Ich wurde am 16. Dezember 2008 auf Eigenwunsch in die Klinik Dr. Fontheim Haus 6c eingewiesen. Meine Problematik befasst sich in erster Linie mit einem Beziehungsproblem, welches viele Nebenzweige hat und zusätzlich bekam. Alkoholproblem, Zwangsstörungen, Wahnvorstellungen, selbstverletzendes Verhalten, Umgang mit Stress, Depression und Einsamkeit.
Zunächst hat mir die Klinik eine Menge geholfen. Die Ärzte und das Pflegepersonal waren sehr nett. Aber auch alle Betreuer und Therapeuten aus den Nebenhäusern.
Zunächst wenn man ankommt, scheint alles viel anders als draußen. Alle (auch die Patienten) wirken viel offener, freundlicher und zugänglicher, fast so sensibel, wie ein Irrenhaus – Schuldigung – wie eine Nervenheilanstalt, nun mal sein kann.
Zunächst ging es erstmal aufwärts, einfach auch aus dem Gefühl heraus nicht mehr direkt mit seinem Problem konfrontiert zu sein. Der Tagesablauf, wie bereits von anderen beschrieben, ist wie ein Stundenplan aus der Schule aufgebaut. Aufstehen um 6:30 Uhr über Frühsport, zum Frühstück übers eigentliche Programm (Ergotherapie, Tanztherapie, Chigong, Körperwahrnehmung, Körpertraining, Sport, Shiatsu, Informatik, Einzelgespräche, kurze Einzelgespräche, Gruppentherapie, etc.) bis zur Befindlichkeitsrunde am Abend und dem darauf folgenden Abendbrot um 18:00 Uhr.
Es sieht erstmal nach sehr viel aus. Aber wenn es sich über die gesamte Woche verteilt, gibt es oft Zwischenräume, die zum puren Langweilen da sind.
Haus 6c ist nicht wie ein Krankenhaus aufgebaut. Ganz im Gegenteil! Es ist nach einem typischen Muster nach Christo (mit Bildern an den Wänden) gestaltet – geschmackvolle Idee von Frau Fontheim!
Meine Bezugsschwester war sehr, sehr nett und jeder eignet sich für Smalltalks auf den Gängen oder am (bzw. hinterm) Tresen. So ist zunächst eine nette Atmosphäre geschaffen. An einigen Stellen allerdings auch vielleicht zu locker.
Mein Problem war es, dass es mit mir ab Februar/ März 2009 wieder extrem abwärts ging. Meine Wahnvorstellungen wurden schlimmer, ich verletzte mich zeitweilig selbst und hatte auch Gedanken mich umzubringen. Zunächst reagierten alle sehr offen und besorgt, obwohl viele Sachen untergingen.
Mit der medikamentösen Behandlung (und ich wehrte mich stark dagegen), wurde ich unter Druck gesetzt. Wohlgemerkt, weil man mir helfen wollte.
Doch von einem Moment auf den nächsten hatte ich das Gefühl, alle gegen mich gehabt zu haben. Ich nahm irgendwann die Medikamente (gut 1 ½ Wochen unregelmäßig, weil meine Therapeuten als Bezugsperson nicht da war und ich mich an niemand anderen wenden wollte). Letzten Endes widerrief ich meine Probleme und tat so, als würde ich keine Menschen mehr immer neben mir stehen sehen, die gar nicht da waren.
Der Druck, der auf mir lastete war extrem, zumal meine Vorstellungen mich beeinflussten.
Ab da an achtete keiner mehr auf mich. Verständlich irgendwie. Als ich dann meiner Therapeutin von meiner eigenständigen Medikamentenabsetzung erzählte (am ersten Tag nach ihrem Urlaub) wurde ich von der Oberärztin entlassen.
Für diejenige, mit denen man arbeitet, sollte man versuchen ehrlich umzugehen.
Zu meiner Therapeutin hatte ich sehr viel Vertrauen und konnte jederzeit in Krisen mit ihr reden (auch außerterminlich). Allerdings muss sie alles weiterleiten, was das Vertrauensverhältnis natürlich beeinträchtigt.
Nett, sind sie ursprünglich alle dort, jedoch haben viele keinen Blick, was in einem Vorgeht.
Ein ehemaliger Mitpatient wurde wieder eingewiesen und nach einer Woche auf der Geschlossenen ging er wandern und kam nicht wieder. Vermutlich Selbstmord. Polizei war auch da, habe ich gehört.
Bei Beziehungsproblemen rate ich sich vielleicht teilstationär behandeln zu lassen. Es bringt nichts sich unter Druck setzen zu lassen. Man muss es wirklich wollen.
Was mein damals nicht allzu großes Alkoholproblem betrifft, war es in der Klinikzeit deutlich besser. Ich rate, sich auf jeden Fall schon mal einen Therapeuten nach der Behandlung zurechtzulegen, weil das Problem bei fast jedem besteht (Wartezeiten und so…).
1 Kommentar
Liebe/r Raistling25,
vielen Dank für die positive Rezension. Es freut uns, dass Sie mit dem Aufenthalt und der Behandlung bei uns so zufrieden sind. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!