Ich möchte in diesem Forum über eine Operation einer Hydrozele testis bei einem sechsjährigen Jungen in der Urologischen Ambulanz im Klinikum am Finkenhügel in Osnabrück berichten.
Zuerst einmal eine laienhafte Definition des Krankheitsbildes: Eine Hydrozele ist eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb der Hodenhüllen. Sie wird bei männlichen Neugeborenen mit einer Häufigkeit von ein bis zwei Prozent angetroffen. Sollte sie sich bis zum ersten Lebensjahr nicht spontan zurückbilden, so kann eine Operation erforderlich sein.
Welche Symptome treten bei einer Hydrozele auf? Meist bemerkt man als Elternteil des Jungen eine ein- oder beidseitige Anschwellung des Hodens, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein kann.
Folgende Operationsverfahren können angewendet werden: Der Operateur erreicht die Hydrozele entweder vom Bauch aus durch den Leistenkanal oder er eröffnet direkt den Hodensack, lässt dann die Flüssigkeit ab und verschließt die Bruchpforte. Als mögliche Komplikationen der Operation können auftreten: Blutergüsse, Entzündungen der Hoden oder Nebenhoden, Wiederkehr (Rezidiv) der Hydrozele. Einer gelegentlich durchgeführten Punktion mit einer Nadel sollte auf Grund des Infektionsrisikos nicht zugestimmt werden.
Da wir seit geraumer Zeit oben beschriebene Symptomatik bei unserem Jungen feststellten, sind wir mit ihm direkt zum Kinderarzt gefahren. Von dort erfolgte eine Überweisung zum Urologen. Der wiederum überwies uns an das Klinikum Osnabrück. Er lobte die Operateure in den höchsten Tönen, und man würde dort sehr gute Arbeit verrichten (im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Urologe dort selber einmal angestellt war). Zum dort angewandten Operationsverfahren konnte uns der Urologe keine weiteren Angaben machen, dieses müsse vor Ort besprochen werden.
Gesagt, getan. Ich rief im Klinikum an und bekam relativ zeitnah einen Termin zum Vorstellen meines Sohnes, bzw. für das Vorgespräch zur Operation. Ein sehr netter, recht ruhig wirkender Oberarzt führte die Voruntersuchung und das Vorgespräch durch. Sorgen und Zweifel die ich zum Ausdruck brachte wurden durch Erklärungen aus der Welt geschafft. Man erläuterte mir das OP-Verfahren und die OP-Technik. Bei diesen Erklärungen wurde das Operationsverfahren von außen durch den Hodensack als das Nonplusultra angepriesen. Dieses – so erklärte man mir – wäre eine absolut verlässliche Methode, und es würde sich so gut wie gar kein Rezidiv bilden können, da man ja mit äußerster Sorgfalt und sehr genau arbeiten würde. Des Weiteren habe ich mich nach eventuellen Komplikationen erkundigt wie z.B. Unfruchtbarkeit, irreversible Schäden am Hoden selbst und wie oben bereits erwähnt nach einem Rezidiv. Nach diesen Fragen hatte ich erstmals das Gefühl, dass der aufklärende Oberarzt ein wenig genervt von der vielen Fragerei war. Ich hatte das Gefühl, dass er sich ein wenig in seiner Ehre verletzt fühlte, denn wie er bereits versicherte, wäre diese Methode so gut wie 100 % sicher und Rezidive würden so gut wie gar nicht vorkommen.
Drei Tage vor dem OP-Termin hatte ich dann noch das Anästhesiegespräch. Dieses führte ein sehr junger Assistenzarzt mit mir durch. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass er leicht genervt war. Das würde mich allerdings nicht wundern, denn dieser Arzt wurde in eine kleine Kammer gesetzt und hat den ganzen Morgen, wenn nicht sogar den ganzen Tag Anästhesiegespräche durchgeführt. Auf meine Frage hin, ob denn als Prä-Medikation Dormicum verabreicht werden müsse, antwortete mir der Arzt, dass dieses zum „Pflichtprogramm“ gehöre. Man möchte mit der Dormicumgabe eine Art künstlich herbeigeführte Amnesie erreichen, so dass das Kind sich an die OP-Vorbereitungen nicht mehr erinnern könne. Dieses würde ihm dann helfen vor zukünftigen Operationen ruhiger zu bleiben und keine Ängste zu entwickeln! Den Satz lasse ich jetzt einfach mal so stehen.
Am OP-Tag selbst wurde unser Sohn Prä-OP gut versorgt, und ich durfte ihn bis in den Vorraum des OP-Saales begleiten. Die OP selber dauerte etwa 20 Minuten und gehörte angeblich zu den Routineeingriffen. Nach der OP wurde mein Kind dann in einen kleinen, sehr unsauberen Aufwachraum geschoben. Dort fing er nach etwa 5 Minuten an im Schlaf unruhig zu werden und zu röcheln. Er bäumte sich kurz auf und lief in Sekundenbruchteilen blau an. Laut schreiend durch mich, kamen aus dem Nebenzimmer die zum Glück noch anwesenden Ärzte und eine Krankenschwester angelaufen und verabreichten umgehend Sauerstoff via einer Nasensonde. Großartige Erklärungen hierzu wurden auch auf Nachfrage nicht gegeben, diese passiert halt bei Kindern wohl mal.
