Ich war nun schon mehrmals in der Klinik Nikolassee. Zuletzt im August/ September zur Abklärung einiger Beschwerden. Ich wurde 2 Wochen lang komplett (in Zusammenarbeit mit anderen Kliniken) durch gecheckt. Ich kann nur sagen, wie schon vor 4 Jahren hervorragende Diagnostik, systematische und durchdachte Therapie und trotz damaliger Umbaumaßnahmen ein familiäres Ambiente.

Ich war im Spätsommer zur Krisenintervention in dieser Klinik. Bei einem Tagessatz von € 500 erwartete ich ein ansprechendes Ambiente, ein gut durchdachtes, fundiertes Therapieangebot sowie kulinarische Highlights. Beim Betreten meines eher schlauchförmigen Zimmers (vielleicht 7 qm, kein Balkon) schaute jedoch ich betreten. Die Aufnahmedame betonte, zwei andere, 'sicherlich schönere Zimmer' seien zwar frei, würden aber für langjährige Patienten 'geparkt'. Im Essenssaal ist die Atmosphäre eher wie im Wartezimmer einer Praxis. Immerhin, fast alle Patienten waren schon mal da, man kennt sich.. 'Na, auch mal wieder zur Kur?' Das Klientel besteht zum großen Teil aus frühpensionierten Beamten, viele Polizisten, Lehrer. Die meisten kommen seit Jahren immer und immer wieder, allerdings kränker durch immer neue schreckliche Diagnosen. Ich hatte wöchentlich 4 psychiatrische Einzelgespräche, oft war nach 20 Minuten Schluss. Das Mittagessen war immer frisch und abwechslungsreich. Frühstück und Abendbrot aber phantasielos. Abends 2 Sorten abgepacktes hartes Brot. Etwas zusammengerollte Mortadella, hier und da mal ein Salat, nix dolles. Täglich zwei x Visite (warum ist mir schleierhaft), angenehm war die Physiotherapie, wo man sich den Rücken streicheln lassen kann. Es gibt 2x Kunsttherapie. Enttäuscht reiste ich nach 4 1/2 Wochen ab.

Nun, ich denke, nach tiefenpsychologischen Betrachtungen, dass es doch noch ein paar erwähnenswerte Zitate zu dieser Klinik gibt. Rückblickend auch irgendwie komisch, aber eine Klinik sollte nicht komisch sein. Ich erinnere mich immer wieder an die sogenannte Wohnhalle mit Mobiliar aus den Fünfzigern oder noch früher und LED-Leuchten auf den Tischen, die mich in romantische Zustände versetzten, die unbeschreiblich waren.
Die muffigen Zimmer machten mich depressiv, aber das war ja wahrscheinlich auch die Absicht.
Ansonsten hing ich die meiste Zeit rum oder fuhr nach Hause, war auch jedem egal.
Überaus positiv möchte ich mich über die Yoghurtauswahl äußern, sehr delikat und das hat Hand und Fuß! Nur die Broote, die muss Du selbst mitbringen! Wenn man das so reflektiert, wirklich komisch.
Das wirklich Traurige ist, dass man über die Therapie gar nichts schreiben kann, weil sie inexistent ist.

Ich war mehrfach in dieser Klinik wegen akuter Krisensituationen. In Berlin habe ich nichts Besseres gefunden, was den sogenannten Wohlfühlfaktor angeht. Irgendwann habe ich dann über die Stadtgrenze hinaus eine Privatklinik gefunden, die mir erst einmal klar gemacht hat, was für eine Katastrophe diese Privatklinik ist.
Es handelt sich in erster Linie um eine Drehtürklinik, d.h. es sind immer die gleichen Patienten da. Viele Alkoholiker und Dauerdepressive, ganz viel niveauloser Öffentlicher Dienst, ZB. Polizei mit unterstem Dienstgrad, Frühpensionierte Lehrer, sogar viele Hartz-4-Empfänger, die Sondervergünstigungen bekommen,weil sie die Klappe halten. Die meisten kennen inzwischen alle 16 vorhandenen Zimmer, viele verlassen ihre Zimmer auch gar nicht, obwohl sie jahrelang dort in Behandlung sind. Sehr viele schwere Fälle, die eigentlich in die Psychiatrie gehören und einen dann sogar weiter runter ziehen.
Viele Patienten, die durch die Klinik in einen frühen Ruhestand gegangen sind, Gutachten werden locker geschrieben, die Psychiater sind da sehr offen.
Essen fantastisch, Zimmer Katastrophe. Neulich Umbau, trotzdem kein tragfähiges Konzept.
Therapeutisches Angebot eine Katastrophe: 20 Minuten Einzeltherapie an vier Tagen pro Woche, was will man da erreichen? Kein Sportangebot bzw. völlig veraltete Geräte in einer Spelunke, 20 Minuten Massage, mehr nicht. Und das bei einem Tagessatz von 500 €. Alle ärztlichen Leistungen werden auch noch extra berechnet.
Der Chefarzt ist Diabetologe und hat von Psychosomatik gar keine Ahnung. Kommt von Waldfriede und bereitet seine Pension vor. 2x am Tag Visite, um es abzurechnen, die null bringt. Könnte noch stundenlang schreiben, Fazit: Finger weg von dieser erst einmal nett anmutenden Klinik, sie kostet einen wertvolle Lebenszeit, weil sie therapeutisch nicht hilft!!!

