Ich war 7,5 Wochen in der Fachklinik und hab dann abgebrochen, da ich diesen Horrortrip nicht länger ertragen konnte.
Ich bin wegen einer Angststörung und Panikattacken hingegangen, die sich dort gleich richtig verschlimmert hatten. Aber natürlich musste ich trotzdem an all den Gruppenveranstaltungen teilnehmen, was wirklich der Horror war! Es wurde gesagt, wenn es einem schlecht geht, könne/solle man zur Pflege gehen. Ich war anfangs fast täglich dort und bekam jedes Mal nicht geholfen. Man macht nur blöde Erdungsübungen oder bekommt Rescue-tröpfchen (Bachblüten), was halt so gut wie gar nichts bringt! Auf die Frage hin, ob ich denn ein Medikament bekommen könnte, sagte mein Arzt und Therapeut nur, das sei bei mir nicht nötig. Ich bekam nicht mal Baldrian verschrieben…(und ohne Verschreibung bekommt man dort nichts, nicht mal ne Aspirin!! Lächerlich)
Ich bin oft beim Essen heulend aus dem Speißesaal gerannt vor Panik oder gar nicht erst runter gegangen, weil es einfach nicht ging. Doch interessiert hat das niemanden, obwohl ich es jedes Mal meinem Therapeuten gesagt habe und um Hilfe gebeten habe!
Auch ganz schlimm ist, dass man während den Gruppenveranstaltungen (und das Klinikkonzept besteht nur daraus) nichts trinken darf, nicht auf Toiletten gehen darf oder den Raum verlassen darf, es sei denn es ist ein extremer Notfall. Die Fenster dürfen nicht geöffnet werden, da sonst „die Energie weggeht“. Lächerlich! Ich sehe keinen Sinn darin, knapp 2 Stunden in einer Großgruppe zu verharren ohne auch nur ein Schluck trinken zu dürfen, und das als Panikpatient. Es geht natürlich, aber nur auf ärztliche Anweisung und die muss man erstmal bekommen.
Die Erfahrung der Therapeuten lässt auch zu wünschen übrig. Ich zumindest war mit meinem nicht wirklich glücklich. Jedes Mal wenn wir mit meinem Thema in der Gruppe auch nur ein kleines Bisschen in die Tiefe gegangen sind, hat er abgebrochen und ist zu einer anderen Person übergegangen. Ich solle das Ganze doch erstmal „sacken lassen“ hieß es. Meiner Meinung nach, hatte er einfach nur Schiss davor, weiter zu gehen. Und dann bekomme ich vorgeworfen, ich flüchte und will nicht an die Sache rangehen. Aha!
Oft hatte ich Panik in der Gruppentherapie und wollte nur noch raus. Manchmal hab ich was gesagt, was zwar gehört aber nicht beachtet wurde. Andere Male wollte ich mich nur auf den Boden setzten oder an die Wand, was ich natürlich nicht durfte. Ich wurde gezwungen auf dem Stuhl sitzen zu bleiben bis zum Ende… Schocktherapie oder was??
Dann die 20 Minuten Einzelgespräch in der Woche bringen natürlich auch so gut wie nichts. Es wurde meist genau auf die Zeit geachtet, auch wenn Themen noch nicht fertig behandelt waren. In der Gruppentherapie scheint es bei jedem Therapeuten anders zu laufen, aber bei mir war es schrecklich. Eine Person war an der Reihe und der Rest hat dagehockt und geschwiegen. Es war wie ein Dialog zwischen Therapeut und Patient mit ein paar Zuschauern außen herum. Wozu dann Gruppentherapie, wenn der Rest einfach nur dasitzt und zuhört…zumal ja jeder andere Diagnosen hat, so dass man nicht immer sagen kann, man profitiert von dem Gelaber anderer.
