Im Dezember 2008 habe ich in der Uniklinik Dresden mein Söhnchen per Spontangeburt entbunden. Da die Klinik in unmittelbarer Nähe liegt und ich besonders großen Wert auf eine exzelltente medizinische Betreuung gelegt habe, war sie meine erste Wahl. Ich habe mich dort in der 37 SsW mit der Überweisung meiner Gynäkologin zum ersten mal"vorgestellt", ohne vorherige Kreissaalbesichtigung etc. Der Empfang war weniger einladend. Dass ich per WKS entbinden wollte, wurde rigoros mit der Begründung "Sowas machen wir hier nicht." abgetan. So viel also zum Thema: Selbstbestimmt gebären (was sich noch einige male wiederholen sollte...). Trotz eines vollen Warteraums wurde ich ohne jede Voranmeldung jedoch sofort zum Aufnahmegespräch gebeten. Dort sollte ich noch einmal lang und breit schildern, warum ich einer normalen Entbindung denn "psychisch" im Weg stünde. Von Verständnis jedoch keine Spur. Stattdessen: "Sie sind doch jung und gesund. Sie haben auch keine Risikoschwangerschaft. Glauben Sie mir, ein KS ist eine schwerwiegende Operation die mit Kosten verbunden ist." Um anzumerken: Heute kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, mein Baby auf normalem Wege bekommen zu haben. Beim Aufnahmegespräch war daran nicht zu denken, vielleicht lag das aber auch an der vorwurfsvollen Tonart der behandelnden Ärztin.
Ein Krankenblatt wurde angelegt, meine Daten erfasst, daraufhin folgte Doppler US (zu Kontrollzwecken, da mein Baby nur auf 2760g geschätzt war) und vaginaler/rektaler Streptokokken Abstrich. Letztendlich stand dann fest, dass auf Grund von physiologischen Gründen (Beckenverschiebung) zum Termin eingeleitet werden sollte.
Gesagt getan, pünktlich um 8:00 standen wir 2 Tage nach dem errechneten ET im Kreissaal und wurden dort sehr nett empfangen. Die Aufnahmeuntersuchung (Leopold'sche Handgriffe, Abtastung des Muttermundes, Beckenvermessung, Blutabnahme und Urinprobe. (Die Abtastung des Muttermundes erfolgte übrigens sehr vorsichtig) wurde vorgenommen. Uns wurde eine sehr nette Hebammenschülerin an die Seite gestellt und wir bezogen das Vorwehenzimmer, dass mir durch seine moderne Einrichtungsart gleich gefiel. (Ausgestattet mit Stillkissen, einem großen Bett auf dem auch der werdende Papa Platz hat, Pezziball, Massageölen, Zeitschriften, frischen Blumen und CD Player inkl. Entspannungsmusik) Dann folgte die erste, halbe Tablette um die Wehen anzukurbeln. Ein paar Globuli sollten zur Entspannung beitragen , da die Hebammen auch homöopathische Mittel einsetzen, was auch nur zu begrüßen ist. In der offenen Küche der Kreissaalstation gab es dann Frühstück für mich und meinen Mann. Die Hebammenschülerin hat sich wirklich viel Mühe gegeben, uns den Tisch schön herzurichten, hat für meinen Mann Kaffee gekocht und immer gefragt ob sie uns noch einen Wunsch erfüllen oder sonst etwas Gutes tun könnte. Danach CTG und der Auftrag: "Und jetzt dürfen Sie laufen. In einer Stunde treffen wir uns wieder zum CTG." Gesagt getan, die Tablette schlug sehr gut an. Nach 2 Stunden war ich schon kräftig am Wehen veratmen, aber mopsfidel und zu Scherzen aufgelegt. Zurück auf der Station wurde dann halbstündlich/stündlich CTG geschrieben. Zwischendurch wurde auch der Muttermund kontrolliert, bis zum Platzen der Fruchtblase und auch danach immer sehr vorsichtig und behutsam, und auf eine höfliche Frage der leitenden Hebamme auch durch die Schwesternschülerin. Generell wurde immer gefragt bzw. genau