Ich durfte den Werdegang der Klinik in den
letzten 14 Jahren miterleben. Ambulant wie
stationär.
Die häufig erwähnte Emphatie und 'Familie'
hält Patienten wie Mitarbeiter in starker
Schwingung, stark konzentriert auf diese eigene
Welt. Veriennahmend. Enormes, für manche erdrückendes Engagement,
daß leider zum Teil nur noch dem Erhalt des eigenen
Rufes dient, ist wie in vielen Bereichen des Gesundheitswesens, behindert von Personal-, Raum-
und Ordnungsmangel.
Was tatsächlich in der früheren Therapie in gleichwertig (internisitische wie psychiatrisch-psychosomatische Behandlung)
aufmerksamer und gründlicher Diagnostik und Anleitung und (auch) Langzeitbehandlung ein Gefühl des Aufgehobenseins gab, und damit elementare Basis jeder
Heilung, oder deren Wegbeschreibung.
Der (zu) begrenzte Rahmen läßt für die Behandlung NICHT-Suchtkranker nur die Augenwischerei und das verzweifelte Mitansehen von gutem Willen und nicht Können übrig. Berücksichtigung von Verbindlichkeiten (privat, beruflich) oder (aktuell kompetente! und sozusagen 'coachende') Lebensvorbereitung (für jene, die sich schlecht autark helfen, informieren können) oder Begleitung und Unterstützung in konkreter (oft notwendig) erneuerter Wegbeschreibung kann nicht angeboten werden. Entgegen dem Niveau von (formellem) Umgang, Küche, Umgebung (daneben unpassend auffällige Aufmerksamkeit und Urteil über Äußerlichkeiten, wofür mehr Zeit verwandt wird, als für die KONTINUIERLICHE und schlüssige Problembehandlung) geht für Anpassung, Kraft und Engagement des Patienten für viel 'Verschiebebahnhof' und häufig ergebnislose Entlassung drauf - wenn der Patient nicht 'aus Vorsicht' mithilfe entsprechender Medikation 'bei Laune' oder mundtot gehalten wird. Was nicht selten dazu führt, daß Patienten monatelang mit immer verdrehteren (Lebes-)Ansichten der Realität, ihren Beziehungen, dem Job entfremdet werden. Und in Form und (s.erwähnter Mangel an Achtung oder Vorhandensein der sozialen Kompetenz) Perspektive hilflos in einen luftleeren Raum entlassen werden.

Erlebnisreich - ergebnisfrei.

Nachdem ich in den letzten 5 Jahren die unterschiedlichsten Therapien zur Suchtentwöhnung ausprobiert habe, bin ich durch Zufall auf die Privatklinik Nicolassee gestoßen. Es war sozusagen mein "letzter" Versuch, bevor ich endgültig resigniert hätte. Schon das Aufnahmeprocedere gab mir das Gefuehl endlich "zu Hause" angekommen zu sein. Man ist keine Nummer, sondern ein Mensch, dessen Sorgen und Nöte sofort erkannt und entsprechend behandelt werden. Neben der intensiven medikamentösen Unterstützung zur Linderung der Entzugsprobleme stehen einem immer kompetente Gesprächspartner zur Verfügung. Es gibt täglich Einzelgespräche mit einem der Bezugstherapeuten, den man sich übrigens selbst aussuchen kann. Alle Therapeuten sind erfahrene Neurologen und Psychiater. Wenn nötig, und vom Patienten gewünscht, wird der Genesungsprozess mit Medikamenten (Psychopharmaka) unterstützt. Tägliche Physiotherapie als Einzelbehandlung, sowie Entspannungsübungen tragen ebenso zur schnellen Genesung bei, wie der (freiwillig) zu nützende Fitnessraum. Patienten, die es wünschen, wird 2 x die Woche Kunsttherapie angeboten. Die täglich 2 mal stattfindende Visite gibt jedem Patienten die Möglichkeit auch aktuell auftretende Schwierigkeiten zeitnah anzusprechen und Last Not least gibt es umfangreiche Diagnostikangebote in fast allen internistischen Fachbereichen. ( Langzeit EKG/ Ultraschall/ Langzeitblutdruckmessungen/ Laboruntersuchungen USW.) Wenn man schließlich noch weiß, dass das gesamte Personal Ungeheuer engagiert und zugewandt ist, und einem maximalen Patientenstamm von 17 Personen ein Therapeutenteam von 3 Psychiatern, 6 Fachaerzten anderer Fachrichtungen, 4 Krankenschwestern, 3 Physiotherapeutinnen, 1 Kunsttherapeutin 2 Verwaltungsfachkraeften und 4 Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen gegenüber steht, dann wird hoffentlich deutlich, was mich an dieser Klinik regelrecht fasziniert. Ein tolles Haus mit einem wunderbaren Ambiente und einem Spitzen Team. Danke Ihnen Allen.