Im Juni vergangenen Jahres (2008) brach ich mir Schien- und Wadenbein und wurde ins JoHo eingeliefert.
Bereits in der Notaufnahme kümmerte man sich äußerst liebevoll und kompetent um mich. Obwohl ich an diesem Nachmittag nicht der einzige Notfall war, wurde ich relativ schnell operiert.
Als Anästhesie bekam ich eine spinale Narkose - hierzu hat man zwei bis dreimal in meinem Rücken "herum gestochert", dann hat es geklappt. Zum Glück stand ich noch (weil mein Gelenk zuvor manuell vorab eingerenkt werden musste) unter Morphium, daher hat mich das Gepiekse wenig gestört.
Nach der OP landete ich direkt auf der Station 41, wo man sich von Anfang an sehr viel Mühe mit mir gegeben hat. Die Schwestern waren, bis auf wenige Ausnahmen, sehr liebevoll und bemüht und meistens sehr gut gelaunt, waren jedoch völlig überlastet.
Am Abend meiner stationären Aufnahme fand das Halbfinalspiel der EM statt - die Nachtschwester war Fussballfan. Sie hat sich zwar ebenfalls bemüht, war jedoch deutlich genervt, dass ich nun ausgerechnet während des Spiels eine Bettpfanne benötigte.
(Lt. Aussage der OP-Schwester hätte ich nach der OP eigentlich einen Katheter benötigt, da ich durch die Narkose keinerlei Kontrolle über die Blasenfunktion hätte. Diesen vergaß man jedoch zu legen.)
Als ich dann am nächsten Tag irgendwann meine ganzen Schmerzmittel ausgeschlafen hatte, stellte ich fest, dass ich mit zwei weiteren Patienten in einem Zimmer lag, das wohl irgendwann mal ein Zweibettzimmer gewesen sein muss.
Zwischen den Betten hatte gerade mal das übliche Schränkchen Platz. Mit einem Rollstuhl war es kaum möglich, zwischen die Betten zu fahren.
Nach einer Woche musste ich nochmals operiert werden, da das Schienbein so stark unter Spannung stand, dass sich die Schrauben wieder gelockert hatten und alles wieder leicht verrutscht war.
Wieder im OP, versuchte man erneut eine spinale Anästhesie. Wieder wurde herumgestochert. Da ich diesmal jedoch kein Morphium in mir hatte, habe ich jeden Einstich sehr schmerzhaft gefühlt. Nach dem dritten oder vierten Versuch habe ich darauf bestanden zu schlafen. Man entsprach dann meinem Wunsch.
Alle zwei Tage wurde mein Fuß neu verbunden. Auf dem Fußrücken (Spann) hatte ich durch meinen Sturz eine große Schürfwunde, die vom ersten Tag an einfach mit einer Kompresse zugedeckt wurde. Bei jedem Verbandwechsel wurde die Wunde durch die inzwischen verklebte Kompresse wieder aufgerissen. Der Stationsarzt - der zwar sehr nett war, aber leider selten so richtig Zeit hatte - sprach vom "Eröffnen einer Spannungsblase" ...
Der junge Assistenzarzt und der Student im praktischen Jahr, die ebenfalls Verbandwechsel durchführten - aber etwas mehr Zeit und Geduld für ihre Patienten mitbrachten - haben das Problem erkannt und haben eine Fett-Gaze auf die Wunde gelegt, so dass nichts mehr kleben konnte. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Wunde schon so oft aufgerissen worden, dass ich jetzt - knapp ein Jahr später - außer meinen beiden OP-Narben links und rechts nun in der Mitte auch noch eine riesige hässliche Narbe habe, die nicht hätte sein müssen.
Montags bis Freitags kamen die - wirklich sehr netten - Physiotherapeutinnen zu mir, die dann pro Patient exakt 10 Minuten Zeit mitbrachten. Wir sind dann zusammen einmal den Gang auf und ab, das war's. - Auch hier gilt: Leider hat kein Mensch Zeit für die Patienten.
Beim Essen hat man sich ebenfalls Mühe gegeben. Frühstück und Abendessen waren von der Auwahl her echt OK. Mittagessen war dann im Durchschnitt eher was für die Anspruchslosen.
Großes Plus: Ein Badezimmer hatten wir im Zimmer. Inzwischen habe ich gelernt, dass das auch heutzutage lange nicht in allen Kliniken selbstverständlich ist!
Neutral: Die Putzfrauen waren keine Klinikangestellten, sondern Personal einer Reinigungsfirma, sprachen leider kein Wort Deutsch und haben leider in Bezug auf den Fußboden auch nicht immer alles so genau genommen. Das Bad war allerdings immer tip-top.
Mein Fazit:
Im Großen und Ganzen hat man sich wirklich viel Mühe gegeben, jedoch aus Personal- und Platzmangel ist einiges auf der Strecke geblieben.
Da ich jedoch - als Anhehöriger anderer Patienten - Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Kliniken habe lautet mein Gesamturteil: Ich bin trotz allem zufrieden!
Ganz zum Schluss stellte sich dann heraus, dass der erstbehandelnde Arzt bei der Aufnahme vergessen hatte, einen Durchgangsbericht für die Berufsgenossenschaft zu schreiben. Somit wurde mein Fall - zunächst einmal - als ganz normaler Unfall behandelt - mit Zuzahlung und dem ganzen üblichen GKV-Prozedere. Erst einen Tag vor der Entlassung fiel das auf. Dann wurde der Durchgangbericht endlich geschrieben, konnte die Berufsgenossenschaft informiert werden und der Behördenapparat fing an zu arbeiten - alles um vier Wochen verzögert ...
Der soziale Dienst, mit dem ich bei meiner Entlassung sprach, meinte, zwischen Privat- und Kassen-Abteilung "lägen Welten".
Nun - mir war das eine Lehre, und mein nächster Krankenhausaufenthalt wird definitiv als Privatpatient sein!
1 Kommentar
Sehr geehrte/r "Heho7",
grundsätzlich besteht ein Besuchsverbot für die Räumlichkeiten unserer Notaufnahme, von welchem nur in bestimmten Situationen Abstand genommen werden soll. Allein der Umstand, dass ein Patient ein gewisses Alter erreicht hat, rechtfertigt diese Ausnahme nicht, da wir durchaus die Erfahrung gemacht haben, dass viele Patienten auch trotz eines höheren Alters ausreichende Angaben zu Ihrem Krankheitsverlauf machen können.
Wir bedauern, dass Sie in dem Zusammenhang mit dem Umgang der Mitarbeiter unserer Notaufnahme unzufrieden waren. Wenden Sie sich gern an uns unter [email protected] und nennen uns den Namen Ihrer Angehörigen. So geben Sie uns die Möglichkeit uns den Fall anzuschauen und Ihnen gezielt eine Rückmeldung zu geben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr JoHo-Feedback-Team