Die Klinik liegt landschaftlich wunderschön, die Zimmer sind geräumig und gemütlich. Wer Salate mag, wird die Küche lieben, Fleischesser kommen wenig auf ihre Kosten. Samstags ist Eintopf oder Nudeltag, da wurde ich nie satt, ansonsten war das Essen meist o.k. , für meinen Geschmack allerdings zu wenig Gemüse und zu viel Nudeln. ich habe aber wunschgemäß abgenommen., indem ich all die leeren Kohlehydrate weg gelassen habe.
Die Psychologin Frau Kurlovic und der Arzt Dr. Steinbüchel waren absolut klasse !!! Ich habe mich ernst genommen gefühlt und sie haben mir wirklich geholfen. Allerdings sind 25 Minuten Gespräche mit der Therapeutin pro Woche natürlich viel zu wenig. Anfangs war ich total enttäuscht, weil meine Erwartungen, dass aufdeckend gearbeitet wird, nicht erfüllt wurden, aber bei den Rahmenbedingungen ist das natürlich nicht möglich. Die Psychotherapie dreimal pro Woche in der Gruppe war sehr gut, in der Gruppe für Gesundheitsberufe wurden interessante Infos und Anregungen zum weiter nachdenken gegeben.
Der betreuende Arzt war bei Bedarf immer zu sprechen und hat meine Fragen ernst genommen. Den Chefarzt habe ich sehr unterschiedlich erlebt. In der Anfangsrunde (in der ersten Woche eine Art Kennenlernrunde der Patienten, die an diesem Tag angekommen sind) empathisch, in der Visite oberflächlich und schnell den Patienten in eine Schublade steckend. Wenn man vorher weiß, dass es nur darum geht, dass er in 10 Minuten einen Eindruck vom Patienten bekommt, damit er als Verantwortlicher notfalls dem behandelnden Arzt Rat geben kann, dann ist die Visite aushaltbar. Wer ein einfühlsames oder hilfreiches Gespräch erwartet, wird schwer enttäuscht werden. Zeit für Patientenfragen gibt es in den 10 Minuten nicht.
Wer so ausgebrannt ist, dass er daran denkt, in Rente zu gehen, sollte darauf achten, unbedingt vorher schon krank geschrieben zu sein. Ich habe einige Altenpflegerinnen kennen gelernt, die Urlaub und frei genommen haben, um noch bis zum Anfang der Kur ohne Krankschreibung durchzuhalten. Sie wurden alle als arbeitsfähig entlassen, wer schon krank geschrieben war, bekam eher die Arbeitsunfähigkeit attestiert. Für mich als Mitpatientin war die Einschätzung des Chefarztes nicht immer nachvollziehbar.
Sport- und Kreativangebot war klasse, leider dauerte es etwas lange, bis alle Kurse angelaufen sind und man einen Platz darin ergattert hatte. Nachdem in der ersten Woche fast nichts außer Info läuft, sind drei Wochen für eine Reha zu kurz.
Die Schwestern waren nett, mit Krisen sind sie aber nach meiner Einschätzung überfordert und medizinisch haben zumindest einige anscheinend sogar medizinisches Basiswissen verlernt. Wer nicht nur psychosomatisch, sondern auch körperlich krank ist, ist meiner Meinung nach nicht gut aufgehoben, wenn sie sich nicht selbst gut mit ihrer Krankheit auskennen und selbst auf ihre Behandlung aufpassen.
Wer down ist und ein Gespräch möchte, muss es ausdrücklich sagen ("ich möchtem mit Ihnen sprechen"), auf Andeutungen gehen einige der Schwestern nicht ein. Die Gesprächsbereitschaft ist sehr unterschiedlich, manche Schwestern sind recht einfühlsam, andere wirken eher so, als ob sie einen ruhigen Job machen möchten und möglichst wenig gestört werden wollen. Viele Patienten berichteten, dass sie zwar Schlaftee bekamen, aber kein Gesprächsangebot, ob sie darüber reden möchten, warum sie nicht schlafen können.
Ich war sehr erschöpft und genoss die Ruhe und auch die Tatsache, dass in der ersten Woche nur Arzt- und Psychologisches Erstgespräch sowie Kennenlernrunde lief und Info über die Therapien. Die eigentlichen Angebote fingen erst in der zweiten Woche an und waren alle gut. Es gibt Angebote aus der Entspannung: autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga. Es gibt Psychogruppen: Gesprächsgruppen, Tanztherapie, Kreativtherapie. Gruppen für depressive Menschen, seelische Gesundheit, GIGS (= gesund im Gesundheits- und Sozialsystem)
Sport gibt es Wassergymnastik, Wirbelsäulengymnastik, Walking, Spinning, Fitness-Studio usw.
Wer eine Sportgruppe "schwänzt" bekommt keinen Ärger, sollte sich aber abmelden, andere würden nämlich gerne hingehen und bekommen keinen Platz, während andere es ausfallen lassen, weil es zu anstrengend ist oder weil sie einfach zu faul sind.
Fazit: Wer erschöpft ist und Erholung sucht, aber auch körperlich wieder fit werden will, der ist dort gut aufgehoben. Wer ein großes psychisches Problem hat, wird es dort keinesfalls ausreichend behandeln können, sondern bestenfalls Anregungen bekommen, woran er zu Hause weiter arbeiten kann. Ich empfehle, vorher und auch nachher ambulant Therapie zu machen und die Zeit in der Klinik zum Auftanken zu nutzen.
Wer ernsthaft stationäre Psychotherapie möchte, sollte eine psychotherapeutische Reha und keine psychosomatische Reha beantragen bzw. ein entsprechendes Haus suchen.
Wirklich schlimm fand ich die Kinderbetreuung für ganz kleine Kinder. Es gibt keine feste Betreuungsperson, sondern Tagesmütter wechseln sich jeden Tag ab. Das heißt, es gibt keine ausgebildeten Erzieherinnen, die Kleinen werden nicht eingewöhnt, sondern es wird erwartet, dass schon 2 Jahre alte Kinder sofort in der Lage sind, am Tag 6 Stunden von völlig fremden Menschen betreut zu werden! Wenn man eine Bindungsstörung bei einem Kind erzeugen will, muss man es nur zwingen, jeden Tag in diese Kinderbetreuung zu gehen, obwohl es weint. Irgend wann wird es dann aufgeben und nur noch apathisch dasitzen, was dann als brav interpretiert wird! Es wird von den Kinderbetreuuern und den Schwestern sogar erwartet, dass das Kind mit Fieber in die Betreuung geschickt wird. Zumindest habe ich es in einem Fall erlebt, dass eine Mutter als Glucke hingestellt wurde, weil sie das kranke Kind selbst betreute und die Therapien ausfallen lassen musste.
Größere Kinder haben sich meiner Beobachtung nach sehr wohl dort gefühlt und das Angebot genossen.
Die Klinik ist aber insgesamt nicht für Kinder ausgerichtet, wenn ein Kind im Speisesaal geschrien hat, wurde es "Verbannt". Es gab keinen Spielraum, den Mütter und Kinder am Nachmittag oder Wochenende benutzen konnten, schwimmen durften sie nur am Wochenende.
Fazit: Ich würde als Mutter mit einem Kind unter 6 Jahren dort nicht hingehen.
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Hallo ich habe mal eine Frage gibt es auch den Einzelzimmer Fernseher