Ich war 2006/2007 acht Wochen in der Klinik und muss sagen, dass es besser nicht geht!
Es gibt sehr wohl für Adipositaspatienten ein extra Schwimmen in den nahegelegenen Bali-Thermen sowie spezielles Ergometer-Training individuell angepasst nach Belastungs-EKG und Frühgymnastik sowie tägliches Walking in verschiedenen Geschwindigkeiten, je nach Leistungsvermögen("ultra","light","long"),nach dem Abendbrot.
Es ist aber zu sagen, dass niemand mit der Peitsche getrieben wird.
Wenn man dorthin geht, sollte man schon wissen, dass man seine Essstörung endlich loswerden will und auch bereit sein, alles dafür zu tun. Und nicht nur um mal zu sagen: "War in der Klinik,hat nichts gebracht."
Daher kann man auch dort nicht seine ESS behandeln LASSEN, im Sinne von "Ich geh mal hin und die machen das dann schon...",( funktioniert vielleicht bei einer Fraktur in der Chirurgie),passiv, sondern man muss es WOLLEN und aktiv daran mitarbeiten.
Die ganze Klinik versteht sich als therapeutische Gemeinschaft, zu der alle Patienten und das gesamte Personal gehören.
Und es funktioniert!
Das Miteinander extrem dünner und extrem dicker sowie bulimischer Menschen ist gegenseitig befruchtender, als ich es vorher gedacht hätte.
Denn die seelischen Probleme sind oft erstaunlich identisch oder ähnlich, man entdeckt Parallelen und hilft sich gegenseitig, egal wie schwer man ist.
Das Personal ist sehr kompetent, freundlich und darauf bedacht, dass der Aufenthalt einem sehr viel bringt.
Man muss beim Essen Verantwortung für sich übernehmen, bei besonders anorektischen Patienten, die weiter abnehmen, gibt es auch die Möglichkeit der Einzelessbetreuung, niemand wird allein gelassen!
Nach ein paar Wochen fährt man für ein paar Tage nach Hause, um zu sehen, wie weit das Erlernte im häuslichen Umfeld schon anwendbar ist ("Realitätstraining"). Anschließend kann man in der Klinik besprechen, wie es gelaufen ist.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Aufenthalt für mich das Beste war, was ich hätte tun können. Zum Glück erfuhr ich von der Klinik und kann sie jedem ans Herz legen, der einen wichtigen Schritt in Richtung Genesung von der ESS wirklich gehen will.
Leider macht die Deutsche Rentenversicherung Bund (ehemals BfA) oft Zicken, was einen Aufenthalt dort bzw. die Länge dessen angeht. Wer sowas auch hat: Kämpft dafür, es lohnt sich!
Am Ende war ich bei weitem nicht der einzige Patient, der Probleme mit dem Abschied von dort hatte...und das kommt nicht von ungefähr!
2 Kommentare
Kleiner Nachtrag von mir:
Das Essen war super und nur am Ende meines 9 Wochen langen Aufenthaltes fing die Hauptmahlzeit an sich zu wiederholen oder ich habe es vorher nicht bemerkt . Hallo, wo gibt es denn sowas, Daumen hoch:-).
Und falls jemand die Pferdetherapie machen sollte: Bitte gaaaanz herzliche und liebe Grüsse an Bella, sie hat mir gezeigt das ich meine Empathie für kleine pferdchen noch nicht verloren habe. :-). Für mich war das kennenlernen mit ihr der tollste Tag während der Reha, ja und die an deren Hilfen dort waren auch ok gg:-).
P. S. Bitte nicht die Katzen dort füttern, es sind Freigänger die ein zu hause haben.
P. P. S. Und die Weihnachtsfeier zu der ich nicht wollte die wirklich sehr schön, bin am nächsten Tag abgereist ohne das nochmal loszuwerden!