Juli 2014. Eine Panikattake mit Todesangst verleitet mich dazu, den Rettungsdienst anzurufen. Mit dem RTW fährt man mich in das nächstgelegene zuständige Klinikum für derartige Fälle, der LWL-Klinik Dortmund. Dort werde ich mit der Diagnose Psychose auf die Station 41/9 aufgenommen. Geschlossene Abteilung.
Man bringt mich auf ein 4-Bett-Zimmer, drei Betten davon waren schon belegt.
Der Rucksack, den ich lange vorher schon für den Notfall gepackt hatte, da ich schon psychotische Züge zeigte, wurde noch gründlich untersucht. Es wurden ein paar Tabletten gefunden, die man rausnahm, und "Ausbruchswerkzeug", so nannten sie das Universaltaschenmesser "Leatherman".
Das Handy hatte man mir zuvor ebenfalls abgenommen. Direkt in der Kreuzung Stationstür, Ost- und Westflügel und Dienstzimmer befand sich das Stationstelefon - sehr diskret.
So saß ich nun dort und wusste: So schnell kommst du hier nicht wieder raus.
Bekanntermaßen hat man mit einer Psychose schon genug mit sich selbst zu tun, mit seinen Problemen und Ängsten und allem, was dazugehört.
Die ersten drei Nächte gestalteten sich wohl als die schlimmsten meines Lebens. Gleich, als ich meinen Zimmergenossen gegenüber zum ersten mal sah, hatte ich solche Angst vor ihm und war der festen Überzeugung, er wolle mich umbringen. Hier half mir das Pflegepersonal auch nur bedingt gegen die Angst - mit Dipiperon, einem Neuroleptikum. Um ein Mittel zum Schlafen und gegen die Angst - Tavor - musste ich mehrfach betteln.
Mancherlei Patient wurde von dem Pflegepersonal 3x täglich freiwillig damit "gefüttert"..... der Patient ist ruhig, die Pfleger haben auch mehr Ruhe.....oder?
Nicht nur auf der geschlossenen Abteilung, auch unten vor der Haustür im Raucherpavillion saßen und standen viele Leute einfach nur herum wie Zombies - zugedröhnt mit Medikamenten.
Alles in allem: Die Räumlichkeiten (4-Bett-Zimmer), nur eine Dusche und drei Toiletten auf dem Gang, unfreundliches Pflegepersonal, gewöhnungsbedürftiges Essen, später Therapien wie das Ausmalen von Figuren oder Perlenketten basteln, keine Gesprächstherapien, weder Gruppen- noch Einzelgespräche. - Keine Dinge, die der Gesundung förderlich wären.
Mein einziger Bezug - auch in Form von Gesprächen: Meine Eltern, meine Freundin, meine Familie - die einen versucht haben, aufzubauen. Ich möchte es mir nicht ausmalen, wenn man als Patient allein auf sich gestellt ist. Ohne Therapien, ohne Gespräche (mit Gesunden).
1 Kommentar
Du hast recht. Die Therapie ist dauerhaft ausgefallen. Aber ich fand es nicht so schlimm. Die Therapie wie Malen sowas von langweilig. Es ist aber auch schwierig für die Therapeuten die Besucher in LWL zu befriedigen. Wir kommen, nehmen und gehen. Der Job ist nicht einfach.