erklärt, welche Schritte unternommen wurden, ein großes Plus, wie ich finde. Aufgrund von einer schönen Wehentätigkeit war mein Wunsch nur noch: BADEN. Da die Badewanne im Kreissaal ein Leck hatte durfte ich das Badezimmer in einem der unbesetzten Kreissääle benutzen. Dort erwartete mich ein wahres Badeparadies. Gedämpftes Licht durch Kerzenschein, duftendes Badewasser, vorgewärmte Handtücher und die Filmmusik der "Amelie" *g* ließen mich in der Wanne fast einschlafen. Mein Mann und ich waren völlig für uns, die Schwestern hielten sich alle sehr dezen im Hintergrund. Im Laufe des Abends ging ich sogar noch ein zweites Mal baden, weil es sooo gut tat :)
Nachdem die Wehen dann immer stärker wurden und der Blasensprung kam, bat ich nachts um 2:00 eine PDA. Innerhalb von 20 min war die Anästhesistin zur Stelle und setzte mir eine traumhafte Rückenmarksnarkose. Die Schwestern und Hebammen versuchten keine Minuten lang, mir die PDA auszureden. Den Wunsch kann man dort ab 2cm Muttermundöffung bedenkenlos äußern und bekommt ihn auch rasch erfüllt. Die PDA darf man sich übrigens selbst dosieren, dh. mit einer kleinen Umhängetasche und einer Dosierungsvorrichung ausgestattet, kann Frau für ein paar Stunden Schlaf sorgen oder einfacher Entspannung. Die PDA machte mich zwar nicht komplett schmerzfrei, aber ich verschlief glatte 4cm Muttermundöffnung. CTG wurde die ganze Nacht durchweg geschrieben. Nach einer halben Semmel war Zeit für die Visite durch die Stationsärztin (liebe Grüße, einen solchen Drachen habe ich kein weiteres Mal erlebt.) hieß es: Wehentropf und Geburtsstillstand. Und nach mehreren Gesprächen mit anderen Frauen ist der Wehentropf dort ein allseits beliebtes Mittel, eine Geburt schnell zu beenden bzw. "in die Wege zu leiten.", was ich persönlich nicht verstehen kann. Ebenso ist die Dammschnittrate ziemlich hoch, und die Geburt wird im Endstadium grundsätzlich von einer Ärztin begleitet. Die Hebamme gibt nur noch Anweisungen zum Atmen, die Schwesternschülerinnen halten Händchen, dann wird geschnitten. Irgendwie kam mein Kind dann doch auf die Welt. Ich kann mich an die Pressphase kaum erinnern, da ich körperlich gesehen total am Ende war und nur noch "funktioniert habe." Die Bondingphase war für meine Begriffe dann ziemlich kurz. Die U1 war wichtiger...(toll...), ebenso wie die Gabe von Vitamin K und Silbernitrat (auch hier wurde um Erlaubnis gebeten.) Aus unerklärlichen Gründen musste ich fast 20 Minuten auf mein Baby warten, bis ich es zum ersten mal anlegen "durfte." Nachdem ich mich mit einer Lernschwester gewaschen und menschlich gemacht hatte ging es auf die Wochenstation. Unser Baby war währenddessen in Papas Obhut. Auf der Wochenstation angekommen, wurde man von den Hebammen und einer Menge Trubel begrüßt. Kleine Präsente auf dem Nachtschrank warteten, ebenso wie ein Zweibettzimmer mit TV, Badezimmer inkl. Dusche (leider kein Bidet, auch keine sonstigen Möglichkeiten zum säubern), Hygieneeinlagen und Stillpads. Der Empfang war nett, jedoch war damit gleichzeitig auch Schluss mit der Hebammenbetreuung. Ab und zu wurde gefragt, ob das Stillen klappt, ob man Hilfe mit der Babypflege benötige etc...aber sonst ließ sich nicht wirklich jemand im Zimmer blicken. Die Lernschwestern kümmerten sich jedoch rührend um die kleinen Würmchen und um die frischgebackenen Mamis, kamen auf ein Schwätzchen und schüttelten die Betten auf. Die Babys kann man jederzeit ins Kinderzimmer