In der Zeit vom 8.7. bis 29.7.09 hielt ich mich in der Median Klinik Bad Lausick auf. Der Grund waren dauerhafte Bandscheibenbeschwerden. Da dauerhafte Schmerzen auch psychisch eine Belastung sind, war ich sozusagen kurreif.
Unter der Überschrift „ Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Arbeitskraft“ erhielt ich diese Rehabilitationsmaßnahme durch die Rentenversicherung.
Schon bei Eintreffen in der Klinik wollte ich kehrt machen. Ich sah nur Menschen mit Gehhilfen, Rollatoren, „Stützkorsagen“ und im fortgeschrittenen Alter. Da das Profil der Klinik so ausgerichtet ist, hätte ich das erwarten müssen, aber die Wirkung auf mich war doch erschreckend und Angst machend. Meine Schmerzen verstärkten sich spontan.
Dann der nächste Schock, alles im Gebäude in weiß gehalten, Möbel, Wände, Bettwäsche usw. Das Personal in weißer Klinikkleidung. Es wirkte steril und kalt, so dass sich Unwohlsein und das Gefühl abgeschoben zu sein, spontan entfaltete. Ich kam mir vor wie in einem Krankenhaus.
Das Zimmer war praktisch eingerichtet, die Sauberkeit war sehr gut, tägliche Reinigung, einmal Bettwäschewechsel und Handtücher alle zwei Tage.
Die Kosten für die Nutzung der Telefonanlage sind eine Unverschämtheit. Das Handyverbot ist unbotmäßig, da nach heutigem Stand der Technik, keine Gefahren mehr für die medizinischen Geräte besteht.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Verbot nur deshalb besteht, die Nutzung der Telefonanlage zu favorisieren.
Was das Essen betrifft, hungern musste man nicht. Doch das Salat- und Obstangebot ließen zu wünschen übrig. Weiterhin waren die Gänge der Mittagsmahlzeit nie heiß, sondern nur lauwarm. Lange Schlangen vor den Essenstheken ließen ostalgische Erinnerungen aufkommen.
Die therapeutischen Anwendungen waren für mich sehr gut und auch ausreichend. Zu Bedauern war jedoch, dass es keine Massagen gab, auch nicht gegen Bezahlung.
Da ich der Meinung bin, eine Kur ist nicht nur von der therapeutischen Seite zu betrachten sondern auch von psychischen, sind hier die seelischen Befindlichkeiten völlig außer Acht gelassen worden. Eine sog. Cafetéria hatte von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Das Angebot war mäßig. Die dazugehörigen Tische und Stühle befanden sich quasi auf dem Flur, wie in einer Bahnhofshalle.
Abends war kein gemütliches Beisammensein möglich. Ein kleines Café, wo man mal ein Glas Wein genießen kann, gibt es nicht. Wer gut zu Fuß ist, kann wenigstens die gastronomischen Einrichtungen in Bad Lausick besuchen. Der Einfallsreichtum einiger Patienten führte gar dazu, dass fünf Frauen es sich auf dem Parkplatz unter den aufgeklappten Kofferklappen ihrer Autos „gemütlich“ machten. Sie konnten froh sein, dass das Wetter mitspielte.
Nach dem Abendbrot war es einfach wie ausgestorben auf dem Klinikareal. Bad Lausick selbst verdient den Namen einer Kurstadt schon gar nicht. Kulturell passierte in der Klinik gar nichts, dafür wurden Vorträge fünf an der Zahl, jedem Patienten übergeholfen. Wahrscheinlich als Ausgleich für die verkürzte Rückenschule. Früher 10mal , jetzt nur noch 4mal …….
Die Therapeuten und die mich behandelnde Ärztin fand ich gut, die Reinigungsfrauen ebenso, die Sevierkräfte im Essenraum zeigten sich häufig genervt.
Da die Therapiezeiten durch ein Computerprogramm ermittelt werden, kommt es zu nicht nachvollziehbaren Anordnungen.
Zum Beispiel Schwimmtherapie oder Muckibude nach dem Mittagessen (macht sich schlecht mit vollem Magen).
Eine Frage stellte sich mir noch im Nachgang, wieso erfolgt keine Einweisung der Patienten, wie im Falle einer Katastrophe gehandelt werden soll (Brand, Notausgänge usw.)
Pünktlich um 22.30 Uhr wird der Eingang verschlossen. Im Foyer sitzt niemand, es ist nur eine Schwester im Hause und ein Arzt. Was passiert bei Panik, wenn der Haupteingang verschlossen ist?
Warum gibt es keinen bewachten Parkplatz? Einen Obolus würde wohl jeder entrichten, ehe er mit leer geräumtem Tank da steht, wie ja passiert!
Obwohl sich mein körperlicher Zustand während des Aufenthaltes gebessert hat, würde ich diese Einrichtung nicht empfehlen.
1 Kommentar
Sehr geehrte Frau Bürger,
ich danke Ihnen sehr für das offene und freundliche Gespräch. Ihre Hinweise werden wir im Team auswerten und Lösungen erarbeiten.
Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Birgid Gebler