Ich durfte von Januar bis Februar in der Vogelsbergklinik übernachten, essen, trinken, schwimmen, yogatieren, boxen, tanzen, reden, weinen, bewegen, wahrnehmen, meine Füße massieren lassen , entspannen, anspannen, nachdenken, lachen, walken, joggen, spazieren gehen, Kuchen essen, stricken (danke Sigrid), auf der Erde sitzen und ergotherapeutische Maßnahmen durchführen. (die Aufzählung versteht sich ohne Rangfolge).
Zu einem hervorragenden Konzept und Ablauf erhielt ich in den 6 Wochen weiterhin....Fürsorge und Geborgenheit. Ich habe in der gesamten Zeit nur freundliche mitfühlende Menschen um mich gehabt, das bezieht meine Ärzte, Therapeuten, die Mitarbeiter und auch die Mitpatienten ein (mal abgesehen von der verrückten Ingrid mit der Weihnachtstasche).
Die einen sagen, ich hatte Glück, ich sage, was von mir ausgeht kommt zu mir zurück. All die Jammerer und Nörgeler werden hoffentlich irgendwann begreifen, dass das Leben auf das ewig gültige kosmische, universelle Gesetz von Ursache und Wirkung beruht.
Die Mitarbeiter der Vogelsbergklinik kommen nicht aus Hogwards und haben, soweit mir bekannt ist, auch keine zauberkünstichen Fähigkeiten alà Harry Potter erlernt. Manche Patienten wünschten,simsalabim, innerhalb kürzester Zeit eine komplette Veränderung ihres Selbst, sie erwarteten, ein anderer Mensch zu werden, begriffen aber nicht, dass diese Veränderung nur aus ihnen selbst kommen kann.
Ich durfte wunderbaren, wamen Menschen begegnen, das 2. Lottchen bleibt mir hoffentlich erhalten. Im "Mädchenzimmer" wurde der heiße Tee unter der Hand gehandelt, die Nadeln flogen über Worte und Köpfe hinweg. Jeder, der etwas zu sagen hatte wurde erhört oder sprach es wenigstens aus.
Trotzig blieben die beiden Letzten auch nach dem Zapfenstreich solange sitzen, bis John Wayne seinen Kontrollgang in diesem Zimmer durchführte und uns in unmissverständlicher Art und Weise zu verstehen gab, dass er der mächtigste Mann der Vogelsbergklinik sei und uns ins Klassenbuch eintragen könne.
Bockig strickten wir noch eine weitere Reihe, denn schließlich sollten wir für uns selber sorgen. Jeden Abend nahmen wir uns vor, ihn im Zimmer zu fesseln und über Nacht das Stricken bei zu bringen, leider machte uns unsere Müdigkeit und die Aussicht auf einen Querulanten einen Strich durch die Rechnung.
Am letzten Tag erhielt ich von einem lieben Menschen folgende Weisheit: Menschen, die was wollen, suchen nach Wegen. Menschen, die was nicht wollen, suchen nach Gründen.
Ich wünsche allen Patienten, die etwas bewegen wollen, sei es sie selbst oder in der Welt, viel Gelingen und Mut. Für mich, war der Aufenthalt in der Vogelsbergklinik eine wunderbare Erfahrung und kann sie jedem empfehlen, der sich auf eine Reise zu und in sich selbst einlässt.
Ich grüße Inka mit ihren Schneckenhörnchen und Haus; Frauke, die jeden Mann ohne Hintergedanken ansprach; Anita in Niederhohne, die am Besten für sich selbst sorgte; Uta mit dem großen Herz; Birgit, die hoffentlich ihre Welt retten wird; alle Susannes, die blonden und die dunklen, die so wunderbar herzlich und lustig waren; die unermüttliche geduldige Sigrid mit dem mäusefangenen Paul; Heike, die immer lachte, auch wenn sie sich ärgerte; Katrin, mit den tollsten Haaren der Klinik; Andreas, der nie schuld war; Ralf, der sein Essen spazieren trug; Rahel, die die richtige Mauer einriß; Mavi, die so viel zu sagen hatte; Petra, die sich immer über andere ärgerte; Sabine, die herzzerreißende Gedichte schrieb; Daniela, deren Welt oft nur 2 Farben hatte. (Die Aufzählung geschah ohne Vorlieben, die, die vergessen wurde, sind nicht in Vergessenheit geraten, werden nur bewahrt).
Jenny Controletty
1 Kommentar
Sorry, wer ausschließlich von Türkischem Personal behandelt/Betreut werde möchte sollte vielleicht eine Reha in der Türkei machen