Mir wurden 16 Wochen Therapie genehmigt, und nun ging ich frohen Mutes in diese "Fachklinik" ! In dem Wissen, der Selbsteinsicht, ja, ich habe ein Problem, und möchte das nachhaltig ändern. Kurzum, über meine eigene Lebenssituation war ich mir voll im Klaren, wollte raus aus diesem Sumpf,und war zu allem bereit. Man kann dies auch einen Vertrauensvorschuß in diese Klinik ansehen.
Das Träume bekanntlich jung sterben, sollte bekannt sein, nur in dieser Vehemenz, das hätte ich niemals gedacht. Bereits der Empfang war sehr distanziert,kühl und absolut unfreundlich. Dann ging es zur Aufnahmestation. Da ich gewarnt war von Patienten aus einer anderen Klinik, die ich persönlich kenne, sagte ich, Handy habe ich nicht. Ich lasse mir meine Privatssphäre nicht nehmen. Blut abnehmen,Pusten,okay, das muß sein,sehe ich ein. Ich war aber bei Einlieferung bereits 4 Wochen trocken, mein Gamma GT Wert war hervorragend. Klar, andere kamen mit 2 Promille, ich sehe ein,das da eine Regelung her muß.
Nach einer Woche kam ich dann auf mein "richtiges" Zimmer,eng, muffig, 2-Bett Zimmer, ich hatte Glück mit meinem Zimmergenossen, das gehört auch dazu.
Das erste was ich lernen mußte,das alles in der Gruppe erörtert werden muß. Ich war in Gruppe 11, ein gemischter Haufen aus Boarder Linern, Junkies und --wie ich-- Alkis, 6 Frauen, 6 Männer.
Da ich aber,von wenigen Ausnahmen abgesehen, überhaupt keine Lust hatte, mich anderen mitzuteilen, Menschen, die weder geistig noch kulturell auf meiner Wellenlänge lagen,wurde ich oft als verklemmt und hochnäsig angesehen. Dazu Zickenkrieg,wo die Klinik aber wirklich nix für kann.
Am Schlimmsten waren diese Mammutsitzungen über mehrere Stunden im Plenum. Das öffentliche, Vorführen am Nasenring durch die Manege, die gierigen Ohren waren überall zu spüren, das man sein innerstes ICH an den Tag legt, um dann nicht etwa Hilfe zu bekommen, sondern scheinbar das Bloßstellen jeder Persönlichkeit zum Ziel hatte, das erinnert sehr an eine Sekte.
Als dann der Frau nichts mehr einfiel,eben, weil ich sie in vielen Dingen wiederlegen konnte, wurde mir eine stark narßistische Persönlichkeit attestiert. Noch schlimmer war es, vor jeder Sitzung dieses sogenannte Auditorium zu machen"Ich bin ganz ruhig" etc. so ein--in meinen Augen--Schwachsinn!
Wofür die Therapeuten ihr Geld bekommen weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich hatte in 8 Wochen 2 Einzelgespräche, eines, weil ich bereits nach 4 Wochen meine Koffer packte, und man doch mit Mann und Maus versuchte, mich weich zu kochen. Das andere,weil mich jemand "angeschissen" hatte, wer, blieb natürlich geheim.
Ich hinterfrage hier ganz bewusst die Zielsetzung dieser Klinik. Will man den Willen jedes einzelnen brechen,koste es was es wolle? Eine Therapie als solches findet gar nicht statt, es sei denn in der Gruppe, wo aber lieber dann über irgendeinen Dünnschiss gesprochen wurde als alles andere.
Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die mit Auflage da waren, d.h. Fredeburg oder Knast. Allesamt dieser Leute gingen freiwillig in den Knast zurück, mit einigen habe ich noch regen E-Mail Kontakt.
Man hat überhaupt keinen persönlichen Freiraum, nicht einmal auf dem stillen Örtchen. Hilfe von außen ? Fehlanzeige.
Fernseher auf dem Zimmer ? Ja was träumt ihr denn ?
Internet Zugang, meinetwegen auch kostenpflichtig ? Fehlanzeige!
Man kann aber sehr erfolgreich lernen,andere zu denunzieren und anzuprangern. Ich habe davon Abstand genommen. Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant.
Zum Thema ärztliche Betreuung, wenn man das überhaupt so nennen darf. Ein deutschsprachiger Arzt ist schwer zu finden. Damit will ich nicht die Kompetenz derer in Frage stellen, nur, was machen die da ? Als ich nach 5 Wochen eine Magen/Darm Infektion hatte,hieß es nur,das ist der Entzug. Ich habe mich fast weggelegt über derartige Inkompetenz.
Zum Thema Küche. Ich bin bestimmt kein Gourmet im landläufigen Sinne, nur, was da teilweise angeboten wurde, grenzt an Körperverletzung. Man sollte Warnschilder aufstellen am Speisesaal.
Dazu ein Speisesaal für ca. 300 Personen, also eine sehr anheimelnde Atmosphäre, um sein Mahl in Ruhe zu genießen.
Unterm Strich: Ich bin nach wie vor trocken,das war ich aber vor Bad Fredeburg schon.
Mein Resumee lautet: Wer krank werden will, sein letztes Fünkchen Ehre und Selbstbewußtsein verlieren will, ist dort meiner Meinung nach bestens aufgehoben.
Wer allerdings Hilfe sucht, wird in meinen Augen jäh und bitter enttäuscht.
Mein Tipp: Macht einen großen Bogen um diese"Fachklinik" !
Auf deren Homepage wird meiner Meinung nach gelogen,das sich die Balken biegen.
1 Kommentar
Hallo neaviva,
Ihr positives Fazit über Ihre Zeit in der Johannesbad Fachklinik Fredeburg, freut uns sehr.
Ich wünsche Ihnen einen guten Jahresendspurt. Bleiben Sie gesund.
Viele Grüße aus Bad Fredeburg,
Bastian Honekamp
Öffentlichkeitsarbeit