Unschönes Gebäude (wohl ehemaliges Ferienheim der Zöllner?) in ziemlicher Entfernung zum Ort, Klinikbus fährt ab Spätnachmittag nicht mehr (also wenn man eigentlich Zeit hätte nach den Anwendungen) und am Wochenende überhaupt nicht, öffentlicher Nahverkehr minimal und Haltestelle nur für Patienten die gut zu Fuß sind zu erreichen. Ohne Pkw ist man praktisch isoliert.
Das kantinenmäßige Essen hat mir in 3 Wochen lediglich 3-4 mal wirklich geschmeckt.
Man wird für Vollkost oder eine andere Variante am Anfang des Aufenthaltes eingetragen und muß dann extra bei der Küche Bescheid sagen, wenn man ein Essen nicht mag. Ich finde die angebotene Art zu kochen altmodisch und hätte Buffet vorgezogen: da hätte ich auf Tütensoßen verzichten können, die viele Speisen unter sich begruben. Die Ermahnung beim Obst "Bitte nur 1 Stück nehmen" ist ja wohl eher nicht ernst zu nehmen, denn bei den zahlreichen ungesunden Dingen wie fetter Blutwurst und Thüringer Mett steht nichts dergleichen, das sollte in einer Klinik für Krebspatienten doch bereits angekommen sein, daß Obst nun nicht gerade "rationiert" werden muß! (Auf Nachfrage: angeblich würde Obst auf den Zimmern liegen und verderben)
Morgens gab es keine Fruchtsäfte, sondern Fruchtsaftgetränke mit Farbstoffen und Aromastoffen, also nicht wirklich gesund. Das Brot abends ist immer das gleiche billige Discounterschnittbrot.
Mein persönliches Negativ-Highlight: Da ich keinen Fisch mag, wurde einmal der Fisch durch zwei Kartoffelknödel mit Leinsamen(?) ersetzt, mein Überraschungs-Essen bestand demnach aus: Kartoffelbrei, Spinat, Mehlsoße und besagten Kartoffelknödel...
Der Etat der Klinik für Mahlzeiten soll bei ca. 4,00 Euro/Person/Tag liegen. Vielleicht liegt es auch daran, daß es nicht mal eine Tasse Kaffee und einen Keks am Nachmittag gibt (wie in jedem Krankenhaus oder Altersheim), man muß Kuchen und Kaffee in der Cafeteria käuflich erwerben.
Mitpatienten berichteten mir von anderen Kliniken mit moderner frischer Küche und Buffet usw., z. B. Boltenhagen
Die Kreativabteilung ist ein Lichtpunkt in der Klinik, der Leiter ist unaufdringlich stets in der Nähe und behilflich und motivierend auch für Patienten, die wenig Erfahrung darin haben, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Leider gilt hier dasselbe wie bei dem öffentlichen Nahverkehr: wenn man Zeit hat, sind die meisten Räume geschlossen und es gibt keine Anleitung mehr.
Die Anwendungen und der Sport waren pünklich und gut, leider kein Qi-Gong oder Yoga oder Pilates oder Krafttraining möglich. Der Trainingsraum für Ergometer usw. ist bis 22.00 geöffnet, das Schwimmbad leider nur auf wenige Stunden begrenzt allgemein offen (fehlende Mittel für Aufsicht?)
Da das Durchschnittsalter der Patienten relativ hoch ist sind die Veranstaltungen dementsprechend: Trachtenvorführungen, Mini-Playback-Show usw. Für jüngere Patienten und die, die sich noch jung fühlen gilt: Für die Unterhaltung sorgt man am besten selber, sonst kann man verzweifeln, ohne Pkw erst recht! Organisierte Fahrten in benachbarte Orte finden öfters nicht statt wegen mangelnder Teilnehmerzahl. Wenn man also Kultur (Eisenach, Gotha, Schmalkalden usw.) erleben möchte, muß man sie außerhalb der Klinik suchen (Lediglich ein Gitarrenabend mit einem Tschechischen Künstler ragte während meiner 3 Wochen Aufenthalt positiv aus dem anspruchslosen Programm heraus)
Ansonsten gibt es noch Diavorträge und ambulanten Kleidungsverkauf und altmodische Modeschauen mit Maßkleidung...
Die Klinik als Gebäude (das Bild auf der Galerie vor dem Speisesaal ist unsäglich!) mit dem Speisesaal im Look der 80er Jahre und leider auch teilweise die Art der Ansprache durch Mitarbeiter strömten einen für mich ungewohnten "DDR-Charme" aus, das Zusammenpacken der Gymnastikmatten erinnert sehr an Turnvater Jahn.
Mitpatienten klagen über Dinge wie nicht schmeckendes Essen oder Anwendungen und Vorträge um 13.00 anstelle einer Mittagsruhe, schlucken ihren Frust aber lieber herunter als ihn an geeigneter Stelle anzusprechen.
Alle meine Anmerkungen wurden vom Chefarzt Dr. Richter in einem persönlichen Gespräch erörtert, es findet also ein zeitnaher Informations-Austausch statt, wenn man Fragen hat, was mir positiv in Erinnerung geblieben ist.
Alles, was mit meiner ärztlichen Untersuchung bei der Aufnahme zusammenhing sowie die verabreichte Antikörperinfusion waren zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Mein Training konnte ich im Therapieplan anpassen an meine Bedürfnisse.
Mein Ehemann hat mich 1 Wochenende besucht und wir haben 60 Euro für diese 1 Übernachtung (in getrennten Zimmern) bezahlt, viel zu teuer für das klägliche Essen und die kleinen Räume (sehr kleines Bad) . Besser ist es wohl, sich im Ort ein Zimmer zu nehmen und sich dann lecker im Restaurant zu versorgen.
Leider war mein Zimmer (B-Trakt) sehr hellhörig, sodaß ich alle Telefonate und Fernsehprogramme und Toilettengänge meines Zimmernachbarn detailliert mitanhören mußte.
Während meines Aufenthaltes konnte ich mich erholen und meine Leistungsfähigkeit erhöhen, was mir sehr gut getan hat, vor allem durch die Sport/Gymnastikangebote. Ich habe mir aufgrund der guten Erfahrung in der Klinik für zuhause einen Crosstrainer gekauft und arbeite weiter an meiner Fitness.
Die psychologischen Möglichkeiten der Stärkung und Begleitung während der Krankheit (kein Vortrag hierzu soweit ich weiß) fand ich insgesamt nicht ausreichend genug betont in der Klinik (verglichen mit dem St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim, wo man mir gleich nach der Entlassung einen Besuch einer Psychoonkologin in der Chemopraxis empfohlen hat. Durch sie wurde ich an Hypnotherapie und andere Techniken herangeführt und das hat mir während etlicher schwieriger Wochen sehr geholfen .) Offenbar sind eine Vielzahl von Patienten nicht an Unterstützung ihrer Psyche in bei der Diagnose Krebs interessiert!?
Ach ja, es gibt in der Klinik einen kostenlosen Internetzugang mit PC (immer besetzt), eine kleine Kegelbahn, wenige Läden mit reduzierten Öffnungszeiten, Friseur, usw....
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Leider musste ich im Vorfeld auch die unfreundliche Art bei der Patientenaufnahme über mich ergehen lassen.