Ich war vom 07.07 – 18.07.2009 in Bad Frankenhausen zur Reha. Ich war sehr froh, dass mir meinen Rententräger eine so prompte und unkomplizierte Hilfe, in Form dieser Reha zu Teil werden ließ. Ich war mit hohen Erwartungen und guten Mutes dorthin gefahren, da ich mir große Hilfe aus der psychologischen Betreuung durch die dortigen Fachkräfte erhoffte. Therapeutische Hilfe, durch welche ich später, nach Beendigung der Reha, in der Lage wäre, in den entsprechenden Situationen im Alltag anders zu reagieren und damit nicht wieder in ein solch seelisches Tief zu stürzen, wie dies zuvor der Fall war.
Leider aber war es dann tatsächlich so, dass schon zu Anfang, als ich mit meinem sieben jährigen Sohn, welcher als Begleitperson mit zur Reha durfte, dort ankam, wurde mir sogleich der erste Therapieplan ausgehändigt, auf dem absolut nicht berücksichtigt wurde, dass die Kinderbetreuung durch Hort und Schule nur bis 15.00 Uhr stattfindet und innerhalb der Klinik kaum eine Betreuung mehr möglich ist.
Obwohl dies bekannt war, bekam ich durchgängig Behandlungstermine, von denen nicht wenige weit über die Zeiten der Kinderbetreuung hinausgingen. Als ich mir das nicht gefallen ließ und um eine Umstellung des Planes bat, galt ich schon als Querulant, wie es den Anschein hatte, denn ich bekam nur eine patzige Antwort. Zitat: «Ihr Kind wird ja da wohl mal allein bleiben können».
Dass die Feinfühligkeit den Patienten gegenüber allerdings auch bei meiner, behandelnden Psychologin mehr als nur zu wünschen übrig ließ, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das erste, was mir eigenartig vor kam war, dass meine Psychologin mir im allerersten Einzelgespräch, ohne mein genaues, psychisches Befinden und meine gegenwärtige Verfassung zu kennen, eine Verlängerung meiner Reha von sechs, auf acht Wochen anbot. Als ich das Angebot ausschlug, weil ich selbst erst einmal sehen wollte, in wie weit mir hier geholfen werden könnte, vermerkte sie dies nur widerwillig in ihren Unterlagen. Im Laufe der ersten und der zweiten Woche sollte ich nun zuerst in die verschieden, mir verordneten Therapieangebote hineinriechen und sehen, ob mir diese zusagen würden. Dies tat ich auch und musste feststellen, dass mir eine Tanztherapie nicht unbedingt zusagen würde, wobei ich dies trotzdem zweimal versuchte.
Die so genannte Gruppentherapie, wurde in der Klinik angepriesen, wie schales Bier und nach den ersten vier Gruppentherapieversuchen erkannte ich, dass es mir danach noch schlechter ging, als vorher. Meiner mehrmaligen Bitte, bei meiner Psychotherapeutin, mir statt der Gruppengespräche mehr Einzelgespräche zu ermöglichen, in denen auf MEINE Probleme eingegangen wird und eine konkrete Lösungen gefunden werden könnten, wie ich in den entsprechenden Situationen, die nach der Reha, im Alltag wieder auf mich zukommen würden, anders reagieren und manche Dinge seelisch nicht mehr so sehr an mich heranlassen könnte, wurde nicht entsprochen. Mit dem lapidaren Verweis darauf, dass in den diversen Gruppentherapien schon viele Leute Auswege gefunden hätten, für ihre psychischen Leiden. Sie vermittelte auch in den Einzelgesprächen stetig den Eindruck, dass die Probleme, mit denen ich zu kämpfen habe nicht so recht Gegenstand von Interesse wären. Dass diese Einzelgespräche, die nur einmal in der Woche stattfanden einfach nur einem Frage/Antwort Spielchen glichen und ich nicht wirklich Hilfe und Rat von ihr zu erwarten hätte, wurde mit schon nach der zweiten
Woche ziemlich bewusst. Der Eindruck eines nicht wirklich existierenden Interesses an den Problemen, der Reha- Patienten wurde einem hier permanent vermittelt.
Was allerdings, so möchte ich betonen, nur für die (meines Erachtens nach aber bei psychosomatischen Leiden wichtigsten Therapie) durch die Psychotherapeuten durchgeführten Gesprächsbehandlungen gilt.
Die verschriebenen Bewegungs- und Beschäftigungstherapien, welche, so muss ich sagen, von ausgezeichneten Therapeuten durchgeführt wurden (z.B.: Trommeln, Bogenschießen, Wasser und Rückengymnastik, sowie Malen, als auch die Moorpackungen, Autogenes Training) und mir im Augenblick sehr gut taten, konnten mich allerdings nur zeitweise von meinen psychischen Problemen ablenken.
Nach einem erneuten psychischen Zusammenbruch fühlte ich mich in dieser Klinik sehr allein gelassen. Das erste was meiner Therapeutin dazu einfiel war, ob ich die Therapie abbrechen wollte. In der Verfassung, in der ich mich befand, für einen Psychotherapeuten wohl eher eine sehr taktlose und unpassende Frage.