geben, sei es, um sich zu duschen, zu schlafen oder um Mittag essen zu können. Dort werden die Babys auch von den Hebammen gewindelt und mit Tee gefüttert. Auch den ersten Schnuller bekommen die Kleinen dort. Die Betreuung der Kinder ist dort wirklich klasse. Bei Fragen wurde kompetent Auskunft gegeben, aber man musste eben wirklich fragen. Die Stillberatung ließ meiner Meinung nach etwas zu wünschen übrig. Ich hatte ziemliche Stillprobleme, bekam dann eine kleine Flasche mit Tee fürs Baby, und das war dann die "Stillberatung." "Geben Sie ihrem Kind einfach ein bisschen Tee oder den Schnuller." Da hatte ich echt mehr Erwartungen. Die Uniklinik bietet Wochenbettgymnastik sowie ambulante Rückbildungsgymnastik an. Jedoch war mir absolut nicht danach, und der arme Praktikant musste sich noch 2 mal blicken lassen und durfte immer wieder unbehelligt abziehen :( *g* Das Essen in der Uniklinik zeichnet sich durch ein leckeres Büffet am Morgen und am Abend aus. Mittagessen gibt es nach Speiseplan...aber darüber schweige ich besser, da es generell kalt war. Morgens hat man sich dann einfach ein Brötchen mehr geschmiert *g* Das Büffet bietet frisches Obst, frische Brötchen, frische Wurst und Käse, Kaffee, Saft, Joghurt und Quark, Marmelade, Honig, Frischkäse, Milch, Haferflocken, Cornflakes und Graubrot. Für jeden Geschmack ist dort also etwas dabei. Nicht zu vergessen: Stilltee und Kaffee. Getränke (Wasser, Saft, Kaffee, heißes Wasser für Tee) stehen generell den ganzen Tag über bereit, ebenso wie ein Obstkorb mit frischen Früchten. Auch wenn der Besuch sich am Getränkebüffet nicht bedienen soll, darf man dort den ein oder anderen Kaffee mit aufs Zimmer nehmen. Essen ist auf dem Zimmer oder in der Speiseecke vor dem Schwesternzimmer möglich. Und wiegesagt, immer frisch.
Am zweiten Tag besucht einen dann die Babyfotografin um das Neugeborene zu knipsen. Die Preise haben es jedoch ganz schön in sich. Jedoch ist auch hier eine völlig freie Auswahl möglich. Bis zur Entlassung standen Hüftsonographie und Stoffwechsel + Hörtest auf Babys Programm und für die Mama noch die Abschlussuntersuchung am letzten Tag, an dem es auch das gelbe Heft für die Minis gibt. Leider haben sich die Hebammen in den 3 Tagen des statiönären Aufenthaltes sehr rar gemacht. Spatzieren gehen ist mit dem Neugeborenen gar nicht gern gesehen. Kinderwagen sollte man generell erst am Entlassungstag mitbringen, da die Zimmer relativ wenig Platz bieten. Die Betten sind dort immer belegt. Die Station bietet 1 Familienzimmer (so wurde es mir gesagt), ein Stillzimmer (ohne Atmosphre. Da kann man auch im Zimmer stillen...) und wohl auch Einzelzimmer. Jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad mit Dusche, einem Wickeltisch+ Heizstrahler. Zudem ist es üblich, dass die Kinder nach dem Stillen gewogen wären. Auch die Gabe der Zuckerlösung ist dort üblich.
Im Großen und Ganzen kann man in der Uniklinik ohne Weiteres entbinden. Die Möglichkeiten sind dort mehr als gegeben. Jedoch eignet sich die Klinik weniger für Erstgebärende, da die Mitarbeiter dort manchmal mehr als nur ausgelastet sind und man sich schnell auf der Strecke stehen gelassen fühlt. Die Kompetenz der Ärzte und Schwestern ist, wenn man Fragen oder Probleme hat, jedoch wirklich klasse.
1 Kommentar
Darf ich mal fragen, worin die Homo-/Transphobie bestand und wie die sich äußerte? Bin selbst queer mit Behandlungserfahrung an einer assoziierten Einrichtung.