Ich habe bereits 3 Aufenthalte in der KTP hinter mir und würde im Bedarfsfall immer wieder dorthin gehen.
Die Zimmer sind großteils 2-Bett-Zimmer, oft auch mit einer Terrasse versehen, wo man bei schönem Wetter draussen sitzen kann, ansonsten aber mit ausreichend Fenstern versehen, so dass man einen guten Ausblick auf den Garten oder auf den Bereich vor der Klinik hat. Es gibt auch ein paar Einzelzimmer, die aber vorwiegend für Leute mit einer DIS / MPS, Leute, die gerade Traumakonfrontation machen oder Leute mit besonderem Bedarf vorgesehen sind.
Zum Mittagessen hat man die Wahl zwischen Vollkost, leichter Vollkost, Vegetarischer Kost oder Salat in verschiedenen Varianten, ansonsten gibt es mehrere Kühlschränke und eine Vorratskammer, die meistens gut gefüllt sind und wo nach den Bedürfnissen der Patienten eingekauft wird. Hier kann man sich jederzeit selbständig Essen zubereiten. Außerdem werden jeden Tag ausreichend frisches Obst und Brötchen geliefert. Frühstück, Abendessen und Zwischenmahlzeiten nimmt man selbständig ein, auch beim Mittagessen hat man die Möglichkeit, selber zu entscheiden, wann im Zeitraum zwischen 12 und 13 Uhr man essen möchte oder sich etwas zurückzustellen.
Allgemein wird in der Klinik sehr auf Eigenständigkeit geachtet, die Eigenverantwortung bleibt trotz geschütztem Rahmen erhalten und somit ist man selber verantwortlich dafür, wann und ob man seine Medis nimmt, wann und ob man isst, wann und ob man schläft und wann man sich Unterstützung beim Personal holt, weil es einem nicht gut geht. Für mich ist das etwas sehr positives.
Ein weiterer Punkt, den ich für mich inzwischen als sehr positiv ansehe, ist, dass auf der Station nicht über das Trauma geredet werden darf, damit man sich nicht gegenseitig dauernd triggert. Für viele ist das schwierig, ich persönlich finde es aber gut, wenn man die vielen anderen Möglichkeiten entdecken und erlernen kann, sich zu beschäftigen, sich zu unterhalten und das Leben außerhalb seiner Symptome zu realisieren und für sich wieder zu entdecken.
Die ganze Therapie ist sehr ressourcenorientiert angelegt - erstmal ist es dran, sich Gedanken um Sicherheit zu machen, um die Ressourcen, die man hat, theoretisches Wissen zu seiner Erkrankung zu bekommen und zu lernen, die Kontrolle über die Symptome zu kriegen. Dies passiert vor allem in Infogruppen, Imaginationsübungen, Ressourcengruppen und ähnlichem. Außerdem lernt man, wieder bewusster wahrzunehmen, dafür gibt es eine 5-Sinne-Gruppe, in der man mit abwechslungsreichen Methoden lernt, das "Hier und Jetzt" wieder bewusster wahrzunehmen. Auch Bewegung und Entspannungsübungen stehen hoch im Kurs. Es gibt auch noch Gruppen und Angebote, die nur für die Leute sind, die dafür auch geeignet sind, bzw die davon profitieren können. Außerdem gibt es die Möglichkeit, bei Angeboten, die einem nicht gut tun, individuell zu gucken, was es für Möglichkeiten gibt, das Angebot trotzdem nutzen zu können oder eine Alternative zu suchen und an dem Angebot nicht mehr teilnehmen zu müssen.
Als Patient hat man während des Aufenthalts einige wenige Aufgaben, die aber durchaus zu bewältigen sind. Wenn es einem gerade so schlecht geht, dass man diese nicht schafft, bekommt man eigentlich immer Unterstützung von Mitpatienten.
Für mich persönlich ist auch die Ergotherapie ein Ort, wo ich viel über mich selber lernen durfte, viele neue Erfahrungen machen konnte und immer ein Stückchen mehr zu mir und meiner Kreativität finden konnte. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn man nachfragt, man von der Ergotherapeutin auch viele hilfreiche Ideen und Tipps bekommt.
Das Personal ist bunt gemischt von Persönlichkeit, Alter und Stil her. Es gibt eher ruhigere Schwestern, eher aktive Schwestern, welche, die eher distanziert wirken, welche die eher auch mal von sich aus nen Schnack mit den Patienten halten, ältere Schwestern und auch jüngere - meiner Meinung nach müsste da für jeden Typ Patient ein kompetenter Ansprechpartner dabei sein. Hier ist nur auch wieder die Eigenverantwortung wichtig, wenn es einem schlecht geht, muss man selber zu den Schwestern gehen, die kommen nur im Ausnahmefall auf einen zu.
Auch die Therapeuten sind von der Persönlichkeit sehr unterschiedlich, die einen sind eher direkt und, wenn sie der Meinung sind, dass sich an genau dieser Stelle etwas ändern muss, auch schon mal fast unfreundlich wirkend durch die bestimmte Art mit der das dann vermittelt wird. Allerdings ändert sich die Art, wenn man tatsächlich etwas ändern möchte oder klar machen kann, warum das gerade noch nicht geht. Andere sind eher ruhig, freundlich, verständnisvoll - und aus meiner Sicht sind alle 3 sehr kompetent auf ihre Weise. Wenn man außerhalb des einmal die Woche stattfindenden Einzelgespräches noch Fragen hat oder es Mißverständnisse gegeben hat, sind die Therapeuten auch, wenn es einzurichten ist, immer nochmal zu einem kurzen Gespräch bereit, außerdem gibt es die Möglichkeit, Probleme usw in der Visite anzusprechen.
Es gibt einen groben Therapieplan, der einen Rahmen bietet, wie oft welche Therapie stattfindet, daran wird sich auch, so gut das geht gehalten. Durch Krankheit oder betriebliche Abläufe kann auch mal was verschoben werden oder ausfallen, aber so gut das geht, findet alles statt. Es gibt ein im freundlich eingerichteten Aufenthaltsraum hängendes Whiteboard, wo der Plan für den laufenden Tag steht und wo Änderungen so rechtzeitig wie möglich bekannt gegeben werden.
Es gibt die Möglichkeit, nach Therapieende Fernsehen zu gucken, man hat viel Freizeit zum eigenständigen Üben der Übungen und zum Ablenken, Ausflüge in die Umgebung machen und ähnlichem. Am Wochenende gibt es die Möglichkeit, ausser in ganz schlimmen Krisen nach Hause zu fahren oder in der Klinik zu bleiben und dort Freizeit zur eigenen Verfügung zu haben.
Ich kann die Klinik allen empfehlen, sie bereit sind, etwas in Sachen Eigenständigkeit zu lernen und die Verantwortung für das eigene Leben wieder in die eigene Hand statt in die der Therapeuten zu legen. Großartig betüddelt wird man nicht, aber im Bedarfsfall ist immer ein Ansprechpartner da.
Für Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung gibt es besondere Angebote wie eine DIS-Infogruppe bei Bedarf oder genügend DIS-Patienten, besondere Imaginationsübungen und so weiter. Also auch mit dieser Störung ist man dort gut aufgehoben, auch wenn manche Sachen (wie der Gong, der den Beginn von Therapien ankündigt) erstmal triggern können. Aber das lernt man schnell, dass das gar nix gefährliches ist und kann das dann auch nach innen weitergeben.
1 Kommentar
diese Bewertung ist viel zu professionell geschrieben als das sie echt sein könnte. Schade, dass die KTP ihren schlechten Ruf durch solche Aktionen aufpolieren muss...