Die Krönung allerdings war das vorerst letzte Einzelgespräch mit meiner Therapeutin.
Dies fand schon nach der dritten Woche statt, da sie im Anschluss danach ihren Urlaub antreten wollte. Während der restlichen drei Wochen war kein einziges Einzelgespräch mehr vorgesehen. Auch nicht mit einer anderen Therapeutin. In diesem Gespräch vermittelte sie mir, ohne Umschweife und mit sehr energischem Nachdruck, dass die Therapie nun zum Abschluss kommen sollte und musste (mein Verdacht war, dass dies ihrem Urlaub geschuldet war und sie merkte, dass ihr die Zeit davon laufen würde). Sie war sehr schroff und ungehalten und ich hatte tatsächlich das Gefühl, ich wäre bei einem Gespräch bei meine zynischen Arbeitsberaterin im Arbeitsamt, durch deren Zutun (was sie aus den Gesprächen mit mir wusste) meine psychische Situation mit zum Hauptteil ausgelöst wurde. Sie gab mir zu verstehen:
(Zitat) „Ich müsse auch andere, niedere Arbeitsangebote annehmen oder könnte auch mein Haus, in dem meine pflegebedürftigen Eltern wohnen vermieten, um auch eine Arbeit weiter weg anzunehmen und mein Kind könne auch lernen allein zu beleiben, da es vielen Frauen so ginge, die auch Nachtschichten ableisten würden, wo die Kinder nachts alleine bleiben müssten. Mein Kind wäre (Zitat) mit acht Jahren alt genug, selbstständig zu werden und ich sollte mich doch nicht so haben mit meinem Problem.
Und wenn ich ihre so genannten (wie oben zitierten) „Ratschläge“ nicht annehmen würde, dann könnte sie mir auch nicht helfen.“
Mir stockte ehrlich der Atem, bei diesen Worten und ich konnte nicht mehr viel dazu sagen. Es warf mich in ein solch schwarzes Loch, dass ich Angst hatte, in diesem Augenblick nicht wieder ans Licht zu kommen.
An diesem Tag hatten allerdings noch andere Mitpatienten, die ich aus der Gruppentherapie kannte bei ihr Einzelgespräche und diese berichteten mir im Anschluss, genau das Selbe. Die betreffende Therapeutin war sehr anmaßend, wie mir diese Mitpatienten ebenso schilderten. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass sie vor ihrem Urlaubsantritt tatsächlich noch (um jeden Preis) Erfolge sehen wollte, welche in der gesamten Zeit nicht zu Stande gebracht wurden. Wie auch? Doch eines war danach für mich und auch den anderen Mitpatienten klar, dass man auf diese Art sicher keine psychischen Probleme anderer Menschen zu lösen vermag.
Eine der Mitpatienten wollte sich daraufhin beim zuständigen Chefarzt der Abteilung, über diese Art und Weise beschweren. Es wurde ihr allerdings gesagt, dass der Chefarzt nicht zu sprechen wäre, was den Schluss zuließ, dass diese Probleme bekannt sind und geduldet werden. Ich finde es sehr erschreckend, wie hilfebedürftige Patienten, hoffnungsvoll in eine Reha, in diese Klinik nach Bad Frankenhausen geschickt werden und voller Enttäuschung und Resignation, nach vermeintlichem Abschluss der Behandlungen wieder in genau dem selben schlechten Zustand, wie ich, in ihren alten Alltag entlassen werden. Es kann sicher kaum abzuschätzen sein, wie sich der weitere Werdegang solcher, vor den Kopf gestoßener Patienten, vielleicht in katastrophaler Weise entwickelt. Ich bezweifle, dass dies der Chefetage in diesem Hause tatsächlich klar ist. Das letzte Gruppengespräch, welches von einer anderen Psychologin betreut wurde, zeigte mir, dass ich sehr wohl nicht allein mit meiner Ansicht über die Behandlungen von psychosomatischen Patienten in ihrem Hause da stehe. Ein Großteil der Gruppe führte mit der Psychologin, über beinahe die gesamte Zeit des Gruppengespräches ausschließlich eine Debatte über die Missstände ihrer Problembehandlung in ihrem Hause, worüber die Psychologin selbst sichtlich schockiert zu sein schien. Ein Gruppengespräch kam danach leider nicht mehr in Gang. Verständlicher Weise, denn wenn in den Therapiezeiten vor lauter Problemen über die Art und Weise der Behandlungen oder Nichtbehandlungen diskutiert werden muss, weil es keine andere Möglichkeit gibt, diese hier wirkungsvoll kund zu tun, dann bleibt das Wesentliche, nämlich das Wohl und die Genesung der betroffenen Patienten logischer Weise auf der Strecke. Nun könnte man entgegenhalten, dass es ja eine so genannte „Meckerstunde“ gibt. Doch eigenartiger Weise, wurde diese, genau einen Tag nach diesem kritikreichen Gruppengespräch, in welchem auch viele der betroffenen Patienten geäußert hatten, ihrem verständlichen Frust, in eben jener „Meckerstunde“ Luft zu machen, plötzlich abgesagt. Auch zu den Visiten, in denen immer wieder nach dem Befinden gefragt wurde, wurden die Kritiken und die Beschwerden leider nur notiert und ohne weitere Anmerkungen sicherlich nur in den Akten abgelegt.
