetzt im Haupthaus eingenommen. Man mußte die Therapiekarte einscannen, um die Anwesenheit zu kontrollieren, konnte sich danach aber auch sofort wieder verzwiebeln, wenn man keinen Bock auf Essen hatte (für Leute mit einer ES natürlich wunderbar). Mit Ausnahme der Psychologin und des Arztes war keiner sonderlich interessiert am Wohlergehen der Patienten (Patient holt sich Bedarfsmedikation, 10 Minuten später fragt die Schwester aus reiner Höflichkeit, obs wieder geht, und ist weg, ohne eine Antwort abzuwarten), und die Oberärztin wollte lediglich wissen, ob man sich umzubringen gedächte. Und wenn man mal total verzweifelt ankommt und fertig ist wie ein Lachsbrötchen, weil man doch wieder gekifft oder sich doch wieder verletzt hat, gibt´s eine Abmahnung ohne die Frage nach dem Warum, und man kriegt klipp und klar gesagt, beim nächsten Mal fliegste raus.
Man merkt schon, dass die Krankenkassen mehr Druck ausüben; ich glaube, mittlerweile werden die Patienten in dieser Tagesklinik nur noch durchgeschleust. Schade. Ich hatte gehofft, man hätte mir so geholfen wie beim ersten Mal.
1 Kommentar
Danke für die Bewertung. Ich werde in 2 Wochen dort eine stationären Aufenthalt machen. Gerne würde ich wissen, wie viele Therapien/ Angebote man in etwa pro Tag hat. Also wie viel "Leerlauf"/ Freizeit hat man pro Tag? Hat man auch Therapien am Wochenende? Gibt es auch einen Fitnessraum, wo man außerhalb von Sporttherapien Sport machen? Gibt es eigentlich auch Möglichkeiten, Internet für das Zimmer zu kaufen? Danke und viele Grüße.