Ês ist sehr schwer einen objektiven und realistischen Erfahrungsbericht über die Fontaneklinik zu schreiben,ohne einen gewissen zeitlichen Abstand zu Einrichtung und Therapie einzuhalten.Ob mein "Abstand"(2,5 Monate)ausreicht , bin ich nicht sicher,aber ich will versuchen subjektive und persönliche (Vor)Urteilezu vermeiden. Meine Suchttherapie erstreckte sich,von Anfang des Jahres 2008 über 16 Wochen bis mitte Mai.Die 2-wöchige Eingewöhnungszeit in der Aufnahmegruppe war auf jeden Fall sehr informativ.Hier wurde durch "Jelinek"-Seminare,Filmvorführungen,Arztvorträge und Gruppengespräche alles nötige Grundwissen zum Thema "Sucht" vermittelt.Die Erläuterungen waren leicht verständlich und umfassend.Diese ,sehr gute Wissensvermittlung, zog sich durch die gesamte Therapiezeit.Des weiteren macht man "Bekanntschaft" mit den Regeln und Verbindlichkeiten der Klinik.Hier ergaben sich die meisten Reibungspunkte-auch für mich.Viele dieser Regeln sind richtig,nötig und logisch(z.B.das Verbot jeglicher Suchtmittel wärend der Therapie).Andere sehe ich auch noch heute als heikel,überflüssig und realitätsfern an(z.B.der Umgang mit den Beziehungen zwischen "Männlein und Weiblein").In dieser Frage wurden sehr oft Unterstellungen,Verdächtigungen und völlig haltlose Mutmaßungen seitens des Klinikpersonals zu Zeitweise unerträglichen Zuständen.Klar,Kurschattenbeziehungen verhindern die Therapie,aber es ist auf keinen Fall normal,daß man sich überlegen muß ,ob man sich mit einer (in meinem Fall) weiblichen Person mehr als einmal unterhält,Malzeiten einnimmt oder Freizeitmöglichkeiten nutzt.Sehr befremdlich stellten sich mir sogenannte "Kontaktsperren "dar. Am Bedeutsamsten für den gesamten Aufenthalt,einschließlich aller inner-und außertherapeutischen Maßnahmen aber ist der Bezugstherapeut.Meiner Meinung nach hängen Erfolg oder Mißerfolg der Therapie,sowie der gesamte Eindruck des Aufenthaltes,im wesentlichen von den Fähigkeiten des jeweiligen Bezugstherapeuten ab.Und hier gab es große Unterschiede.In meinem Fall hatte ich Glück, und so konnte ich in der Gruppe6,unter therapeutischer Leitung von Herrn Klein-Isberner,lernen mich auf das Wesentliche ,nämlich meine Alkoholsucht,zu konzentrieren.Dieser Therapeut hat es verstanden ,die meisten seiner Patienten so zu beeinflussen,daß sie von selbst ,zu wichtigen Erkenntnissen über Verhaltensweisen und damit zu positiveren Einstellungen zur Therapie,der Klinik und deren Regeln ,kommen konnten. Alles Andere,Freizeit,Therapiezeit,Ausgänge,sinnvolle/nichtsinnvolle Regeln,Anweisungen,Beschäftigungen und auch Disziplinierungen kann man so besser verstehen und bewerten.Mit dem Bezugstherapeuten steht und fällt der gesamte Aufenthalt.Wer natürlich von vorn herein nicht Willens ist nachzudenken,Ratschläge anzunehmen und alles besser weiß,wird mit keinem ,der an der Fontaneklinik tätigen,zu 80% guten und sehr guten Therapeuten ,klarkommen.Um es deutlich zu sagen:Therapie in Motzen ist kein Urlaub und manchmal sehr unangenehm,aber mit einem fähigen Therapeuten,hochinteressant,nützlich und erfolgversprechend.Die Klinik ist sonst in allen Berreichen wie:Ärzte,Schwestern,Küche,Freizeit,Sport,Umgebung,ther. Angebote,Sauberkeit,Sicherheit usw..top.Leider gibt es aber auch die weniger fähigen bzw weniger engagierten Mitarbeiter der Klinik.Sowohl bei Schwestern,Ärzten und Therapeuten.Diese sind zwar eindeutig in der Minderheit,stören aber den verdienten guten Ruf der Klinik oft erheblich.Hinzu kommt das das Klinikpersonal den Patienten gegenüber immer geschlossen und einig auftritt ,obwohl manche Entscheidungen von der Mehrheit der Mitarbeiter skeptisch betrachtet,oder sogar abgelehnt werden.Da diese Aktivitäten den Patienten(zu Recht)verborgen bleiben,kann es schon mal zu Unverständnis und Mißstimmungen kommen.Auch Therapeuten sind fehlbar.Wer aber sein Ziel nicht aus den Augen verliert und den nötigen Willen mitbringt ,den werden solche Unzulänglichkeiten nicht aus der Bahn werfen.Ich möchte euch Mut machen .Tut etwas für euch.Ich halte die Fontaneklinik für eine erstklassige Einrichtung dieser Art.Heute bin ich dankbar,daßich hier meine 16 Wochen Therapiezeit verbringen durfte.Ich habe viel gelernt,über mich,die Menschen,das Leben.Es ist gut zu wissen,daß es in diesem Land solche Möglichkeiten gibt,vielen Suchtkranken Menschen zu einer lebenswerten Zukunft zu verhelfen.
1 Kommentar
Man kriegt hier auf jeden Fall nicht garantiert das, was auf dem Etikett steht. Rein theoretisch wäre mein Krankheitsbild in das Behandlungsspektrum der Klinik gefallen – deswegen hatte ich diese ausgewählt. Was ich wirklich brauchte war eine Phase der Ruhe in einer vertrauensvollen Umgebung. Als ob die schroffe und teils wirklich inkompetente Behandlung nicht schon gereicht hätte, durfte ich dann monatelang mit den Folgen und Nachwehen des Klinikaufenthalts kämpfen. Die abrupte und frühzeitige Entlassung ohne jegliche therapeutische Anbindung war traumatisierend genug, noch bevor das Ganze Remmidemmi mit dem Entlassungsbericht losging.
So wie die Klinik im Moment operiert, kann ich diese auf gar keinen Fall weiterempfehlen. Es sollte unbedingt an der Fehlerkultur gearbeitet werden – insbesondere zu bemängeln ist, dass es kein unabhängiges System des Beschwerdemanagements gibt.
Es ist verständlich und natürlich, dass Individuen aber auch Systeme versuchen sich selbst aufrechtzuerhalten und sich vor Schaden zu wahren - dies kann aber nicht auf Kosten der Patienten oder des Fortschritts passieren. Und man hat/hatte hier teilweise das Gefühl, dass es noch 1998 ist