Die Nachuntersuchung erfolgte dann wieder bei dem eingangs erwähnten Urologen. Dieser machte zu dem OP-Verfahren keine Bemerkungen und nahm dieses als gegeben hin. Die Schwellungen und die Hämatome so erklärte er, würden nach maximal 4 Wochen von selbst abheilen.
So weit, so gut. Die Schwellungen und die Hämatome waren nach 4 Wochen abgeheilt und mein Sohn hatte gar keine Schmerzen mehr, die sich im Übrigen auch direkt nach der OP in Grenzen hielten. Er musste sich insgesamt gut 2 Wochen schonen (kein Fahrradfahren, Klettern u.ä.). Dieses wäre aufgrund der Schwellung eh nicht möglich gewesen.
Nach ca. weiteren 4 Wochen beklagte mein Sohn beginnende leichte Schmerzen am Hoden, bis hin zu einem leichten Ziehen in der Leistengegend. Großartig sehen konnte ich äußerlich nichts. Mir fiel allerdings auf, dass sich der Hodensack wieder ein wenig spannte. Im Laufe der Woche klagte mein Sohn weiterhin über Schmerzen, und es hatte auch den Anschein, dass der Hodensack sich erneut spannte. Mich beschlich das Gefühl, dass erneut eine Flüssigkeitsansammlung eingetreten war.
Also erneuter Termin beim Kinderarzt, erneute Untersuchung und erneute Diagnose: Hydrozele linksseitig. Alles war wieder so wie vor der OP. Der Kinderarzt äußerte hierzu, dass man dort im Klinikum wohl nicht ganz exakt gearbeitet habe. Er selber habe auch schon in der Kinderurologie/-chirurgie gearbeitet und konnte aus Erfahrung berichten, dass man bei dem angewandten Verfahren äußerst gründlich arbeiten müsse.
Dieses Mal zogen wir allerdings genauste Erkundigungen ein. Des Öfteren fiel ein und derselbe Name. Wir bekamen dann bei diesem Arzt einen Untersuchungstermin. Er schaute sich die im Klinikum geleistete Arbeit an und fragte dann (genauso, nicht übertrieben): „Welcher Arzt denn da so gefuscht hätte?“ Auf meine Erklärungen (OP-Verfahren Nonplusultra etc.) hin sagte er dann nur noch, dass dieses angewandte OP-Verfahren von ihm schon seit ca. 22 Jahren! nicht mehr durchgeführt wird, da schon damals zu viele Kinder mit einem Rezidiv wiederkamen. Dieses Verfahren würde man eigentlich heute nur noch bei Patienten jenseits der 40 oder 50 (genau weiß ich das nicht mehr) anwenden. Man würde hiermit ja schließlich nicht die Ursache bekämpfen. Daraufhin erklärte er mir das minimalinversive OP-Verfahren durch die Bauchdecke. Ich entschloss mich dann dazu und die OP lief absolut erfolgreich (ohne Dormicumgabe im Vorfeld. Der Arzt sagte dazu nur: "Soviel wie nötig, so wenig wie möglich!"). Der Arzt gab mir weiterhin durch die Blume zu verstehen evtl. rechtliche Schritte gegen das Klinikum einzuleiten. Zu diesem Schritt habe ich mich nicht entschlossen. Allerdings habe ich mich beim Klinikum mündlich beschwert. Diese Beschwerde tat man leider damit ab, dass diese Art der Rezidive bei dem angewandten OP-Verfahren des Öfteren vorkommen würde, und ich ja schließlich die Einverständniserklärung zur OP unterschrieben habe. Hier würde diese Art der Komplikation ja auch aufgeführt sein. Dass der Arzt mir gegenüber erwähnte, das Rezidive so gut wie nie vorkommen würde, könne man sich nicht vorstellen.
Aufgrund des Umgangs mit mir als Patient/Vormund eines Patienten Prä- und Postoperativ, der schlechten hygienischen Zustände im Klinikum und der Umgang mit Beschwerden, werde ich dieses Haus nicht wieder freiwillig aufsuchen.
1 Kommentar
Wir bedauern sehr, dass Sie mit der Behandlung in unserem Haus nicht zufrieden waren. Wie wir erfahren haben, gab es zwischenzeitlich eine entsprechende Rücksprache mit dem Chefarzt der Klinik. Wir bieten Ihnen gern ein weiteres persönliches Gespräch in unserm Haus an und bitten um Verständnis, dass aufgrund der aktuellen Hygieneregeln Wartezeiten an der Teststation entstehen können. Dass Sie im Vorfeld nicht darüber informiert wurden, bitten wir zu entschuldigen. Darüber hinaus werden wir Ihre Hinweise gern zum Anlass nehmen, um die Schnittstellenkommunikation zu optimieren.
Selbstverständlich können Sie sich auch jederzeit gern vertrauensvoll an das Beschwerdemanagement im Klinikum wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Info-Team