Für mich war die Klinik und die ganze Gegend eine große Überraschung. Dieses vergessene, fast verwunschene Tal, wo die Zeit stehengeblieben scheint. Der leicht morbide Charme der historischen Kurorte, wo man manchmal noch erahnt, wie in Spitze gewandete Damen mit großen Hüten lustwandeln. Der weitläufige Kurpark, in dem der Bach lieblich wie früher durch Sumpfwiesen mäandert. Wohl dem Rheumatiker, der hier hinaus kann in die Natur, denn nach dem Park gelangt man in wilde Wälder, schwelgt auf Moosteppichen durch beeindruckende Wildnis, die einen für das Naturerlebnis unseres heimischen Odenwalds verdorben hinterlässt. Selbst war ich nach Hüft-TEP mit zwei Krücken unterwegs, und der nachmittägliche Gang zum Quellhäuschen war für mich Herausforderung genug. Erst gegen Ende der Reha konnte ich, wenn ich wochenends mit dem Auto die Gegend erforscht habe, mich von den Wundersamkeiten der Umgebung verführen lassen. Als Orthopäde-Nerd wußte ich überhaupt nichts von Radonquellen und Staatsbädern, kam einfach hier reingestolpert und habe gerne das Therapieangebot angenommen. Jetzt bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, ob’s was bringt, die Trinkkur soll ja erst mit zwei Monaten Verspätung anschlagen. Was gleich angeschlagen hat, war das gute Essen, ich sage nur, drei Kilo! Wie könnte man da auch widerstehen, dreimal am Tag wird man aufs pünktlichste bewirtet, man muß nicht kochen oder abräumen...und wenn man nicht aus der Gegend kommt, ist sogar die Graupensuppe exotisch. Ein bemerkenswertes Müsliangebot mit selbst zusammenstellbaren Körnern hat sogar mich notorischen Wurstebrotabhängigen auf vegane Abwege gelockt, wenngleich ich eingestehen muß, daß ich zum Magenschluß auch noch ein Ei und etwas Räucherfisch und von dem verführerischen Zwiebelmett brauchte, also Leuz, langsam, langsam! Ihr wisst doch, woher es kommt, und wenn man sich in den Reihen der Patienten so umsieht, waren nur die Rheumatiker bei den Schlanken. Wir sind nicht zum Essen hergekommen. Aber der Rest lohnt sich auch. Allein schon die Tiefenentspannung, daß man mit dem Einchecken alle Verantwortung abgibt. Der Klinikalltag rödelt einen zwar schon um sechs, halb sieben aus Morpheus‘ Armen, aber da es abends nicht mehr viel zu erleben gibt, hat man sich schnell eingependelt. Der Tag ist durchgetaktet, man schleppt sich mit seinem ‚Pferdefutterbeutel‘, einer Umhängetasche mit dem obligaten Therapieheft und Krücken auf kurzen Wegen zu den Anwendungen
1 Kommentar
Sehr geehrter Patient, sehr geehrte Patientin,
wir bedauern sehr, dass Sie mit der ärztlichen Behandlung unzufrieden waren.
Gerne können Sie direkt mit uns Kontakt aufnehmen unter [email protected] und uns Ihre Eindrücke schildern.
Freundliche Grüße
Klinik Bad Brambach