Irgendwie hatte man das Gefühl, alle stecken unter einer Decke und keiner will einem helfen. Ständig wird davon geredet „sich zu erden“, „achtsam zu sein“, „für sich zu sorgen“ und man wird ständig gefragt „was es braucht“. Es ist als ob alle (Pflege, Therapeuten, Ärzte) ein Schema F in Kopf haben und versuchen das bei jedem Patienten anzuwenden, obs klappt oder nicht, ist egal.
Nach gewisser Zeit wurde ich von meinem Therapeuten nicht mehr Ernst genommen, sondern bekam einen Stempel auf die Stirn gedrückt, was mich auch die Pflege hat spüren lassen. Es kamen eben immer die selben Sprüche… außerdem wurde mir am Ende ein Vorwurf daraus gemacht, dass ich so oft bei der Pflege war.
Was auch sehr genervt hat, waren die ganzen Rituale. Das sog. „Forum“, bei dem alle Patienten teilnehmen müssen (einmal die Woche), dient dazu sein ganz persönliches Ritual durchführen zu können. Man kann sich z.B. rückwärts in eine Menschenmenge fallen lassen oder sich von ausgewählten Personen umarmen lassen oder was einem eben so einfällt. Danach wird jedem „Energie gegeben“ durch Hände aneinander reiben und dann hochhalten. Es ist meiner Meinung nach fraglich, ob es gut ist, dass jeder jedem seine Energien spendet… immerhin sind ja alle dort psychisch belastet und wer will schon die schlechten Energien von anderen abbekommen? Jedenfalls müssen eben wieder alle anderen außen herum hocken und zuschaun, wenn einer sein tolles Ritual durchführt. Danach ist man meistens total geschafft und KO, da man nicht drum herum kommt, die Leidensgeschichten der anderen mit anzuhören, was einem persönlich ja auch eher schlecht als gut tut oder?!
Bei manchen Gruppenveranstaltungen muss man einen Resonanzkreis bilden (jeder hält sich an den Händen und allen geht’s suuuper), was ich auch für absolut unnötig halte!
Man kann nur für sich sprechen, doch von meinen Mitpatienten erfuhr ich, dass sie ebenfalls v.a. mit der Traumabearbeitung unzufrieden waren und wenig Fortschritte gemacht haben.
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Das Essen, v.a. an Weihnachten und Silvester, wo es ein riesiges Büffet gab, war wirklich gut. Teilweise war es etwas eintönig, aber alles in allem gut.
Die Zimmerfrauen waren wirklich sehr nett, kamen jedoch nur einmal die Woche zum putzen und alle 2 Wochen zum Betten beziehen.
Der Empfang bei der Anreise ist auch Klasse. Man wird von einer der wirklich netten Rezeptionsdamen begrüßt und bekommt sämtliche Infos und wird auf sein Zimmer gebracht. Die Zimmer sind sehr unterschiedlich. Die meisten sind echt schön. Andere haben ein minikleines Bad, aber eigentlich sind sie in Ordnung. Es ist ja nicht für immer.
Mir geht es jetzt nach dem Klinikaufenthalt schlechter als zuvor, so schlecht wie zu Anfang meiner Panikattacken!
Ich empfehle diese Klinik wirklich niemandem!!
1 Kommentar
Sehr geehrtes "Lachgesicht",
wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen für Ihre positive und detaillierte Bewertung. Es freut uns sehr zu hören, dass Sie von Ihrem Aufenthalt bei uns in der Fachklinik Heiligenfeld und von unserem Konzept sowie dem Engagement unseres Teams profitieren konnten. Ihre Rückmeldung ist für uns äußerst wertvoll und bestärkt uns in unserer Arbeit und Philosophie. Es ist unser oberstes Ziel, eine unterstützende und heilende Umgebung zu schaffen, in der unsere Patientinnen und Patienten sich wohl fühlen und wachsen können. Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen und somit anderen Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute auf Ihrem Weg.
Viele Grüße
Ihr Team der Fachklinik Heiligenfeld