Was ich auch undbedingt anführen muss, meinem Sohn, der vom Rententräger, als meine Begleitperson genehmigt worden ist und für den ihre Klinik sicherlich auch ausreichende, finanzielle Mittel erhält, in einem Notfall, mit einer klaffenden Schnittverletzung nicht einmal ein Pflaster zur Verfügung stellen wollte und stur darauf verwies, dass ich mit ihm zum Notarzt fahren sollte, ganz gleich wie.
Ich habe hier, wie viele Patienten, zu dieser Zeit, weder Auto, noch Fahrrad vor Ort gehabt und auch für ein Taxi hätten mir hier, als so genannter Nichtleistungsempfängerin, die finanziellen Mittel gefehlt. Kopfschüttelnd tat sich mir, voller Entsetzen die Frage auf, was wäre, wenn mein Kind oder eines der Kinder anderer Patientinnen hier, in ihrer Klinik einen größeren Unfall erleiden würde? Wäre da auch niemand zuständig, weil mein Kind hier nicht versichert wäre?
In Summe muss ich anmerken, dass sich für mich als Patientin hier mehr Probleme aufgetan haben, als gelöst werden konnten. Zumindest in der psychosomatischen Hinsicht.
Probleme, wie die geschilderten, wurden von meiner Seite und auch nachweislich von Seiten anderer Mitpatienten immer wieder kundgetan (bei den Visiten, bei den
<<zu wenigen>> Gesprächen mit der Psychotherapeutin und auch an anderer Stelle) und fanden nun leider erst zu spät Gehör. Diesen Beschwerdebrief habe ich auch zu Händen des Chefarztes gegeben. Es gab jedoch von dessen Seite keinerlei Reaktion, was für mich, wie schon angemerkt, den Schluss zulässt, dass diese Art von Problemen in diesem Hause durchaus bekannt sind und anscheinend geduldet werden.
Vielleicht sollten der Rententräger doch ab und an einmal den Reha Kliniken etwas mehr auf die Finger schauen. Ich hoffe dass diese Art und Weise, mit psychosomatischen Patienten, die um dringende Hilfe ersuchen umzugehen, nicht in anderen Reha Zentren auch Gang und Gebe sind.
Im Reha Zentrum Bad Frankenhausen jedenfalls wurde mir diese Hilfe nicht zu Teil und, wie ich von einigen anderen Mitpatientinnen und Mitpatienten erfuhr, mit denen ich noch in engem Kontakt stehe, erging es denen ähnlich. Das finde ich sehr erschreckend und denke, dass von ihrer Seite vielleicht Konsequenzen gezogen werden sollten. Ansonsten denke ich, werden immer wieder finanzielle Mittel verschwendet und den Patienten wird trotzdem nicht geholfen, so wie mir. Zudem finde ich es sehr erschreckend, wie mit Kindern, die als Begleitpersonen zu solchen Reha-Kuren mitreisen müssen(weil es teilweise, für die betroffenen Patienten gar nicht anders möglich ist), in diesen Kliniken umgegangen wird(siehe oben genannte Probleme). Keine Spielplätze, keine Spielzimmer, keine medizinische Erstversorgung, ein so kleines Zimmer indem man kaum treten kann.
Mein abschließendes Fazit zu der sechswöchigen Therapie in diesem Hause ist, dass dies zwar einen toller Wellnessurlaub war (in der Hinsicht auf Behandlungen für meinen Körper) aber das eigentliche Problem wurde nicht einmal an der Oberfläche angekratzt.
Das einzig Gute, was mir in dieser Kur widerfahren ist, dass ich neue Freunde gefunden habe und bei einigen Mitpatientinnen und Patienten mehr auf Gehör und Hilfe stieß, als
bei der Psychotherapeutin. Liebe Grüße und lieben Dank möchte ich deshalb an Claudia, Annette, Simone, Ilona, Karin, Urte, Conny, Jutta, Ursel & Michael. Schön euch begegnet zu sein und ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Viele Grüße auch vom „ambulanten Patienten“ an euch alle. Vielen Dank auch an den Ergotherapeuten, den Sporttherapeuten & der Kunsttherapeutin und an die Sozialarbeiterinnen.
1 Kommentar
Hallo Cherry63,
ich würde gerne wissen, ob du von Anfang an 5 Wochen bewilligt bekommen hast? Ich habe in den letzten 3 Jahren 3 künstliche Gelenke bekommen und würde mich sehr freuen, länger als 3 Wochen bleiben zu können. Es ist hilfreich, vorher Einiges zu wissen. Danke und viele Grüße