Mein Partner ist Spritzen-Phobiker. Damit hat er das große Uniklinikum Bonn vor eine nicht lösbare Aufgabe gestellt.
Da mein Freund diverse, unklare Symptome hatte, sollte (vom Internisten verordnet) ein möglichst großer Check-Up gemacht werden, also Blutbild "Ultra Plus" :-) sowie Magen- und Darmspiegelung. Von Anfang an klar war, dass mein Freund per Gasnarkose vor den Spiegelungen betäubt werden sollte und dass ihm, während er in Narkose wäre, ein Zugang gelegt werden sollte (Braunüle).
Wir haben uns an alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln gehalten: Wir hatten rechtzeitig die Krankenhauseinweisung, ich habe sie persönlich nach Bonn gebracht, bin von Pontius nach Pilatus gelaufen, habe überall den Namen meines Freundes hinterlassen, überall auf seine Spritzenphobie hingewiesen, an gefühlt tausend "Schaltern" in tausend Abteilungen gewartet, auf der Suche nach einem Ansprechpartner. Nirgends gab es konkrete Auskunft, nirgends eine verbindliche Zusage. Stattdessen die Aufforderung, am Ende der Woche wieder zu kommen und uns um 10 Uhr morgens in der Ambulanz zu melden.
Wir waren püntlich da und mussten 4 (!) Stunden (!!!!) auf ein ca. 10-minütiges Gespräch mit dem Aufnahmearzt warten. Er wusste - selbstverständlich - von nichts und war auch nicht bereit, die mehrfach vorher angefragte Gasnarkose zu terminieren. Zitat: "Mein Oberarzt und ich haben uns überlegt, das machen wir nicht. Wir versuchen es mit Tropfen."
Dazu muss man sagen, dass man es bei meinem Freund bereits 10 Mal ohne Erfolg mit Tropfen versucht hat.
Da wir verzweifelt waren, sind wir trotzdem einige Tage später angetreten.
Kurz: Es war der Alptraum. Es gab, trotz all der Vorarbeit und mehrfachen persönlichen Erscheinens, erst mal kein Bett. Niemand kannte uns, niemand fühlte sich zuständig. Dann hat ein armer Assistenzarzt die Aufnahme gemacht und war natürlich völlig überfordert.
Mein Freund musste sich auf dem Gang umziehen (kein Scherz, leider), bekam dann irgendwann einen vor Dreck starrenden Platz in einem Zimmer zugewiesen, in das ständig brüllende Krankenschwestern und oberflächlich kehrende Putzfrauen einpassierten.
Die Behandlung war ein Desaster: Null Verständnis, dafür jede Menge Stress und Hektik. Mein, wie gesagt, verängstigter Partner wurde unter Druck gesetzt und angeraunzt, alle 3 Minuten kam ein anderer "Behandler" und verfügte das Gegenteil von dem, was der "Behandler" davor beschlossen hatte.
Die Tropfen nützten nicht das Geringste, also wurde die Darmspiegelung ganz ohne Betäubung versucht. Von einem Arzt der "alten Schule", so metzgermäßig, der seinen Spiegelungs-Versuch mit markigen Bemerkungen untermalte. Als mein Freund, der in Sachen Schmerzen sonst kein Ansteller ist, mehrfach wie am Spieß schrie, raunzte der Alt-Arzt: "Man muss auch mal ein bisschen was aushalten können!"
Ich habe die Untersuchung in derselben Sekunde abbrechen lassen. An diesem Punkt war klar, dass der Besuch medizinisch eine Vollpleite war und dass das Krankenhaus auf voller Linie versagt hatte. Wie ging man damit um?
Mein Partner wurde in sein dreckiges Zimmer gebracht und dort stundenlang (!) vergessen. Als wir uns dann selbst entlassen wollten, gab es einen Brief mit, in dem stand, man könne den Mann mit Tropfen nicht gut betäuben.
Wow - die elfte Stelle, die dies erkannte. Gut, dass das große Klinikum es auch noch mal versucht hat.
Fazit: Wir fühlten uns herumgeschubst, entmenscht, gedemütigt, verarscht. Man hat uns nicht zugehört und uns in keinster Weise weitergeholfen.
Ein unterirdisches Krankenhaus.
2 Kommentare
Sehr geehrter Prothesenmann,
gerne würden wir detailliert auf Sie und Ihre Rückmeldung eingehen, respektieren jedoch Ihren Wunsch nach Anonymität.
In unseren Unternehmen ist es uns wichtig, dass jede/r Patient*in mit der nötigen Fachkompetenz und Wertschätzung von unseren Mitarbeitenden behandelt wird. Dementsprechend wird jede Fachpflegeperson ausreichend und fortlaufend geschult, um diesen Anspruch gerecht zu werden.
Um Patientinnen und Patienten sicher von A nach B zu bringen, wie zum Beispiel eine Verlegung auf eine andere Station oder auch Untersuchungen, wurde ein separater Patiententransport eingeführt. Die Transportart wird individuell auf die Bewegungseinschränkung und Bedürfnisse des Patienten angepasst.
Die Besetzungen der patientenführenden Stationen wird täglich und in jeder Schicht überwacht und angepasst. So wird sichergestellt, dass immer ausreichend Fachexpertise zur Verfügung steht und die gesetzlichen Vorgaben der Besetzung gewahrt sind.
Um die Schmerzen unserer Patient*Innen bedarfsgerecht behandeln zu können, skalieren wir den Schmerz im Rahmen einer Schmerzskala. Diese fängt bei 1 an (leichter Schmerz) und hört bei 10 (starker Schmerz) auf. Um direkt darauf reagieren zu können wurden Schmerzstandards entwickelt, die der Arzt/ die Ärztin im Vorfeld festlegt, so das dem Pflegepersonal eine Bedarfsmedikation mit Schmerzanalgesie zu Verfügung steht und diese direkt Verabreichen kann. Medikamente dürfen jedoch generell erst nach Anordnung des Arztes/ der Ärztin verabreicht werden.
Wir wünschen Ihnen auf diesen Weg gute Besserung und wir hoffen das wir Ihnen einen kleinen Einblick in den Klinikalltag geben konnten.
Mit freundlichen Grüßen
Pflegebereichsleitung chir. Zentrum
Stabsleitung der Pflegedirektion